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Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 2: Mechanik flüssiger Körper. Prag, 1832.

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Wasserzufluss oberhalb der Schützbreter.
Fig.
9.
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der Mitte, theils vertikal, theils in diagonaler Richtung mit Schrauben auf gleiche Art
befestigt, wie es bei dem Rade zu Wässerling Fig. 5 und 6 Tab. 60 dargestellt ist.

An dem obern Ende dieser Stangen ist der Boden des Rades, welcher aus 2/3 Zoll
starken Gusseisenplatten besteht, angeschraubt. Die Schaufeln, welche sich an dem Um-
fange des Rades befinden, sind von Holz, von gleicher Höhe, 40 an der Zahl und stehen
winkelrecht auf die Peripherie des Rades. Als Grund hiervon gab Herr Strutt dem Heraus-
geber dieses, welcher am 25ten Jänner 1827 die Fabrike besuchte, an, dass die Höhe des
Wassers im Flusse Derwent zu veränderlich sey und daher ein Kropfrad zu viel in dem
rückstauenden Wasser waten müsse, welches dann bei gebrochenen Schaufeln noch
schädlicher wäre, als wenn die Schaufeln am Umfange des Rades winkelrecht stehen. Eine
Vorrichtung zum Heben der Räder bei höherem Wasserstande ist hier nicht vorhanden.
Da das Wasser in den Zellen dieses Rades nicht so vollkommen gehalten wird, wie in
den Zellen der ober- und mittelschlächtigen Räder, indem der Kropf an das Rad nie
so vollkommen anschliessen kann, dass nicht ein Theil des Wassers unbenützt abfliesst,
so scheint uns die beschriebene Bauart jener eines Kropfrades nachzustehen. Uibri-
gens kann auch der Rückstau des Wassers bei eintretenden Anschwellungen des Flusses
bei einem Rade mit geraden Schaufeln nicht geringer seyn als bei den gebrochenen.

Es ist noch zu bemerken, dass die Regulirung des Wasserzuflusses bei diesem Rade
auf gleiche Art wie bei den Dampfmaschinen durch den Gang der Maschinerie erfolgt.
Es wird nämlich durch das Wasserrad eine stehende Welle mit zwei an beweglichen He-
beln befestigten Schwungkugeln in Bewegung gesetzt. So wie nun einige Spinn- oder
andere Maschinen in der Fabrike, welche das Wasserrad treibt, eingestellt werden, folg-
lich das Wasserrad wegen des geringeren Widerstandes schneller zu gehen anfängt, wer-
den diese Kugeln wie bei den Dampfmaschinen weiter auseinander getrieben, hierdurch ein
Hebel bewegt und mittelst desselben die Schütze verhältnissmässig herabgelassen. Auf
diese Art wird nun die schnelle Bewegung des Wasserrades wieder vermindert und der
gleichförmige Gang desselben, so wie der hiermit in Verbindung stehenden Maschinen
bewirkt. Wir werden diesen Mechanismus bei den Dampfmaschinen genauer kennen
lernen.


Wasserzufluss oberhalb der Schützbreter.
Fig.
9.
Tab.
64.
der Mitte, theils vertikal, theils in diagonaler Richtung mit Schrauben auf gleiche Art
befestigt, wie es bei dem Rade zu Wässerling Fig. 5 und 6 Tab. 60 dargestellt ist.

An dem obern Ende dieser Stangen ist der Boden des Rades, welcher aus ⅔ Zoll
starken Gusseisenplatten besteht, angeschraubt. Die Schaufeln, welche sich an dem Um-
fange des Rades befinden, sind von Holz, von gleicher Höhe, 40 an der Zahl und stehen
winkelrecht auf die Peripherie des Rades. Als Grund hiervon gab Herr Strutt dem Heraus-
geber dieses, welcher am 25ten Jänner 1827 die Fabrike besuchte, an, dass die Höhe des
Wassers im Flusse Derwent zu veränderlich sey und daher ein Kropfrad zu viel in dem
rückstauenden Wasser waten müsse, welches dann bei gebrochenen Schaufeln noch
schädlicher wäre, als wenn die Schaufeln am Umfange des Rades winkelrecht stehen. Eine
Vorrichtung zum Heben der Räder bei höherem Wasserstande ist hier nicht vorhanden.
Da das Wasser in den Zellen dieses Rades nicht so vollkommen gehalten wird, wie in
den Zellen der ober- und mittelschlächtigen Räder, indem der Kropf an das Rad nie
so vollkommen anschliessen kann, dass nicht ein Theil des Wassers unbenützt abfliesst,
so scheint uns die beschriebene Bauart jener eines Kropfrades nachzustehen. Uibri-
gens kann auch der Rückstau des Wassers bei eintretenden Anschwellungen des Flusses
bei einem Rade mit geraden Schaufeln nicht geringer seyn als bei den gebrochenen.

