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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 3. Berlin, 1789.

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wieget, das man nach dem Einführen sogleich grün
ausdreschet, und das übrige Kraut zum Schaaffutter
in der Luft trocknet. Im feuchten und bessern Grun-
de, wächset das Kraut hingegen etliche Schuh hoch,
und blühet beständig, ohne Korn anzusetzen, und
trocknet noch langsamer, als aus dem schlechten
Boden.

Da der Hafer in allerley Boden bey verschiede-
ner Witterung gut zu erbauen ist, säet man ihn, um
der Winterfrüchte halber früh, in ein frisch gebrochen
Land, das erst zu Acker werden soll. Das Eggen
und Walzen verträgt er noch sowohl wenn er aus-
wächset, als wenn er schon Blätter hat, ob es wohl
viel eher nach der Aussaat im staubigten oder sandi-
gen Acker geschehen soll, damit er nicht zweyschührig
werde. Sonst, da der Hafer nicht so gut zuträgt,
als die Gerste, muß man den bessern Acker allezeit
der Gerste, und den schlechtern dem Hafer geben, so,
wie der Buchweizen im schlechtesten gebracht wird.

Die Erbsen nebst andern eßbahren Hülsenfrüchten
und die Wicken werden, sobald das Land, der Nässe
halber, zu brachen stehet, frühzeitig genug gesäet,
da ihnen der Frost nicht schadet. Diese Bestellung
muß eine der ersten seyn, wegen Erhaltung der Win-
terfrüchte, da ihre Stengel viel Saft ziehen und bald
heranwachsen, ihre Wurzeln decken, und sich ranken
müssen, ehe die Hitze eintritt: außerdem werden sie
vom Honig- und Mehlthau übel zugerichtet und ver-
dorren, oder sie wachsen bey nachfolgender Nässe und
kühler Witterung sehr stark, und blühen beständig,
ohne Frucht anzusetzen. Die Erbsen haben indessen
den Vorzug im guten Lande, da die Wicken allezeit
den schlechten wohl vertragen. Doch hat man sichere
Erfahrungen, wenn man in einem nur zweymahl ge-
pflügten, aber zuerst flach gestürzten Acker, zuweilen
abwechselnd Wicken säet, daß sich die Reitwürmer,

oder

wieget, das man nach dem Einfuͤhren ſogleich gruͤn
ausdreſchet, und das uͤbrige Kraut zum Schaaffutter
in der Luft trocknet. Im feuchten und beſſern Grun-
de, waͤchſet das Kraut hingegen etliche Schuh hoch,
und bluͤhet beſtaͤndig, ohne Korn anzuſetzen, und
trocknet noch langſamer, als aus dem ſchlechten
Boden.

Da der Hafer in allerley Boden bey verſchiede-
ner Witterung gut zu erbauen iſt, ſaͤet man ihn, um
der Winterfruͤchte halber fruͤh, in ein friſch gebrochen
Land, das erſt zu Acker werden ſoll. Das Eggen
und Walzen vertraͤgt er noch ſowohl wenn er aus-
waͤchſet, als wenn er ſchon Blaͤtter hat, ob es wohl
viel eher nach der Ausſaat im ſtaubigten oder ſandi-
gen Acker geſchehen ſoll, damit er nicht zweyſchuͤhrig
werde. Sonſt, da der Hafer nicht ſo gut zutraͤgt,
als die Gerſte, muß man den beſſern Acker allezeit
der Gerſte, und den ſchlechtern dem Hafer geben, ſo,
wie der Buchweizen im ſchlechteſten gebracht wird.

Die Erbſen nebſt andern eßbahren Huͤlſenfruͤchten
und die Wicken werden, ſobald das Land, der Naͤſſe
halber, zu brachen ſtehet, fruͤhzeitig genug geſaͤet,
da ihnen der Froſt nicht ſchadet. Dieſe Beſtellung
muß eine der erſten ſeyn, wegen Erhaltung der Win-
terfruͤchte, da ihre Stengel viel Saft ziehen und bald
heranwachſen, ihre Wurzeln decken, und ſich ranken
muͤſſen, ehe die Hitze eintritt: außerdem werden ſie
vom Honig- und Mehlthau uͤbel zugerichtet und ver-
dorren, oder ſie wachſen bey nachfolgender Naͤſſe und
kuͤhler Witterung ſehr ſtark, und bluͤhen beſtaͤndig,
ohne Frucht anzuſetzen. Die Erbſen haben indeſſen
den Vorzug im guten Lande, da die Wicken allezeit
den ſchlechten wohl vertragen. Doch hat man ſichere
Erfahrungen, wenn man in einem nur zweymahl ge-
pfluͤgten, aber zuerſt flach geſtuͤrzten Acker, zuweilen
abwechſelnd Wicken ſaͤet, daß ſich die Reitwuͤrmer,

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[116/0126] wieget, das man nach dem Einfuͤhren ſogleich gruͤn ausdreſchet, und das uͤbrige Kraut zum Schaaffutter in der Luft trocknet. Im feuchten und beſſern Grun- de, waͤchſet das Kraut hingegen etliche Schuh hoch, und bluͤhet beſtaͤndig, ohne Korn anzuſetzen, und trocknet noch langſamer, als aus dem ſchlechten Boden. Da der Hafer in allerley Boden bey verſchiede- ner Witterung gut zu erbauen iſt, ſaͤet man ihn, um der Winterfruͤchte halber fruͤh, in ein friſch gebrochen Land, das erſt zu Acker werden ſoll. Das Eggen und Walzen vertraͤgt er noch ſowohl wenn er aus- waͤchſet, als wenn er ſchon Blaͤtter hat, ob es wohl viel eher nach der Ausſaat im ſtaubigten oder ſandi- gen Acker geſchehen ſoll, damit er nicht zweyſchuͤhrig werde. Sonſt, da der Hafer nicht ſo gut zutraͤgt, als die Gerſte, muß man den beſſern Acker allezeit der Gerſte, und den ſchlechtern dem Hafer geben, ſo, wie der Buchweizen im ſchlechteſten gebracht wird. Die Erbſen nebſt andern eßbahren Huͤlſenfruͤchten und die Wicken werden, ſobald das Land, der Naͤſſe halber, zu brachen ſtehet, fruͤhzeitig genug geſaͤet, da ihnen der Froſt nicht ſchadet. Dieſe Beſtellung muß eine der erſten ſeyn, wegen Erhaltung der Win- terfruͤchte, da ihre Stengel viel Saft ziehen und bald heranwachſen, ihre Wurzeln decken, und ſich ranken muͤſſen, ehe die Hitze eintritt: außerdem werden ſie vom Honig- und Mehlthau uͤbel zugerichtet und ver- dorren, oder ſie wachſen bey nachfolgender Naͤſſe und kuͤhler Witterung ſehr ſtark, und bluͤhen beſtaͤndig, ohne Frucht anzuſetzen. Die Erbſen haben indeſſen den Vorzug im guten Lande, da die Wicken allezeit den ſchlechten wohl vertragen. Doch hat man ſichere Erfahrungen, wenn man in einem nur zweymahl ge- pfluͤgten, aber zuerſt flach geſtuͤrzten Acker, zuweilen abwechſelnd Wicken ſaͤet, daß ſich die Reitwuͤrmer, oder

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Zitationshilfe: Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 3. Berlin, 1789, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen03_1789/126>, abgerufen am 26.04.2024.