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Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 2: Mechanik flüssiger Körper. Prag, 1832.

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Schiffsaiche.
Fig.
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und
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einsinkt. Man kann nun entweder eine kleine Grösse hiefür anschlagen oder das Ge-
wicht dieser Gegenstände zu dem eigenen Gewichte des Schiffes addiren und hieraus
x bestimmen, oder es kann auch das Schiff auf ein ruhiges Wasser gegeben, mit
allen zu seiner Leitung nöthigen Geräthschaften und Menschen belastet, und nun die
Tiefe x am Schiffe selbst bezeichnet werden. Wollte man diese Bezeichnung am Schiffe
ersichtlich machen, um von da aus die Aichskale aufzutragen, so geschieht diess
an der Linie B C und D E zu jeder Seite, also eigentlich an vier Orten.

§. 52.

Unter der Schiffsaiche verstehen wir eine Skale, welche zu beiden Seiten des
Schiffes so angebracht ist, dass der Punkt, bis zu welchem das Schiff einsinkt, das Gewicht
der jedesmal vorhandenen Ladung angibt. Diese Aiche ist auf vielen Flüssen, wo eine
wohlgeordnete und frequente Schiffahrt Statt findet, z. B. auf dem Rhein, gesetzlich
eingeführt und gewährt den wesentlichen Vortheil, dass man sogleich ohne weitere Ab-
wägung das Gewicht der ganzen Ladung in einem Schiffe finden und darnach den Zoll,
im Falle einerlei Güter, z. B. Getreide, geladen sind, ohne Aufenthalt bestimmen kann.
Die Aichskalen werden daher gewöhnlich vor ihrem Gebrauche von den hierzu aufge-
stellten Beamten geprüft, mit einem ämtlichen Zeichen versehen, und dann erst zur
Bestimmung des Gewichtes der Ladung benützt.

Wir wollen nun untersuchen, wie bei dem im vorigen §. angenommenen regulär
gebauten Schiffe die Aichskale durch Berechnung eingetheilt werden kann. Es sey
y = m C die veränderliche Tiefe, bis zu welcher das Schiff eingesunken ist, für die
wir daher die Grösse der Ladung, welche an der Skale bei m und n anzuschreiben
kommt, zu berechnen haben.

Der Kubikinhalt des eingetauchten Schiffes oder der Kubikinhalt des verdrängten
Fig.
14.
Wassers besteht, wie Fig. 14 zeigt, aus dem Prisma, dessen Querschnitt m n E C ist, oder aus
m C . C E . M N = y . L . B (I), und aus dem Inhalte der zwei Seitenkörper T Q M o l N.
Diese letztern bestehen aus den Pyramiden Q M o r q = [Formel 1] = T t k l N und aus
dem keilförmigen, dazwischen liegenden Stücke Q q r k t T = [Formel 2] . Wegen der Aehn-
lichkeit der Dreiecke ist p m : m C = A B : B C, oder p m : y = a : H und
p m = [Formel 3] = Q q. Ferner Q T : M N = A u : A S oder q t : B = [Formel 4] und
q t = [Formel 5] , demnach M q = M N -- q t -- t N oder M q = [Formel 6] ,
woraus M q = [Formel 7] . Diese Werthe substituirt geben den Inhalt der vier Pyramiden
= [Formel 8] (II).

Der Kubikinhalt der zwei zwischen den Pyramiden liegenden keilförmigen Stücke
ist = [Formel 9] (III). Diese drei Grössen mit 56,4 multiplizirt sind dem Ge-
wichte des Schiffes sammt Ladung (G) gleich, wir erhalten daher

Schiffsaiche.
Fig.
12.
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13.
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einsinkt. Man kann nun entweder eine kleine Grösse hiefür anschlagen oder das Ge-
wicht dieser Gegenstände zu dem eigenen Gewichte des Schiffes addiren und hieraus
x bestimmen, oder es kann auch das Schiff auf ein ruhiges Wasser gegeben, mit
allen zu seiner Leitung nöthigen Geräthschaften und Menschen belastet, und nun die
Tiefe x am Schiffe selbst bezeichnet werden. Wollte man diese Bezeichnung am Schiffe
ersichtlich machen, um von da aus die Aichskale aufzutragen, so geschieht diess
an der Linie B C und D E zu jeder Seite, also eigentlich an vier Orten.

§. 52.

Unter der Schiffsaiche verstehen wir eine Skale, welche zu beiden Seiten des
Schiffes so angebracht ist, dass der Punkt, bis zu welchem das Schiff einsinkt, das Gewicht
der jedesmal vorhandenen Ladung angibt. Diese Aiche ist auf vielen Flüssen, wo eine
wohlgeordnete und frequente Schiffahrt Statt findet, z. B. auf dem Rhein, gesetzlich
eingeführt und gewährt den wesentlichen Vortheil, dass man sogleich ohne weitere Ab-
wägung das Gewicht der ganzen Ladung in einem Schiffe finden und darnach den Zoll,
im Falle einerlei Güter, z. B. Getreide, geladen sind, ohne Aufenthalt bestimmen kann.
Die Aichskalen werden daher gewöhnlich vor ihrem Gebrauche von den hierzu aufge-
stellten Beamten geprüft, mit einem ämtlichen Zeichen versehen, und dann erst zur
Bestimmung des Gewichtes der Ladung benützt.

