Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 3. Berlin, 1789.

Bild:
<< vorherige Seite
60) Lebensbaum, Thuya Theophrasti CB. Arbor
vitae Clus.
ist das mildeste unter allen Hölzern, ist
nemlich das beste Holz zur leichten Bearbeitung, für
den Tischler, es ist auch leicht am Gewichte, riecht
Anfangs widrig, ist nur so zähe als Kienenholz und
so weich als die Weide. Sein Ansehen, Adern und
Aeste gleichen dem Wachholder. Das Herz spielet
wie Kienenholz, an dessen Mitternachtseite ist es fein-
adrig, seine Mittagsseite aber hat etwas gröbere
Adern. Wie denn die Mitternachtseite aller Bäume
mürber oder weicher, feinaderichter und an dicken
Stämmen auch von merklich leichterem Gewichte ist,
als die Mittagsseite. Milde heißt ein weiches Holz.
das im Hobeln nicht ausspringt, nicht einreißt noch
pellet, und dadurch also des Tischlers Arbeit nicht
hindert, sich auch mit dem großen Hobel und mit der
größten Geschwindigkeit bearbeiten läßt ohne Wild-
heit oder Widerspenstigkeit, die das contrarium der
Mildigkeit ist.
61) Vitis quinquefolia Canadens. scandens T.
Edera quinque folia Canad. Cornuti,
ist sehr weich wie
das weichste Eichen, aber etwas zähe wie Birken,
hat eine grobe dicke Rinde wie alte Eichen, diese ist
inwendig am Holze herum sehr schwammig. Ueber
Ende ist es wie spanisches Rohr anzusehen.
62) Weinstock, Schön-Edel und grüner Ungari-
scher Wein, Vitis vinifera C B. sind an Härte, Ar-
beit und Ansehen einander gleich. Die Härte ist mit-
telmäßig und die Zähigkeit wie am Nußbaumholze.
Am Ansehen ist es dem jungen Eichenholze gleich.
Ueber Ende betrachtet, sieht es wie das spanische Rohr
aus; hat kleine Augen, reißt stark auf, deshalb man
selten Hirnplatten davon machen kann, es läßt sich gut
bearbeiten.
III. Frem-
60) Lebensbaum, Thuya Theophraſti CB. Arbor
vitæ Clus.
iſt das mildeſte unter allen Hoͤlzern, iſt
nemlich das beſte Holz zur leichten Bearbeitung, fuͤr
den Tiſchler, es iſt auch leicht am Gewichte, riecht
Anfangs widrig, iſt nur ſo zaͤhe als Kienenholz und
ſo weich als die Weide. Sein Anſehen, Adern und
Aeſte gleichen dem Wachholder. Das Herz ſpielet
wie Kienenholz, an deſſen Mitternachtſeite iſt es fein-
adrig, ſeine Mittagsſeite aber hat etwas groͤbere
Adern. Wie denn die Mitternachtſeite aller Baͤume
muͤrber oder weicher, feinaderichter und an dicken
Staͤmmen auch von merklich leichterem Gewichte iſt,
als die Mittagsſeite. Milde heißt ein weiches Holz.
das im Hobeln nicht ausſpringt, nicht einreißt noch
pellet, und dadurch alſo des Tiſchlers Arbeit nicht
hindert, ſich auch mit dem großen Hobel und mit der
groͤßten Geſchwindigkeit bearbeiten laͤßt ohne Wild-
heit oder Widerſpenſtigkeit, die das contrarium der
Mildigkeit iſt.
61) Vitis quinquefolia Canadens. ſcandens T.
Edera quinque folia Canad. Cornuti,
iſt ſehr weich wie
das weichſte Eichen, aber etwas zaͤhe wie Birken,
hat eine grobe dicke Rinde wie alte Eichen, dieſe iſt
inwendig am Holze herum ſehr ſchwammig. Ueber
Ende iſt es wie ſpaniſches Rohr anzuſehen.
62) Weinſtock, Schoͤn-Edel und gruͤner Ungari-
ſcher Wein, Vitis vinifera C B. ſind an Haͤrte, Ar-
beit und Anſehen einander gleich. Die Haͤrte iſt mit-
telmaͤßig und die Zaͤhigkeit wie am Nußbaumholze.
Am Anſehen iſt es dem jungen Eichenholze gleich.
Ueber Ende betrachtet, ſieht es wie das ſpaniſche Rohr
aus; hat kleine Augen, reißt ſtark auf, deshalb man
ſelten Hirnplatten davon machen kann, es laͤßt ſich gut
bearbeiten.
