Wenn also die Kinder vor sich gar keine Spra- che bekommen, und ohne genugsamen Unterricht, entweder eine sehr mangelhafte, oder ganz fremde führen, so zeigt ja dieses deutlich, daß weder die Sprache an sich was erbliches, noch der Eltern ihre den Kindern natürlicher, oder leichter sey, und daß also die Kinder nur eine Fähigkeit, aber kein Vermögen zu sprechen, mit auf die Welt bringen, und die Sprache nur lernen, aber nicht erfinden können.
§. 82.
Bemerkt man aber etwa bey einem erwachsenen Menschen, der nichts von Sprache weiß, unter den entwickelten Kräften der Mannbarkeit eine neue besondere Kraft zu Erfindung der Sprache mehr, als bey einem Kinde? und worinne wäre denn diese gegründet, oder wodurch äusserte sie sich? ich weiß davon nicht die mindeste Spuhr anzugeben: folglich hat in meinen Augen, ein groser, doch sprachleerer Mensch, eben nicht mehr Vermögen zur Erfindung der Sprache, ja der
Erfah-
§. 81.
Wenn alſo die Kinder vor ſich gar keine Spra- che bekommen, und ohne genugſamen Unterricht, entweder eine ſehr mangelhafte, oder ganz fremde fuͤhren, ſo zeigt ja dieſes deutlich, daß weder die Sprache an ſich was erbliches, noch der Eltern ihre den Kindern natuͤrlicher, oder leichter ſey, und daß alſo die Kinder nur eine Faͤhigkeit, aber kein Vermoͤgen zu ſprechen, mit auf die Welt bringen, und die Sprache nur lernen, aber nicht erfinden koͤnnen.
§. 82.
Bemerkt man aber etwa bey einem erwachſenen Menſchen, der nichts von Sprache weiß, unter den entwickelten Kraͤften der Mannbarkeit eine neue beſondere Kraft zu Erfindung der Sprache mehr, als bey einem Kinde? und worinne waͤre denn dieſe gegruͤndet, oder wodurch aͤuſſerte ſie ſich? ich weiß davon nicht die mindeſte Spuhr anzugeben: folglich hat in meinen Augen, ein groſer, doch ſprachleerer Menſch, eben nicht mehr Vermoͤgen zur Erfindung der Sprache, ja der
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§. 81.
Wenn alſo die Kinder vor ſich gar keine Spra-
che bekommen, und ohne genugſamen Unterricht,
entweder eine ſehr mangelhafte, oder ganz fremde
fuͤhren, ſo zeigt ja dieſes deutlich, daß weder die
Sprache an ſich was erbliches, noch der Eltern
ihre den Kindern natuͤrlicher, oder leichter ſey, und
daß alſo die Kinder nur eine Faͤhigkeit, aber kein
Vermoͤgen zu ſprechen, mit auf die Welt bringen,
und die Sprache nur lernen, aber nicht erfinden
koͤnnen.
§. 82.
Bemerkt man aber etwa bey einem erwachſenen
Menſchen, der nichts von Sprache weiß, unter
den entwickelten Kraͤften der Mannbarkeit eine
neue beſondere Kraft zu Erfindung der Sprache
mehr, als bey einem Kinde? und worinne waͤre
denn dieſe gegruͤndet, oder wodurch aͤuſſerte ſie
ſich? ich weiß davon nicht die mindeſte Spuhr
anzugeben: folglich hat in meinen Augen, ein
groſer, doch ſprachleerer Menſch, eben nicht mehr
Vermoͤgen zur Erfindung der Sprache, ja der
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[Füchsel, Georg Christian]: Entwurf zu der ältesten Erd- und Menschengeschichte. Frankfurt u. a., 1773, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fuechsel_entwurf_1773/73>, abgerufen am 26.04.2024.
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