Es ist noch zu bemerken, dass die Regulirung des Wasserzuflusses bei diesem Rade
auf gleiche Art wie bei den Dampfmaschinen durch den Gang der Maschinerie erfolgt.
Es wird nämlich durch das Wasserrad eine stehende Welle mit zwei an beweglichen He-
beln befestigten Schwungkugeln in Bewegung gesetzt. So wie nun einige Spinn- oder
andere Maschinen in der Fabrike, welche das Wasserrad treibt, eingestellt werden, folg-
lich das Wasserrad wegen des geringeren Widerstandes schneller zu gehen anfängt, wer-
den diese Kugeln wie bei den Dampfmaschinen weiter auseinander getrieben, hierdurch ein
Hebel bewegt und mittelst desselben die Schütze verhältnissmässig herabgelassen. Auf
diese Art wird nun die schnelle Bewegung des Wasserrades wieder vermindert und der
gleichförmige Gang desselben, so wie der hiermit in Verbindung stehenden Maschinen
bewirkt. Wir werden diesen Mechanismus bei den Dampfmaschinen genauer kennen
lernen.


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[470/0488] Wasserzufluss oberhalb der Schützbreter. der Mitte, theils vertikal, theils in diagonaler Richtung mit Schrauben auf gleiche Art befestigt, wie es bei dem Rade zu Wässerling Fig. 5 und 6 Tab. 60 dargestellt ist. Fig. 9. Tab. 64. An dem obern Ende dieser Stangen ist der Boden des Rades, welcher aus ⅔ Zoll starken Gusseisenplatten besteht, angeschraubt. Die Schaufeln, welche sich an dem Um- fange des Rades befinden, sind von Holz, von gleicher Höhe, 40 an der Zahl und stehen winkelrecht auf die Peripherie des Rades. Als Grund hiervon gab Herr Strutt dem Heraus- geber dieses, welcher am 25ten Jänner 1827 die Fabrike besuchte, an, dass die Höhe des Wassers im Flusse Derwent zu veränderlich sey und daher ein Kropfrad zu viel in dem rückstauenden Wasser waten müsse, welches dann bei gebrochenen Schaufeln noch schädlicher wäre, als wenn die Schaufeln am Umfange des Rades winkelrecht stehen. Eine Vorrichtung zum Heben der Räder bei höherem Wasserstande ist hier nicht vorhanden. Da das Wasser in den Zellen dieses Rades nicht so vollkommen gehalten wird, wie in den Zellen der ober- und mittelschlächtigen Räder, indem der Kropf an das Rad nie so vollkommen anschliessen kann, dass nicht ein Theil des Wassers unbenützt abfliesst, so scheint uns die beschriebene Bauart jener eines Kropfrades nachzustehen. Uibri- gens kann auch der Rückstau des Wassers bei eintretenden Anschwellungen des Flusses bei einem Rade mit geraden Schaufeln nicht geringer seyn als bei den gebrochenen. Es ist noch zu bemerken, dass die Regulirung des Wasserzuflusses bei diesem Rade auf gleiche Art wie bei den Dampfmaschinen durch den Gang der Maschinerie erfolgt. Es wird nämlich durch das Wasserrad eine stehende Welle mit zwei an beweglichen He- beln befestigten Schwungkugeln in Bewegung gesetzt. So wie nun einige Spinn- oder andere Maschinen in der Fabrike, welche das Wasserrad treibt, eingestellt werden, folg- lich das Wasserrad wegen des geringeren Widerstandes schneller zu gehen anfängt, wer- den diese Kugeln wie bei den Dampfmaschinen weiter auseinander getrieben, hierdurch ein Hebel bewegt und mittelst desselben die Schütze verhältnissmässig herabgelassen. Auf diese Art wird nun die schnelle Bewegung des Wasserrades wieder vermindert und der gleichförmige Gang desselben, so wie der hiermit in Verbindung stehenden Maschinen bewirkt. Wir werden diesen Mechanismus bei den Dampfmaschinen genauer kennen lernen.

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Zitationshilfe: Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 2: Mechanik flüssiger Körper. Prag, 1832, S. 470. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik02_1832/488>, abgerufen am 26.04.2024.