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Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703.

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V. Buch/ Cap. V.
schwehr zu verdauen; es muß aber stehenden Fusses alsbald im bren-
nenden Eyffer geschehen/ nachdem sonst erster Zorn gestillet/ gehöret
die Sache für dem Richter/ und soll ein jeder Zeugen ruffen/ die den E-
hebrecher mit der Ehebrecherin bey solchen Verdachts Anzeigungen in
selbigem Zimmer gesehen/ daraus begangener Ehebruch unfehlbar zu
ermessen. Allhier ist aber nicht genug zum Beweiß/ daß man sie mit je-
manden auff dem Bette liegend sehe/ da jedoch sonst der gröste Arg-
wohn einer Ubelthat von eines Menschen Handlungs-Geschäfft- und
Verrichtungen herkommt/ als wann ein Paar nackend und bloß ge-
funden/ fällt ja gewiß Hurerey-Verdacht auff sie/ daß solche mit leicht-
fertigem Muth und unzüchtigem Sinn vollendet.

L. 54. C. de Episc. & Cler. L. 22. §. 4. ff. ad L. Jul. de adult. L 38. §. 8. ff. eod. L.
23. §. 4. & L. 24. ff. eod. C. literas, X. de praesumt. C. 1. eod. L. 1. C. de
Sicar. L. si non convicii, C. de in jur.
Caput V.

Von Leichtfertigkeit/ Ehebruch/ Blut-Schande/
Entführung/ Nothzucht/ auch Hurerey und an-
derer Unkeuschheit.

§. 1.

Ubelthaten
Verjährungs-
Recht.

NJemand kan/ nach 20. Jahren Verlauff/ wegen Ubelthat pein-
lich beklagt werden; ausgenommen Nothzüchtigung/ Ehebruch
mit Blut-Schande verknüpfft/ Religions-Abfall/ Vater-Mord/ fal-
schen Geburt Darlegung/ werden durch 20. Jahr nicht verjahret;
schlechte Blut-Schande aber/ Hurerey und Ehebruch/ verjahren in-
nerhalb 5. Jahren/ es wäre denn Beklagter flüchtig.

L. 29. §. 5. 6. 7. & fin. ff. ad L. Jul. de adult. L. 11. §. 4. ff. & L. 5. C. eod. L. 12. C. ad L.
Corn. de Fals.
Ledigen Perso-
nen Unzuchts-
Straffe.

§. 2. Wann eine ledige Manns-Person Unzucht begehet mit
einer Jungfrauen oder Witwen/ wird also gestrafft: Er muß sie hey-
rathen oder wohl begaben. Diejenigen aber/ so mit verstorbenen
Weibes-Personen zu thun haben/ ob sie schon noch nicht begraben/
vielmehr wann sie zur Erden bestätiget/ und zu solchem Fürnehmen wie-
der auffgegraben werden/ sollen dieser unmenschlichen Mißhandlung
wegen am Leben/ nemlich durchs Schwerdt/ gestrafft werden.

§. item lex Julia, instit. de publ. Jud. L. 5. §. pen. ff. de Extraord. cognit. Exod. 12.
arg. L. Rei sepulchrorum ff. de sepulchr. viol.
§. 3.

V. Buch/ Cap. V.
ſchwehr zu verdauen; es muß aber ſtehenden Fuſſes alsbald im bren-
nenden Eyffer geſchehen/ nachdem ſonſt erſter Zorn geſtillet/ gehoͤret
die Sache fuͤr dem Richter/ und ſoll ein jeder Zeugen ruffen/ die den E-
hebrecher mit der Ehebrecherin bey ſolchen Verdachts Anzeigungen in
ſelbigem Zimmer geſehen/ daraus begangener Ehebruch unfehlbar zu
ermeſſen. Allhier iſt aber nicht genug zum Beweiß/ daß man ſie mit je-
manden auff dem Bette liegend ſehe/ da jedoch ſonſt der groͤſte Arg-
wohn einer Ubelthat von eines Menſchen Handlungs-Geſchaͤfft- und
Verrichtungen herkommt/ als wann ein Paar nackend und bloß ge-
funden/ faͤllt ja gewiß Hurerey-Verdacht auff ſie/ daß ſolche mit leicht-
fertigem Muth und unzuͤchtigem Sinn vollendet.

L. 54. C. de Epiſc. & Cler. L. 22. §. 4. ff. ad L. Jul. de adult. L 38. §. 8. ff. eod. L.
23. §. 4. & L. 24. ff. eod. C. literas, X. de præſumt. C. 1. eod. L. 1. C. de
Sicar. L. ſi non convicii, C. de in jur.
Caput V.

Von Leichtfertigkeit/ Ehebruch/ Blut-Schande/
Entfuͤhrung/ Nothzucht/ auch Hurerey und an-
derer Unkeuſchheit.

§. 1.

Ubelthaten
Verjaͤhrungs-
Recht.