Wir wollen nun untersuchen, wie bei dem im vorigen §. angenommenen regulär
gebauten Schiffe die Aichskale durch Berechnung eingetheilt werden kann. Es sey
y = m C die veränderliche Tiefe, bis zu welcher das Schiff eingesunken ist, für die
wir daher die Grösse der Ladung, welche an der Skale bei m und n anzuschreiben
kommt, zu berechnen haben.

Der Kubikinhalt des eingetauchten Schiffes oder der Kubikinhalt des verdrängten
Fig.
14.
Wassers besteht, wie Fig. 14 zeigt, aus dem Prisma, dessen Querschnitt m n E C ist, oder aus
m C . C E . M N = y . L . B (I), und aus dem Inhalte der zwei Seitenkörper T Q M o l N.
Diese letztern bestehen aus den Pyramiden Q M o r q = [Formel 1] = T t k l N und aus
dem keilförmigen, dazwischen liegenden Stücke Q q r k t T = [Formel 2] . Wegen der Aehn-
lichkeit der Dreiecke ist p m : m C = A B : B C, oder p m : y = a : H und
p m = [Formel 3] = Q q. Ferner Q T : M N = A u : A S oder q t : B = [Formel 4] und
q t = [Formel 5] , demnach M q = M N — q t — t N oder M q = [Formel 6] ,
woraus M q = [Formel 7] . Diese Werthe substituirt geben den Inhalt der vier Pyramiden
= [Formel 8] (II).

Der Kubikinhalt der zwei zwischen den Pyramiden liegenden keilförmigen Stücke
ist = [Formel 9] (III). Diese drei Grössen mit 56,4 multiplizirt sind dem Ge-
wichte des Schiffes sammt Ladung (G) gleich, wir erhalten daher

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[58/0076] Schiffsaiche. einsinkt. Man kann nun entweder eine kleine Grösse hiefür anschlagen oder das Ge- wicht dieser Gegenstände zu dem eigenen Gewichte des Schiffes addiren und hieraus x bestimmen, oder es kann auch das Schiff auf ein ruhiges Wasser gegeben, mit allen zu seiner Leitung nöthigen Geräthschaften und Menschen belastet, und nun die Tiefe x am Schiffe selbst bezeichnet werden. Wollte man diese Bezeichnung am Schiffe ersichtlich machen, um von da aus die Aichskale aufzutragen, so geschieht diess an der Linie B C und D E zu jeder Seite, also eigentlich an vier Orten. Fig. 12. und 13. Tab. 42. §. 52. Unter der Schiffsaiche verstehen wir eine Skale, welche zu beiden Seiten des Schiffes so angebracht ist, dass der Punkt, bis zu welchem das Schiff einsinkt, das Gewicht der jedesmal vorhandenen Ladung angibt. Diese Aiche ist auf vielen Flüssen, wo eine wohlgeordnete und frequente Schiffahrt Statt findet, z. B. auf dem Rhein, gesetzlich eingeführt und gewährt den wesentlichen Vortheil, dass man sogleich ohne weitere Ab- wägung das Gewicht der ganzen Ladung in einem Schiffe finden und darnach den Zoll, im Falle einerlei Güter, z. B. Getreide, geladen sind, ohne Aufenthalt bestimmen kann. Die Aichskalen werden daher gewöhnlich vor ihrem Gebrauche von den hierzu aufge- stellten Beamten geprüft, mit einem ämtlichen Zeichen versehen, und dann erst zur Bestimmung des Gewichtes der Ladung benützt. Wir wollen nun untersuchen, wie bei dem im vorigen §. angenommenen regulär gebauten Schiffe die Aichskale durch Berechnung eingetheilt werden kann. Es sey y = m C die veränderliche Tiefe, bis zu welcher das Schiff eingesunken ist, für die wir daher die Grösse der Ladung, welche an der Skale bei m und n anzuschreiben kommt, zu berechnen haben. Der Kubikinhalt des eingetauchten Schiffes oder der Kubikinhalt des verdrängten Wassers besteht, wie Fig. 14 zeigt, aus dem Prisma, dessen Querschnitt m n E C ist, oder aus m C . C E . M N = y . L . B (I), und aus dem Inhalte der zwei Seitenkörper T Q M o l N. Diese letztern bestehen aus den Pyramiden Q M o r q = [FORMEL] = T t k l N und aus dem keilförmigen, dazwischen liegenden Stücke Q q r k t T = [FORMEL]. Wegen der Aehn- lichkeit der Dreiecke ist p m : m C = A B : B C, oder p m : y = a : H und p m = [FORMEL] = Q q. Ferner Q T : M N = A u : A S oder q t : B = [FORMEL] und q t = [FORMEL], demnach M q = M N — q t — t N oder M q = [FORMEL], woraus M q = [FORMEL]. Diese Werthe substituirt geben den Inhalt der vier Pyramiden = [FORMEL] (II). Fig. 14. Der Kubikinhalt der zwei zwischen den Pyramiden liegenden keilförmigen Stücke ist = [FORMEL] (III). Diese drei Grössen mit 56,4 multiplizirt sind dem Ge- wichte des Schiffes sammt Ladung (G) gleich, wir erhalten daher

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Zitationshilfe: Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 2: Mechanik flüssiger Körper. Prag, 1832, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik02_1832/76>, abgerufen am 26.04.2024.