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Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 1. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820.

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Ansichten entfernt! Zwar höchst geschmackvoll wa-
ren die neuen Schöpfungen, aber auch eben so
einfach; die Wohnung, von mäßiger Größe, war
nur für eine häuslich glückliche Familie berechnet,
in den Gärten Schönheit mit Nützlichkeit ge-
paart. Die ersparten Summen kamen ihm gut
zu Statten, seinen ländlichen Freunden auf zu
helfen, und seinem neuen Wirthschaftsysteme
Schwung zu geben. Gegen das Ende des Kar-
navals hatten seine Pariser Freunde bestimmt auf
seine Gegenwart gerechnet, und ihm vielfältig
ihre Erfindungen für die letzten Maskenbälle
mitgetheilt, woran er theilnehmen sollte. Er
lehnte ihre Einladungen ab; doch veranlaßten
sie ihn zu dem Einfall, zum Fastnachtabend
nach Aix zu reisen, um der dortigen Maskera-
de beizuwohnen. Mit innigem Vergnügen be-
trat er diese Stadt wieder, wo sein Geist die
erste Nahrung erhalten, und wo noch so viele
seiner Jugendgespielen lebten. Mancher von
ihnen, der sonst mit ihm in einer Klasse ge-
wetteifert hatte, riß jetzt auf der Redner-
bühne des Parlements durch seine feurige
Beredtsamkeit hin. Einer derselben -- ich nenne

Anſichten entfernt! Zwar hoͤchſt geſchmackvoll wa-
ren die neuen Schoͤpfungen, aber auch eben ſo
einfach; die Wohnung, von maͤßiger Groͤße, war
nur fuͤr eine haͤuslich gluͤckliche Familie berechnet,
in den Gaͤrten Schoͤnheit mit Nuͤtzlichkeit ge-
paart. Die erſparten Summen kamen ihm gut
zu Statten, ſeinen laͤndlichen Freunden auf zu
helfen, und ſeinem neuen Wirthſchaftſyſteme
Schwung zu geben. Gegen das Ende des Kar-
navals hatten ſeine Pariſer Freunde beſtimmt auf
ſeine Gegenwart gerechnet, und ihm vielfaͤltig
ihre Erfindungen fuͤr die letzten Maskenbaͤlle
mitgetheilt, woran er theilnehmen ſollte. Er
lehnte ihre Einladungen ab; doch veranlaßten
ſie ihn zu dem Einfall, zum Faſtnachtabend
nach Aix zu reiſen, um der dortigen Maskera-
de beizuwohnen. Mit innigem Vergnuͤgen be-
trat er dieſe Stadt wieder, wo ſein Geiſt die
erſte Nahrung erhalten, und wo noch ſo viele
ſeiner Jugendgeſpielen lebten. Mancher von
ihnen, der ſonſt mit ihm in einer Klaſſe ge-
wetteifert hatte, riß jetzt auf der Redner-
buͤhne des Parlements durch ſeine feurige
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[29/0037] Anſichten entfernt! Zwar hoͤchſt geſchmackvoll wa- ren die neuen Schoͤpfungen, aber auch eben ſo einfach; die Wohnung, von maͤßiger Groͤße, war nur fuͤr eine haͤuslich gluͤckliche Familie berechnet, in den Gaͤrten Schoͤnheit mit Nuͤtzlichkeit ge- paart. Die erſparten Summen kamen ihm gut zu Statten, ſeinen laͤndlichen Freunden auf zu helfen, und ſeinem neuen Wirthſchaftſyſteme Schwung zu geben. Gegen das Ende des Kar- navals hatten ſeine Pariſer Freunde beſtimmt auf ſeine Gegenwart gerechnet, und ihm vielfaͤltig ihre Erfindungen fuͤr die letzten Maskenbaͤlle mitgetheilt, woran er theilnehmen ſollte. Er lehnte ihre Einladungen ab; doch veranlaßten ſie ihn zu dem Einfall, zum Faſtnachtabend nach Aix zu reiſen, um der dortigen Maskera- de beizuwohnen. Mit innigem Vergnuͤgen be- trat er dieſe Stadt wieder, wo ſein Geiſt die erſte Nahrung erhalten, und wo noch ſo viele ſeiner Jugendgeſpielen lebten. Mancher von ihnen, der ſonſt mit ihm in einer Klaſſe ge- wetteifert hatte, riß jetzt auf der Redner- buͤhne des Parlements durch ſeine feurige Beredtſamkeit hin. Einer derſelben — ich nenne

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Zitationshilfe: Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 1. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/froelich_virginia01_1820/37>, abgerufen am 26.04.2024.