Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

kaum einer Linie dicken Faden von geronnener, weißer
Lymphe.*)

Gattenhoff sah einen jungen, dem Ansehen nach
starken, großen Bauern, der an einem anhaltenden
hitzigen Fieber darnieder lag, und unvermuthet starb.
Ausser der Milz, welche von brandigem Blute gewal-
tig ausgedehnt war, fand man kein Blut im Herzen
und keines in allen großen Gefäßen, obschon kurz vor
dem Tode der Aderschlag zwar weich, aber stark, groß
und häufig war.**)

F. Hoffmann versichert, mehrere solche gese-
hen zu haben, besonders schlechtbeschaffene Leute und
hypochondrische, wo die Gefäße und das Herz zwar
blutleer, aber dennoch sehr von Luft ausgedehnt wa-
ren. Ein Beyspiel führt er von einem cachechtischen
Weibe an.***) Mehrere solche Fälle findet man bey
Haller, Gorter, Camerer, Heuermann, Schwen-
ke, Kupfer, Fischer, Sagar, Morgagni
und
andern, daß man sie also nicht als seltsame Erschei-
nungen ansehen darf.

Die Kennzeichen dieses Zustandes sind bis jetzt
noch ungewiß. Lieutaud führt folgende an: Die
Kranken fallen nach und nach von Kräften, und kla-
gen über hartnäckiges Ohrenklingen; sie verlieren die
Eßlust, und werden oft entfärbt. Die meisten haben
Bauchflüße oder den Harnfluß, oder starke, anhal-
tende Schweiße. Einige sind den Ohnmachten unter-

worfen
*) Ebendaselbst Problema II.
**) Dissert. de Plethora.
***) T. VII. p. 261.

kaum einer Linie dicken Faden von geronnener, weißer
Lymphe.*)

Gattenhoff ſah einen jungen, dem Anſehen nach
ſtarken, großen Bauern, der an einem anhaltenden
hitzigen Fieber darnieder lag, und unvermuthet ſtarb.
Auſſer der Milz, welche von brandigem Blute gewal-
tig ausgedehnt war, fand man kein Blut im Herzen
und keines in allen großen Gefaͤßen, obſchon kurz vor
dem Tode der Aderſchlag zwar weich, aber ſtark, groß
und haͤufig war.**)

F. Hoffmann verſichert, mehrere ſolche geſe-
hen zu haben, beſonders ſchlechtbeſchaffene Leute und
hypochondriſche, wo die Gefaͤße und das Herz zwar
blutleer, aber dennoch ſehr von Luft ausgedehnt wa-
ren. Ein Beyſpiel fuͤhrt er von einem cachechtiſchen
Weibe an.***) Mehrere ſolche Faͤlle findet man bey
Haller, Gorter, Camerer, Heuermann, Schwen-
ke, Kupfer, Fiſcher, Sagar, Morgagni
und
andern, daß man ſie alſo nicht als ſeltſame Erſchei-
nungen anſehen darf.

Die Kennzeichen dieſes Zuſtandes ſind bis jetzt
noch ungewiß. Lieutaud fuͤhrt folgende an: Die
Kranken fallen nach und nach von Kraͤften, und kla-
gen uͤber hartnaͤckiges Ohrenklingen; ſie verlieren die
Eßluſt, und werden oft entfaͤrbt. Die meiſten haben
Bauchfluͤße oder den Harnfluß, oder ſtarke, anhal-
tende Schweiße. Einige ſind den Ohnmachten unter-

