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Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 3. Berlin, 1794.

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stillen Genuß; umrauscht mich sanft zur
nachsinnenden, nachempfindenden Ruhe!
Ich bin des Schauens für heute satt, und
erliege unter der Unerschöpflichkeit der
Natur; ich sehne mich nach mir selbst. --
Des heutigen Tages tausendfaltige Bilder
einen Augenblick nur im Vorübergehen auf-
zufassen, ohne sie festhalten zu können, ist
Herabwürdigung zum leblosen Spiegel: sie
alle zu verzehren, alle ins eigene Wesen
verwandeln zu wollen, stürmisches Schwel-
gen, ohne Zweck, wie ohne Empfindung.
Wie wohl ist mir in dieser Einsamkeit!
Hier will ich nicht mehr mit umherspähen-
dem Blick den Gegenständen nachjagen;
nicht mit Anstrengung und Spannkraft ha-
schen, was mir links und rechts entfliehen
will; nein, ich entbinde meine Sinne ih-
res Dienstes, und überlasse mich leidend
dem all-eindringenden Berühren der Natur.

stillen Genuß; umrauscht mich sanft zur
nachsinnenden, nachempfindenden Ruhe!
Ich bin des Schauens für heute satt, und
erliege unter der Unerschöpflichkeit der
Natur; ich sehne mich nach mir selbst. —
Des heutigen Tages tausendfaltige Bilder
einen Augenblick nur im Vorübergehen auf-
zufassen, ohne sie festhalten zu können, ist
Herabwürdigung zum leblosen Spiegel: sie
alle zu verzehren, alle ins eigene Wesen
verwandeln zu wollen, stürmisches Schwel-
gen, ohne Zweck, wie ohne Empfindung.
Wie wohl ist mir in dieser Einsamkeit!
Hier will ich nicht mehr mit umherspähen-
dem Blick den Gegenständen nachjagen;
nicht mit Anstrengung und Spannkraft ha-
schen, was mir links und rechts entfliehen
will; nein, ich entbinde meine Sinne ih-
res Dienstes, und überlasse mich leidend
dem all-eindringenden Berühren der Natur.

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[190/0213] stillen Genuß; umrauscht mich sanft zur nachsinnenden, nachempfindenden Ruhe! Ich bin des Schauens für heute satt, und erliege unter der Unerschöpflichkeit der Natur; ich sehne mich nach mir selbst. — Des heutigen Tages tausendfaltige Bilder einen Augenblick nur im Vorübergehen auf- zufassen, ohne sie festhalten zu können, ist Herabwürdigung zum leblosen Spiegel: sie alle zu verzehren, alle ins eigene Wesen verwandeln zu wollen, stürmisches Schwel- gen, ohne Zweck, wie ohne Empfindung. Wie wohl ist mir in dieser Einsamkeit! Hier will ich nicht mehr mit umherspähen- dem Blick den Gegenständen nachjagen; nicht mit Anstrengung und Spannkraft ha- schen, was mir links und rechts entfliehen will; nein, ich entbinde meine Sinne ih- res Dienstes, und überlasse mich leidend dem all-eindringenden Berühren der Natur.

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 3. Berlin, 1794, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein03_1794/213>, abgerufen am 26.04.2024.