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Fontane, Theodor: Der Stechlin. Berlin, 1899.

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"Na, das is immer das beste. Vermutlich Georgs¬
thaler oder so was; Dreißigjähriger Krieg. Es war ja
'ne gräßliche Zeit. Aber daß sie damals aus Angst und
Not so viel verbuddelt haben, das is doch auch wieder
ein Segen. Is es denn viel?"

"Wie man's nehmen will, Herr Major; praktisch
und profan angesehen ist es nicht viel, aber wissenschaft¬
lich angesehen ist es allerdings viel. Nämlich drei
römische Münzen, zwei von Diokletian und eine von
Caracalla."

"Na, die passen wenigstens. Diokletian war ja
wohl der mit der Christenverfolgung. Aber ich glaube,
es war am Ende nicht so schlimm. Verfolgt wird immer.
Und mitunter sind die Verfolgten obenauf."

Dabei lachte der Alte. Dann rief er Engelke, daß
er den Honig herausnehme. Krippenstapel aber verab¬
schiedete sich, seine leere Terrine vorsichtig im Arm.


„Na, das is immer das beſte. Vermutlich Georgs¬
thaler oder ſo was; Dreißigjähriger Krieg. Es war ja
'ne gräßliche Zeit. Aber daß ſie damals aus Angſt und
Not ſo viel verbuddelt haben, das is doch auch wieder
ein Segen. Is es denn viel?“

„Wie man's nehmen will, Herr Major; praktiſch
und profan angeſehen iſt es nicht viel, aber wiſſenſchaft¬
lich angeſehen iſt es allerdings viel. Nämlich drei
römiſche Münzen, zwei von Diokletian und eine von
Caracalla.“

„Na, die paſſen wenigſtens. Diokletian war ja
wohl der mit der Chriſtenverfolgung. Aber ich glaube,
es war am Ende nicht ſo ſchlimm. Verfolgt wird immer.
Und mitunter ſind die Verfolgten obenauf.“

Dabei lachte der Alte. Dann rief er Engelke, daß
er den Honig herausnehme. Krippenſtapel aber verab¬
ſchiedete ſich, ſeine leere Terrine vorſichtig im Arm.


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[479/0486] „Na, das is immer das beſte. Vermutlich Georgs¬ thaler oder ſo was; Dreißigjähriger Krieg. Es war ja 'ne gräßliche Zeit. Aber daß ſie damals aus Angſt und Not ſo viel verbuddelt haben, das is doch auch wieder ein Segen. Is es denn viel?“ „Wie man's nehmen will, Herr Major; praktiſch und profan angeſehen iſt es nicht viel, aber wiſſenſchaft¬ lich angeſehen iſt es allerdings viel. Nämlich drei römiſche Münzen, zwei von Diokletian und eine von Caracalla.“ „Na, die paſſen wenigſtens. Diokletian war ja wohl der mit der Chriſtenverfolgung. Aber ich glaube, es war am Ende nicht ſo ſchlimm. Verfolgt wird immer. Und mitunter ſind die Verfolgten obenauf.“ Dabei lachte der Alte. Dann rief er Engelke, daß er den Honig herausnehme. Krippenſtapel aber verab¬ ſchiedete ſich, ſeine leere Terrine vorſichtig im Arm.

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Der Stechlin. Berlin, 1899, S. 479. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_stechlin_1899/486>, abgerufen am 26.04.2024.