NJemand kan/ nach 20. Jahren Verlauff/ wegen Ubelthat pein-
lich beklagt werden; ausgenommen Nothzuͤchtigung/ Ehebruch
mit Blut-Schande verknuͤpfft/ Religions-Abfall/ Vater-Mord/ fal-
ſchen Geburt Darlegung/ werden durch 20. Jahr nicht verjahret;
ſchlechte Blut-Schande aber/ Hurerey und Ehebruch/ verjahren in-
nerhalb 5. Jahren/ es waͤre denn Beklagter fluͤchtig.

L. 29. §. 5. 6. 7. & fin. ff. ad L. Jul. de adult. L. 11. §. 4. ff. & L. 5. C. eod. L. 12. C. ad L.
Corn. de Falſ.
Ledigen Perſo-
nen Unzuchts-
Straffe.

§. 2. Wann eine ledige Manns-Perſon Unzucht begehet mit
einer Jungfrauen oder Witwen/ wird alſo geſtrafft: Er muß ſie hey-
rathen oder wohl begaben. Diejenigen aber/ ſo mit verſtorbenen
Weibes-Perſonen zu thun haben/ ob ſie ſchon noch nicht begraben/
vielmehr wann ſie zur Erden beſtaͤtiget/ und zu ſolchem Fuͤrnehmen wie-
der auffgegraben werden/ ſollen dieſer unmenſchlichen Mißhandlung
wegen am Leben/ nemlich durchs Schwerdt/ geſtrafft werden.

§. item lex Julia, inſtit. de publ. Jud. L. 5. §. pen. ff. de Extraord. cognit. Exod. 12.
arg. L. Rei ſepulchrorum ff. de ſepulchr. viol.
§. 3.
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[620/0627] V. Buch/ Cap. V. ſchwehr zu verdauen; es muß aber ſtehenden Fuſſes alsbald im bren- nenden Eyffer geſchehen/ nachdem ſonſt erſter Zorn geſtillet/ gehoͤret die Sache fuͤr dem Richter/ und ſoll ein jeder Zeugen ruffen/ die den E- hebrecher mit der Ehebrecherin bey ſolchen Verdachts Anzeigungen in ſelbigem Zimmer geſehen/ daraus begangener Ehebruch unfehlbar zu ermeſſen. Allhier iſt aber nicht genug zum Beweiß/ daß man ſie mit je- manden auff dem Bette liegend ſehe/ da jedoch ſonſt der groͤſte Arg- wohn einer Ubelthat von eines Menſchen Handlungs-Geſchaͤfft- und Verrichtungen herkommt/ als wann ein Paar nackend und bloß ge- funden/ faͤllt ja gewiß Hurerey-Verdacht auff ſie/ daß ſolche mit leicht- fertigem Muth und unzuͤchtigem Sinn vollendet. L. 54. C. de Epiſc. & Cler. L. 22. §. 4. ff. ad L. Jul. de adult. L 38. §. 8. ff. eod. L. 23. §. 4. & L. 24. ff. eod. C. literas, X. de præſumt. C. 1. eod. L. 1. C. de Sicar. L. ſi non convicii, C. de in jur. Caput V. Von Leichtfertigkeit/ Ehebruch/ Blut-Schande/ Entfuͤhrung/ Nothzucht/ auch Hurerey und an- derer Unkeuſchheit. §. 1. NJemand kan/ nach 20. Jahren Verlauff/ wegen Ubelthat pein- lich beklagt werden; ausgenommen Nothzuͤchtigung/ Ehebruch mit Blut-Schande verknuͤpfft/ Religions-Abfall/ Vater-Mord/ fal- ſchen Geburt Darlegung/ werden durch 20. Jahr nicht verjahret; ſchlechte Blut-Schande aber/ Hurerey und Ehebruch/ verjahren in- nerhalb 5. Jahren/ es waͤre denn Beklagter fluͤchtig. L. 29. §. 5. 6. 7. & fin. ff. ad L. Jul. de adult. L. 11. §. 4. ff. & L. 5. C. eod. L. 12. C. ad L. Corn. de Falſ. §. 2. Wann eine ledige Manns-Perſon Unzucht begehet mit einer Jungfrauen oder Witwen/ wird alſo geſtrafft: Er muß ſie hey- rathen oder wohl begaben. Diejenigen aber/ ſo mit verſtorbenen Weibes-Perſonen zu thun haben/ ob ſie ſchon noch nicht begraben/ vielmehr wann ſie zur Erden beſtaͤtiget/ und zu ſolchem Fuͤrnehmen wie- der auffgegraben werden/ ſollen dieſer unmenſchlichen Mißhandlung wegen am Leben/ nemlich durchs Schwerdt/ geſtrafft werden. §. item lex Julia, inſtit. de publ. Jud. L. 5. §. pen. ff. de Extraord. cognit. Exod. 12. arg. L. Rei ſepulchrorum ff. de ſepulchr. viol. §. 3.

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Zitationshilfe: Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703, S. 620. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geise_corpus_1703/627>, abgerufen am 27.04.2024.