Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Füchsel, Georg Christian]: Entwurf zu der ältesten Erd- und Menschengeschichte. Frankfurt u. a., 1773.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

kunde, nach seiner eigenen, und freien Denkungs-
art zu überlegen, und seiner alten Lehre und Aus-
legung, die oft selbst dem Buchstaben, oder den
Wörtern Gewalt anthut, die natürliche Warheit
vorzuziehen, veranlasset werden könne, will ich den
Lesern zu beurtheilen, überlassen.

§. 100.
Die Sprachkunde an und vor sich.

Doch ist auch noch die Sprache selbst zu be-
trachten übrig, und wenn man hier deutliche Spu-
ren fände, daß sie ein einzelner Mensch erfunden
haben müßte; so gienge dadurch der vorhergehen-
den Erd- und Menschenkunde, von dieser Seite,
wieder viel von ihrer Warscheinlichkeit ab. Wir
wollen sie daher auch sowohl überhaupt, als auch
ins besondere, doch mehr nach der Natur, als phi-
losophisch betrachten.

§. 101.

Wir müssen aber dabey gleich voraus setzen,
daß unser Erfinder der Sprache, ein völlig sprach-

leerer

kunde, nach ſeiner eigenen, und freien Denkungs-
art zu uͤberlegen, und ſeiner alten Lehre und Aus-
legung, die oft ſelbſt dem Buchſtaben, oder den
Woͤrtern Gewalt anthut, die natuͤrliche Warheit
vorzuziehen, veranlaſſet werden koͤnne, will ich den
Leſern zu beurtheilen, uͤberlaſſen.

§. 100.
Die Sprachkunde an und vor ſich.

Doch iſt auch noch die Sprache ſelbſt zu be-
trachten uͤbrig, und wenn man hier deutliche Spu-
ren faͤnde, daß ſie ein einzelner Menſch erfunden
haben muͤßte; ſo gienge dadurch der vorhergehen-
den Erd- und Menſchenkunde, von dieſer Seite,
wieder viel von ihrer Warſcheinlichkeit ab. Wir
wollen ſie daher auch ſowohl uͤberhaupt, als auch
ins beſondere, doch mehr nach der Natur, als phi-
loſophiſch betrachten.

§. 101.

Wir muͤſſen aber dabey gleich voraus ſetzen,
daß unſer Erfinder der Sprache, ein voͤllig ſprach-

leerer
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0088" n="76"/>
kunde, nach &#x017F;einer eigenen, und freien Denkungs-<lb/>
art zu u&#x0364;berlegen, und &#x017F;einer alten Lehre und Aus-<lb/>
legung, die oft &#x017F;elb&#x017F;t dem Buch&#x017F;taben, oder den<lb/>
Wo&#x0364;rtern Gewalt anthut, die natu&#x0364;rliche Warheit<lb/>
vorzuziehen, veranla&#x017F;&#x017F;et werden ko&#x0364;nne, will ich den<lb/>
Le&#x017F;ern zu beurtheilen, u&#x0364;berla&#x017F;&#x017F;en.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 100.<lb/>
Die Sprachkunde an und vor &#x017F;ich.</head><lb/>
          <p>Doch i&#x017F;t auch noch die Sprache &#x017F;elb&#x017F;t zu be-<lb/>
trachten u&#x0364;brig, und wenn man hier deutliche Spu-<lb/>
ren fa&#x0364;nde, daß &#x017F;ie ein einzelner Men&#x017F;ch erfunden<lb/>
haben mu&#x0364;ßte; &#x017F;o gienge dadurch der vorhergehen-<lb/>
den Erd- und Men&#x017F;chenkunde, von die&#x017F;er Seite,<lb/>
wieder viel von ihrer War&#x017F;cheinlichkeit ab. Wir<lb/>
wollen &#x017F;ie daher auch &#x017F;owohl u&#x0364;berhaupt, als auch<lb/>
ins be&#x017F;ondere, doch mehr nach der Natur, als phi-<lb/>
lo&#x017F;ophi&#x017F;ch betrachten.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 101.</head><lb/>
          <p>Wir mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en aber dabey gleich voraus &#x017F;etzen,<lb/>
daß un&#x017F;er Erfinder der Sprache, ein vo&#x0364;llig &#x017F;prach-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">leerer</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[76/0088] kunde, nach ſeiner eigenen, und freien Denkungs- art zu uͤberlegen, und ſeiner alten Lehre und Aus- legung, die oft ſelbſt dem Buchſtaben, oder den Woͤrtern Gewalt anthut, die natuͤrliche Warheit vorzuziehen, veranlaſſet werden koͤnne, will ich den Leſern zu beurtheilen, uͤberlaſſen. §. 100. Die Sprachkunde an und vor ſich. Doch iſt auch noch die Sprache ſelbſt zu be- trachten uͤbrig, und wenn man hier deutliche Spu- ren faͤnde, daß ſie ein einzelner Menſch erfunden haben muͤßte; ſo gienge dadurch der vorhergehen- den Erd- und Menſchenkunde, von dieſer Seite, wieder viel von ihrer Warſcheinlichkeit ab. Wir wollen ſie daher auch ſowohl uͤberhaupt, als auch ins beſondere, doch mehr nach der Natur, als phi- loſophiſch betrachten. §. 101. Wir muͤſſen aber dabey gleich voraus ſetzen, daß unſer Erfinder der Sprache, ein voͤllig ſprach- leerer

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fuechsel_entwurf_1773
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fuechsel_entwurf_1773/88
Zitationshilfe: [Füchsel, Georg Christian]: Entwurf zu der ältesten Erd- und Menschengeschichte. Frankfurt u. a., 1773, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fuechsel_entwurf_1773/88>, abgerufen am 26.04.2024.