worfen
*) Ebendaſelbſt Problema II.
**) Diſſert. de Plethora.
***) T. VII. p. 261.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0506" n="487"/>
kaum einer Linie dicken Faden von geronnener, weißer<lb/>
Lymphe.<note place="foot" n="*)">Ebenda&#x017F;elb&#x017F;t <hi rendition="#aq">Problema II.</hi></note></p><lb/>
              <p><hi rendition="#fr">Gattenhoff</hi> &#x017F;ah einen jungen, dem An&#x017F;ehen nach<lb/>
&#x017F;tarken, großen Bauern, der an einem anhaltenden<lb/>
hitzigen Fieber darnieder lag, und unvermuthet &#x017F;tarb.<lb/>
Au&#x017F;&#x017F;er der Milz, welche von brandigem Blute gewal-<lb/>
tig ausgedehnt war, fand man kein Blut im Herzen<lb/>
und keines in allen großen Gefa&#x0364;ßen, ob&#x017F;chon kurz vor<lb/>
dem Tode der Ader&#x017F;chlag zwar weich, aber &#x017F;tark, groß<lb/>
und ha&#x0364;ufig war.<note place="foot" n="**)"><hi rendition="#aq">Di&#x017F;&#x017F;ert. de Plethora.</hi></note></p><lb/>
              <p>F. <hi rendition="#fr">Hoffmann</hi> ver&#x017F;ichert, mehrere &#x017F;olche ge&#x017F;e-<lb/>
hen zu haben, be&#x017F;onders &#x017F;chlechtbe&#x017F;chaffene Leute und<lb/>
hypochondri&#x017F;che, wo die Gefa&#x0364;ße und das Herz zwar<lb/>
blutleer, aber dennoch &#x017F;ehr von Luft ausgedehnt wa-<lb/>
ren. Ein Bey&#x017F;piel fu&#x0364;hrt er von einem cachechti&#x017F;chen<lb/>
Weibe an.<note place="foot" n="***)"><hi rendition="#aq">T. VII. p. 261.</hi></note> Mehrere &#x017F;olche Fa&#x0364;lle findet man bey<lb/><hi rendition="#fr">Haller, Gorter, Camerer, Heuermann, Schwen-<lb/>
ke, Kupfer, Fi&#x017F;cher, Sagar, Morgagni</hi> und<lb/>
andern, daß man &#x017F;ie al&#x017F;o nicht als &#x017F;elt&#x017F;ame Er&#x017F;chei-<lb/>
nungen an&#x017F;ehen darf.</p><lb/>
              <p>Die Kennzeichen die&#x017F;es Zu&#x017F;tandes &#x017F;ind bis jetzt<lb/>
noch ungewiß. <hi rendition="#fr">Lieutaud</hi> fu&#x0364;hrt folgende an: Die<lb/>
Kranken fallen nach und nach von Kra&#x0364;ften, und kla-<lb/>
gen u&#x0364;ber hartna&#x0364;ckiges Ohrenklingen; &#x017F;ie verlieren die<lb/>
Eßlu&#x017F;t, und werden oft entfa&#x0364;rbt. Die mei&#x017F;ten haben<lb/>
Bauchflu&#x0364;ße oder den Harnfluß, oder &#x017F;tarke, anhal-<lb/>
tende Schweiße. Einige &#x017F;ind den Ohnmachten unter-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">worfen</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[487/0506] kaum einer Linie dicken Faden von geronnener, weißer Lymphe. *) Gattenhoff ſah einen jungen, dem Anſehen nach ſtarken, großen Bauern, der an einem anhaltenden hitzigen Fieber darnieder lag, und unvermuthet ſtarb. Auſſer der Milz, welche von brandigem Blute gewal- tig ausgedehnt war, fand man kein Blut im Herzen und keines in allen großen Gefaͤßen, obſchon kurz vor dem Tode der Aderſchlag zwar weich, aber ſtark, groß und haͤufig war. **) F. Hoffmann verſichert, mehrere ſolche geſe- hen zu haben, beſonders ſchlechtbeſchaffene Leute und hypochondriſche, wo die Gefaͤße und das Herz zwar blutleer, aber dennoch ſehr von Luft ausgedehnt wa- ren. Ein Beyſpiel fuͤhrt er von einem cachechtiſchen Weibe an. ***) Mehrere ſolche Faͤlle findet man bey Haller, Gorter, Camerer, Heuermann, Schwen- ke, Kupfer, Fiſcher, Sagar, Morgagni und andern, daß man ſie alſo nicht als ſeltſame Erſchei- nungen anſehen darf. Die Kennzeichen dieſes Zuſtandes ſind bis jetzt noch ungewiß. Lieutaud fuͤhrt folgende an: Die Kranken fallen nach und nach von Kraͤften, und kla- gen uͤber hartnaͤckiges Ohrenklingen; ſie verlieren die Eßluſt, und werden oft entfaͤrbt. Die meiſten haben Bauchfluͤße oder den Harnfluß, oder ſtarke, anhal- tende Schweiße. Einige ſind den Ohnmachten unter- worfen *) Ebendaſelbſt Problema II. **) Diſſert. de Plethora. ***) T. VII. p. 261.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Der erste Band von Franz Joseph Galls "Philosophi… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/506
Zitationshilfe: Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 487. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/506>, abgerufen am 26.04.2024.