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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.

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in den Jahren 1772 bis 1775.
drer Orten gerathen. Besonders rühmte man, daß die europäischen Eichen1772.
Novem-
ber.

dort gut fortkämen, und nebst einem stattlichen Ansehen auch eine beträchtliche
Höhe erreicht hätten. Bey der Stadt hingegen wollen sie nicht recht fort; denn
die größten, die wir daselbst sahen, waren nicht über dreyßig Fuß hoch. In
den weiter Land-einwärts gelegenen Bergen giebt es ohne Zweifel Metall, be-
sonders Eisen und Kupfer; von diesen beyden Erzarten zeigte uns Herr Hemmy
etliche Stufen vor, und da verschiedene Stämme der Hottentotten sie zu schmel-
zen wissen, so müssen sie reichhaltig und leicht in Fluß zu bringen seyn. Man
findet auch im Innern des Landes heiße Quellen, darunter vorzüglich eine ist,
deren sich die Einwohner am Cap bedienen, weil sie nur drey Tagereisen weit
von der Stadt liegt. Sie soll gegen Krankheiten der Haut und andre Zufälle
gut seyn, und muß also wohl viel Schwefel enthalten.

In dem Pflanzenreiche herrscht hier eine verwundernswürdige Man-
nigfaltigkeit. Ohngeachtet wir uns gar nicht lange allhier auf hielten, fanden
wir dennoch verschiedne neue Arten, und zwar nahe bey der Stadt, wo wir sie
gerade am wenigsten vermuthet hätten. So beträchtlich daher auch die Samm-
lungen unsrer bisherigen Kräuterkenner in diesem Lande ausgefallen sind, so ha-
ben Dr. Sparrmann und der gelehrte Dr. Thunberg *) doch noch mehr als Tau-
send ganz neue Arten hier angetroffen. Das Thierreich ist verhältnißmäßig eben
so reich. Die größten vierfüßigen Thiere, der Elephant, das Rhinoceros und
die Giraffe oder das Camelopardalis sind in dieser Spitze von Africa zu Haus.
Die beyden ersten Arten fanden sich sonst innerhalb der nächsten funfzig Meilen
von der Stadt; sie sind aber so häufig gejagt und verfolgt worden, daß sie jetzt,

*) Ein geschickter Schüler des Herrn von Linne, der zuerst D. Burmans Kräuter-
sammlung zu Leyden in Ordnung brachte, darauf drey Jahre lang am Kap botanisirte,
und, nach mancher daselbst gemachten neuen Entdeckung, auf Kosten der Ostindischen Com-
pagnie nach Batavia geschickt ward, um von da im Jahr 1775 nach Japan zu gehen.
Auf D. Sparrmanns Bitte nahm er Herrn Franz Masson, einen Unter-Gärtner des
Königlichen Gartens zu Kew, mit auf seine botanischen Reisen am Cap. Dieser Masson
war an Bord der Resolution nach dem Cap gesandt worden, um sowohl frische Pflan-
zen als auch Gesäme für den Königlichen botanischen Garten, nach England zu bringen.
D. Thunberg lehrte ihn was merkwürdig war, und er ist mit einer reichen Erndte nach
England zurückgekommen.
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in den Jahren 1772 bis 1775.
drer Orten gerathen. Beſonders ruͤhmte man, daß die europaͤiſchen Eichen1772.
Novem-
ber.

dort gut fortkaͤmen, und nebſt einem ſtattlichen Anſehen auch eine betraͤchtliche
Hoͤhe erreicht haͤtten. Bey der Stadt hingegen wollen ſie nicht recht fort; denn
die groͤßten, die wir daſelbſt ſahen, waren nicht uͤber dreyßig Fuß hoch. In
den weiter Land-einwaͤrts gelegenen Bergen giebt es ohne Zweifel Metall, be-
ſonders Eiſen und Kupfer; von dieſen beyden Erzarten zeigte uns Herr Hemmy
etliche Stufen vor, und da verſchiedene Staͤmme der Hottentotten ſie zu ſchmel-
zen wiſſen, ſo muͤſſen ſie reichhaltig und leicht in Fluß zu bringen ſeyn. Man
findet auch im Innern des Landes heiße Quellen, darunter vorzuͤglich eine iſt,
deren ſich die Einwohner am Cap bedienen, weil ſie nur drey Tagereiſen weit
von der Stadt liegt. Sie ſoll gegen Krankheiten der Haut und andre Zufaͤlle
gut ſeyn, und muß alſo wohl viel Schwefel enthalten.

In dem Pflanzenreiche herrſcht hier eine verwundernswuͤrdige Man-
nigfaltigkeit. Ohngeachtet wir uns gar nicht lange allhier auf hielten, fanden
wir dennoch verſchiedne neue Arten, und zwar nahe bey der Stadt, wo wir ſie
gerade am wenigſten vermuthet haͤtten. So betraͤchtlich daher auch die Samm-
lungen unſrer bisherigen Kraͤuterkenner in dieſem Lande ausgefallen ſind, ſo ha-
ben Dr. Sparrmann und der gelehrte Dr. Thunberg *) doch noch mehr als Tau-
ſend ganz neue Arten hier angetroffen. Das Thierreich iſt verhaͤltnißmaͤßig eben
ſo reich. Die groͤßten vierfuͤßigen Thiere, der Elephant, das Rhinoceros und
die Giraffe oder das Camelopardalis ſind in dieſer Spitze von Africa zu Haus.
Die beyden erſten Arten fanden ſich ſonſt innerhalb der naͤchſten funfzig Meilen
von der Stadt; ſie ſind aber ſo haͤufig gejagt und verfolgt worden, daß ſie jetzt,

*) Ein geſchickter Schuͤler des Herrn von Linné, der zuerſt D. Burmans Kraͤuter-
ſammlung zu Leyden in Ordnung brachte, darauf drey Jahre lang am Kap botaniſirte,
und, nach mancher daſelbſt gemachten neuen Entdeckung, auf Koſten der Oſtindiſchen Com-
pagnie nach Batavia geſchickt ward, um von da im Jahr 1775 nach Japan zu gehen.
Auf D. Sparrmanns Bitte nahm er Herrn Franz Maſſon, einen Unter-Gaͤrtner des
Koͤniglichen Gartens zu Kew, mit auf ſeine botaniſchen Reiſen am Cap. Dieſer Maſſon
war an Bord der Reſolution nach dem Cap geſandt worden, um ſowohl friſche Pflan-
zen als auch Geſaͤme fuͤr den Koͤniglichen botaniſchen Garten, nach England zu bringen.
D. Thunberg lehrte ihn was merkwuͤrdig war, und er iſt mit einer reichen Erndte nach
England zuruͤckgekommen.
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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778/106>, abgerufen am 26.04.2024.