III. Frem-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0204" n="194"/>
          <list>
            <item>60) Lebensbaum, <hi rendition="#aq">Thuya Theophra&#x017F;ti CB. Arbor<lb/>
vitæ Clus.</hi> i&#x017F;t das milde&#x017F;te unter allen Ho&#x0364;lzern, i&#x017F;t<lb/>
nemlich das be&#x017F;te Holz zur leichten Bearbeitung, fu&#x0364;r<lb/>
den Ti&#x017F;chler, es i&#x017F;t auch leicht am Gewichte, riecht<lb/>
Anfangs widrig, i&#x017F;t nur &#x017F;o za&#x0364;he als Kienenholz und<lb/>
&#x017F;o weich als die Weide. Sein An&#x017F;ehen, Adern und<lb/>
Ae&#x017F;te gleichen dem Wachholder. Das Herz &#x017F;pielet<lb/>
wie Kienenholz, an de&#x017F;&#x017F;en Mitternacht&#x017F;eite i&#x017F;t es fein-<lb/>
adrig, &#x017F;eine Mittags&#x017F;eite aber hat etwas gro&#x0364;bere<lb/>
Adern. Wie denn die Mitternacht&#x017F;eite aller Ba&#x0364;ume<lb/>
mu&#x0364;rber oder weicher, feinaderichter und an dicken<lb/>
Sta&#x0364;mmen auch von merklich leichterem Gewichte i&#x017F;t,<lb/>
als die Mittags&#x017F;eite. Milde heißt ein weiches Holz.<lb/>
das im Hobeln nicht aus&#x017F;pringt, nicht einreißt noch<lb/>
pellet, und dadurch al&#x017F;o des Ti&#x017F;chlers Arbeit nicht<lb/>
hindert, &#x017F;ich auch mit dem großen Hobel und mit der<lb/>
gro&#x0364;ßten Ge&#x017F;chwindigkeit bearbeiten la&#x0364;ßt ohne Wild-<lb/>
heit oder Wider&#x017F;pen&#x017F;tigkeit, die das <hi rendition="#aq">contrarium</hi> der<lb/>
Mildigkeit i&#x017F;t.</item><lb/>
            <item>61) <hi rendition="#aq">Vitis quinquefolia Canadens. &#x017F;candens T.<lb/>
Edera quinque folia Canad. Cornuti,</hi> i&#x017F;t &#x017F;ehr weich wie<lb/>
das weich&#x017F;te Eichen, aber etwas za&#x0364;he wie Birken,<lb/>
hat eine grobe dicke Rinde wie alte Eichen, die&#x017F;e i&#x017F;t<lb/>
inwendig am Holze herum &#x017F;ehr &#x017F;chwammig. Ueber<lb/>
Ende i&#x017F;t es wie &#x017F;pani&#x017F;ches Rohr anzu&#x017F;ehen.</item><lb/>
            <item>62) Wein&#x017F;tock, Scho&#x0364;n-Edel und gru&#x0364;ner Ungari-<lb/>
&#x017F;cher Wein, <hi rendition="#aq">Vitis vinifera C B.</hi> &#x017F;ind an Ha&#x0364;rte, Ar-<lb/>
beit und An&#x017F;ehen einander gleich. Die Ha&#x0364;rte i&#x017F;t mit-<lb/>
telma&#x0364;ßig und die Za&#x0364;higkeit wie am Nußbaumholze.<lb/>
Am An&#x017F;ehen i&#x017F;t es dem jungen Eichenholze gleich.<lb/>
Ueber Ende betrachtet, &#x017F;ieht es wie das &#x017F;pani&#x017F;che Rohr<lb/>
aus; hat kleine Augen, reißt &#x017F;tark auf, deshalb man<lb/>
&#x017F;elten Hirnplatten davon machen kann, es la&#x0364;ßt &#x017F;ich gut<lb/>
bearbeiten.</item>
          </list>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">III.</hi> Frem-</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[194/0204] 60) Lebensbaum, Thuya Theophraſti CB. Arbor vitæ Clus. iſt das mildeſte unter allen Hoͤlzern, iſt nemlich das beſte Holz zur leichten Bearbeitung, fuͤr den Tiſchler, es iſt auch leicht am Gewichte, riecht Anfangs widrig, iſt nur ſo zaͤhe als Kienenholz und ſo weich als die Weide. Sein Anſehen, Adern und Aeſte gleichen dem Wachholder. Das Herz ſpielet wie Kienenholz, an deſſen Mitternachtſeite iſt es fein- adrig, ſeine Mittagsſeite aber hat etwas groͤbere Adern. Wie denn die Mitternachtſeite aller Baͤume muͤrber oder weicher, feinaderichter und an dicken Staͤmmen auch von merklich leichterem Gewichte iſt, als die Mittagsſeite. Milde heißt ein weiches Holz. das im Hobeln nicht ausſpringt, nicht einreißt noch pellet, und dadurch alſo des Tiſchlers Arbeit nicht hindert, ſich auch mit dem großen Hobel und mit der groͤßten Geſchwindigkeit bearbeiten laͤßt ohne Wild- heit oder Widerſpenſtigkeit, die das contrarium der Mildigkeit iſt. 61) Vitis quinquefolia Canadens. ſcandens T. Edera quinque folia Canad. Cornuti, iſt ſehr weich wie das weichſte Eichen, aber etwas zaͤhe wie Birken, hat eine grobe dicke Rinde wie alte Eichen, dieſe iſt inwendig am Holze herum ſehr ſchwammig. Ueber Ende iſt es wie ſpaniſches Rohr anzuſehen. 62) Weinſtock, Schoͤn-Edel und gruͤner Ungari- ſcher Wein, Vitis vinifera C B. ſind an Haͤrte, Ar- beit und Anſehen einander gleich. Die Haͤrte iſt mit- telmaͤßig und die Zaͤhigkeit wie am Nußbaumholze. Am Anſehen iſt es dem jungen Eichenholze gleich. Ueber Ende betrachtet, ſieht es wie das ſpaniſche Rohr aus; hat kleine Augen, reißt ſtark auf, deshalb man ſelten Hirnplatten davon machen kann, es laͤßt ſich gut bearbeiten. III. Frem-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen03_1789
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen03_1789/204
Zitationshilfe: Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 3. Berlin, 1789, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen03_1789/204>, abgerufen am 27.04.2024.