Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Füchsel, Georg Christian]: Entwurf zu der ältesten Erd- und Menschengeschichte. Frankfurt u. a., 1773.

Bild:
<< vorherige Seite
§. 138.

Es muß vielmehr die Einwirkung der Sinn-
lichkeiten, weil die Sinne und Empfindungen al-
ler Menschenarten überhaupt gleich sind, und sie
eben wie wir fühlen, riechen, schmecken, sehen
und hören, in allen, von gleichen Dingen, einen
gleichen Bemerkungssinn verschaffen, und also
auch alle Sprachen, von dieser Seite, sie mögen
erlernet oder erfunden seyn, etwas in der Gestalt
ähnliches mit einander gemein haben; ob sie
gleich neben dem gänzlich von einander abweichen
können, ja fast abweichen müssen.

§. 139.

Denn da die Sinne, durch die Uebung der Un-
terscheidungskraft eine gewisse Schärfe und Auf-
merksamkeit erlangen, ausser dem aber stumpf
und unachtsam bleiben, auch gar viel zufälliges
der Empfindungen, vermöge der Gewohnheit für
uns zu einem besondern Unterschiede der Sinnen
werden, endlich da selbst die Sinnlichkeiten nicht
überall weder an sich noch in ihren Umständen

diesel-
§. 138.

Es muß vielmehr die Einwirkung der Sinn-
lichkeiten, weil die Sinne und Empfindungen al-
ler Menſchenarten uͤberhaupt gleich ſind, und ſie
eben wie wir fuͤhlen, riechen, ſchmecken, ſehen
und hoͤren, in allen, von gleichen Dingen, einen
gleichen Bemerkungsſinn verſchaffen, und alſo
auch alle Sprachen, von dieſer Seite, ſie moͤgen
erlernet oder erfunden ſeyn, etwas in der Geſtalt
aͤhnliches mit einander gemein haben; ob ſie
gleich neben dem gaͤnzlich von einander abweichen
koͤnnen, ja faſt abweichen muͤſſen.

§. 139.

Denn da die Sinne, durch die Uebung der Un-
terſcheidungskraft eine gewiſſe Schaͤrfe und Auf-
merkſamkeit erlangen, auſſer dem aber ſtumpf
und unachtſam bleiben, auch gar viel zufaͤlliges
der Empfindungen, vermoͤge der Gewohnheit fuͤr
uns zu einem beſondern Unterſchiede der Sinnen
werden, endlich da ſelbſt die Sinnlichkeiten nicht
uͤberall weder an ſich noch in ihren Umſtaͤnden

dieſel-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0116" n="104"/>
        <div n="2">
          <head>§. 138.</head><lb/>
          <p>Es muß vielmehr die Einwirkung der Sinn-<lb/>
lichkeiten, weil die Sinne und Empfindungen al-<lb/>
ler Men&#x017F;chenarten u&#x0364;berhaupt gleich &#x017F;ind, und &#x017F;ie<lb/>
eben wie wir fu&#x0364;hlen, riechen, &#x017F;chmecken, &#x017F;ehen<lb/>
und ho&#x0364;ren, in allen, von gleichen Dingen, einen<lb/>
gleichen Bemerkungs&#x017F;inn ver&#x017F;chaffen, und al&#x017F;o<lb/>
auch alle Sprachen, von die&#x017F;er Seite, &#x017F;ie mo&#x0364;gen<lb/>
erlernet oder erfunden &#x017F;eyn, etwas in der Ge&#x017F;talt<lb/>
a&#x0364;hnliches mit einander gemein haben; ob &#x017F;ie<lb/>
gleich neben dem ga&#x0364;nzlich von einander abweichen<lb/>
ko&#x0364;nnen, ja fa&#x017F;t abweichen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 139.</head><lb/>
          <p>Denn da die Sinne, durch die Uebung der Un-<lb/>
ter&#x017F;cheidungskraft eine gewi&#x017F;&#x017F;e Scha&#x0364;rfe und Auf-<lb/>
merk&#x017F;amkeit erlangen, au&#x017F;&#x017F;er dem aber &#x017F;tumpf<lb/>
und unacht&#x017F;am bleiben, auch gar viel zufa&#x0364;lliges<lb/>
der Empfindungen, vermo&#x0364;ge der Gewohnheit fu&#x0364;r<lb/>
uns zu einem be&#x017F;ondern Unter&#x017F;chiede der Sinnen<lb/>
werden, endlich da &#x017F;elb&#x017F;t die Sinnlichkeiten nicht<lb/>
u&#x0364;berall weder an &#x017F;ich noch in ihren Um&#x017F;ta&#x0364;nden<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">die&#x017F;el-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[104/0116] §. 138. Es muß vielmehr die Einwirkung der Sinn- lichkeiten, weil die Sinne und Empfindungen al- ler Menſchenarten uͤberhaupt gleich ſind, und ſie eben wie wir fuͤhlen, riechen, ſchmecken, ſehen und hoͤren, in allen, von gleichen Dingen, einen gleichen Bemerkungsſinn verſchaffen, und alſo auch alle Sprachen, von dieſer Seite, ſie moͤgen erlernet oder erfunden ſeyn, etwas in der Geſtalt aͤhnliches mit einander gemein haben; ob ſie gleich neben dem gaͤnzlich von einander abweichen koͤnnen, ja faſt abweichen muͤſſen. §. 139. Denn da die Sinne, durch die Uebung der Un- terſcheidungskraft eine gewiſſe Schaͤrfe und Auf- merkſamkeit erlangen, auſſer dem aber ſtumpf und unachtſam bleiben, auch gar viel zufaͤlliges der Empfindungen, vermoͤge der Gewohnheit fuͤr uns zu einem beſondern Unterſchiede der Sinnen werden, endlich da ſelbſt die Sinnlichkeiten nicht uͤberall weder an ſich noch in ihren Umſtaͤnden dieſel-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fuechsel_entwurf_1773
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fuechsel_entwurf_1773/116
Zitationshilfe: [Füchsel, Georg Christian]: Entwurf zu der ältesten Erd- und Menschengeschichte. Frankfurt u. a., 1773, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fuechsel_entwurf_1773/116>, abgerufen am 26.04.2024.