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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 3. Berlin, 1789.

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Lorbeerbäumen, mit einer sehr simpeln Pflege: doch
dergestalt, daß er etwas mehr Wärme, auch etwas
zeitiger genießen konnte als die andern vertragen.

Ist nun der Kampferbaum durch ein verhält-
nißmäßiges Beschneiden seiner Wurzeln und Zweige
zur Unterhaltung vorbereitet und gehörig verpflanzet,
so wird er, wenn in den Monaten Junius und Ju-
lius die warmen Nächte bey uns eintreten und anhal-
ten, mit der Orangerie mehr an die freye Luft, oder
aber, damit ihm kein unvermutheter Wechsel der kalten
Luft schädlich werden möge, doch sehr nahe an die
offenen Fenster gebracht, wo er nach dem gebräuchli-
chen Ausdruck hinlänglich verluftet werden kann, bis
er sein voriges Herbst: und Winterquartier wieder
einnimmt. Er wird in diesem Zustande, so lange er
im stärksten Wachsthume stehet, verhältnißmäßig be-
gossen, bis Sonnenwärme und Trieb allmählig nach-
zulassen anfangen.

Vey einer so einfachen Behandlungsart, auf
welche sich schon Joh. Commelin. in Hort. Amstelo-
dam. p. l. pag.
185 -- 86 beziehet, sind die Hol-
ländischen
und Pariser Kampferbäume, nebst et-
lichen in Deutschland, ohne weitere Beschwerde und
Künste zu einer recht ansehnlichen Größe und hohem
Alter gebracht worden; doch ohne daß sie jemals Blu-
men und Früchte getragen haben sollten.

Es muß also von Seiten der Naturgeschichte
nicht wenig Aufmerksamkeit verdienen, daß der Kam-
pferbaum
seit seiner Ankunft aus Ostindien in Euro-
pa nur von 1680 an bis 1749 noch nicht geblühet
und folglich keine Früchte getragen: daß er aber 1749
in der Mark Brandenburg in Berlin das erstemahl,
und 1774 im botanischen Garten zum zweytenmahle
Blumen getragen, hernach zu Helmstädt, und am
stärksten im Churfürstlichen Garten zu Dresden ge-

blühet,
L

Lorbeerbaͤumen, mit einer ſehr ſimpeln Pflege: doch
dergeſtalt, daß er etwas mehr Waͤrme, auch etwas
zeitiger genießen konnte als die andern vertragen.

Iſt nun der Kampferbaum durch ein verhaͤlt-
nißmaͤßiges Beſchneiden ſeiner Wurzeln und Zweige
zur Unterhaltung vorbereitet und gehoͤrig verpflanzet,
ſo wird er, wenn in den Monaten Junius und Ju-
lius die warmen Naͤchte bey uns eintreten und anhal-
ten, mit der Orangerie mehr an die freye Luft, oder
aber, damit ihm kein unvermutheter Wechſel der kalten
Luft ſchaͤdlich werden moͤge, doch ſehr nahe an die
offenen Fenſter gebracht, wo er nach dem gebraͤuchli-
chen Ausdruck hinlaͤnglich verluftet werden kann, bis
er ſein voriges Herbſt: und Winterquartier wieder
einnimmt. Er wird in dieſem Zuſtande, ſo lange er
im ſtaͤrkſten Wachsthume ſtehet, verhaͤltnißmaͤßig be-
goſſen, bis Sonnenwaͤrme und Trieb allmaͤhlig nach-
zulaſſen anfangen.

Vey einer ſo einfachen Behandlungsart, auf
welche ſich ſchon Joh. Commelin. in Hort. Amſtelo-
dam. p. l. pag.
185 — 86 beziehet, ſind die Hol-
laͤndiſchen
und Pariſer Kampferbaͤume, nebſt et-
lichen in Deutſchland, ohne weitere Beſchwerde und
Kuͤnſte zu einer recht anſehnlichen Groͤße und hohem
Alter gebracht worden; doch ohne daß ſie jemals Blu-
men und Fruͤchte getragen haben ſollten.

Es muß alſo von Seiten der Naturgeſchichte
nicht wenig Aufmerkſamkeit verdienen, daß der Kam-
pferbaum
ſeit ſeiner Ankunft aus Oſtindien in Euro-
pa nur von 1680 an bis 1749 noch nicht gebluͤhet
und folglich keine Fruͤchte getragen: daß er aber 1749
in der Mark Brandenburg in Berlin das erſtemahl,
und 1774 im botaniſchen Garten zum zweytenmahle
Blumen getragen, hernach zu Helmſtaͤdt, und am
ſtaͤrkſten im Churfuͤrſtlichen Garten zu Dresden ge-

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[161/0171] Lorbeerbaͤumen, mit einer ſehr ſimpeln Pflege: doch dergeſtalt, daß er etwas mehr Waͤrme, auch etwas zeitiger genießen konnte als die andern vertragen. Iſt nun der Kampferbaum durch ein verhaͤlt- nißmaͤßiges Beſchneiden ſeiner Wurzeln und Zweige zur Unterhaltung vorbereitet und gehoͤrig verpflanzet, ſo wird er, wenn in den Monaten Junius und Ju- lius die warmen Naͤchte bey uns eintreten und anhal- ten, mit der Orangerie mehr an die freye Luft, oder aber, damit ihm kein unvermutheter Wechſel der kalten Luft ſchaͤdlich werden moͤge, doch ſehr nahe an die offenen Fenſter gebracht, wo er nach dem gebraͤuchli- chen Ausdruck hinlaͤnglich verluftet werden kann, bis er ſein voriges Herbſt: und Winterquartier wieder einnimmt. Er wird in dieſem Zuſtande, ſo lange er im ſtaͤrkſten Wachsthume ſtehet, verhaͤltnißmaͤßig be- goſſen, bis Sonnenwaͤrme und Trieb allmaͤhlig nach- zulaſſen anfangen. Vey einer ſo einfachen Behandlungsart, auf welche ſich ſchon Joh. Commelin. in Hort. Amſtelo- dam. p. l. pag. 185 — 86 beziehet, ſind die Hol- laͤndiſchen und Pariſer Kampferbaͤume, nebſt et- lichen in Deutſchland, ohne weitere Beſchwerde und Kuͤnſte zu einer recht anſehnlichen Groͤße und hohem Alter gebracht worden; doch ohne daß ſie jemals Blu- men und Fruͤchte getragen haben ſollten. Es muß alſo von Seiten der Naturgeſchichte nicht wenig Aufmerkſamkeit verdienen, daß der Kam- pferbaum ſeit ſeiner Ankunft aus Oſtindien in Euro- pa nur von 1680 an bis 1749 noch nicht gebluͤhet und folglich keine Fruͤchte getragen: daß er aber 1749 in der Mark Brandenburg in Berlin das erſtemahl, und 1774 im botaniſchen Garten zum zweytenmahle Blumen getragen, hernach zu Helmſtaͤdt, und am ſtaͤrkſten im Churfuͤrſtlichen Garten zu Dresden ge- bluͤhet, L

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Zitationshilfe: Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 3. Berlin, 1789, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen03_1789/171>, abgerufen am 26.04.2024.