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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.

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1. Buch. 6. Tit. §. 139. u. 140.
für das seinige anerkennen müsse, davon ist hier die Fra-
ge noch nicht, sondern gehört zum 3. Titel des XXV.
Buchs. Allein das ist hier noch

6) anzumerken, daß nach dem römischen Rechte
dem Großvater die väterliche Gewalt über die von seinem
Sohne in rechtmäsiger Ehe gezeugte Enkel zustehe, wenn
nämlich der Sohn selbst noch nicht von der väterlichen
Gewalt befreyet ist 45); welcher Fall jedoch in unsern Ta-
gen seltner als zu der Römer Zeiten vorkommen möchte.

§. 140.
Begrif der Legitimation nach römischen, teutschen und heu-
tigen Rechten. Kurze Geschichte derselben.

Die bürgerliche oder römische väterliche Gewalt wird
nun zweytens auch durch die Legitimation 46) erworben.
Diese setzt unehelichgebohrne Kinder zum voraus,
welche von Geburt in väterlicher Gewalt nicht sind. Was

ist
45) L. 4. D. h. t. Qui ex filio meo et uxore eius nascitur, id
est, nepos meus, et neptis, aeque in mea sunt potestate; et
pronepos et proneptis, et deinceps caeteri.
46) Die vorzüglichsten Schriften über diese Lehre sind Franc.
hotomannus de spuriis et legitimatione, in eius disputat.
iuris civ. volumine uno, Lugduni
1569. et in Operib. T. I.
pag. 519. Christ. thomasii Diss. de usu pract. doctrinae
de legitimatione Halae 1713. Iust Henn. boehmer Diss. de
legitimatione ex damnato coitu natorum Halae 1759. Ge.
iordens Diss. duae de legitimatione, in fellenberg Iuris-
prud antiqua Tom. II. n. 17. p. 325. Ern. Lud. Aug. ei-
senhart
Diss. de legitimatione liberorum illegitimorum prae-
cipue secundum ius german. hodiernum. Helmst.
1786. 4. Aus-
serdem hat auch hiervon noch sehr gründlich gehandelt Desider.
heraldus lib. I. rer. et quaest. iuris quotid. cap. I. sqq. et
c.
4. Die von einzelnen Gegenständen dieser Materie han-
delnde besondere Schriften werde ich gelegenheitlich anführen.

1. Buch. 6. Tit. §. 139. u. 140.
fuͤr das ſeinige anerkennen muͤſſe, davon iſt hier die Fra-
ge noch nicht, ſondern gehoͤrt zum 3. Titel des XXV.
Buchs. Allein das iſt hier noch

6) anzumerken, daß nach dem roͤmiſchen Rechte
dem Großvater die vaͤterliche Gewalt uͤber die von ſeinem
Sohne in rechtmaͤſiger Ehe gezeugte Enkel zuſtehe, wenn
naͤmlich der Sohn ſelbſt noch nicht von der vaͤterlichen
Gewalt befreyet iſt 45); welcher Fall jedoch in unſern Ta-
gen ſeltner als zu der Roͤmer Zeiten vorkommen moͤchte.

§. 140.
Begrif der Legitimation nach roͤmiſchen, teutſchen und heu-
tigen Rechten. Kurze Geſchichte derſelben.

Die buͤrgerliche oder roͤmiſche vaͤterliche Gewalt wird
nun zweytens auch durch die Legitimation 46) erworben.
Dieſe ſetzt unehelichgebohrne Kinder zum voraus,
welche von Geburt in vaͤterlicher Gewalt nicht ſind. Was

iſt
45) L. 4. D. h. t. Qui ex filio meo et uxore eius naſcitur, id
eſt, nepos meus, et neptis, aeque in mea ſunt poteſtate; et
pronepos et proneptis, et deinceps caeteri.
46) Die vorzuͤglichſten Schriften uͤber dieſe Lehre ſind Franc.
hotomannus de ſpuriis et legitimatione, in eius disputat.
iuris civ. volumine uno, Lugduni
1569. et in Operib. T. I.
pag. 519. Chriſt. thomasii Diſſ. de uſu pract. doctrinae
de legitimatione Halae 1713. Iuſt Henn. boehmer Diſſ. de
legitimatione ex damnato coitu natorum Halae 1759. Ge.
iordens Diſſ. duae de legitimatione, in fellenberg Iuris-
prud antiqua Tom. II. n. 17. p. 325. Ern. Lud. Aug. ei-
senhart
Diſſ. de legitimatione liberorum illegitimorum prae-
cipue ſecundum ius german. hodiernum. Helmſt.
1786. 4. Auſ-
ſerdem hat auch hiervon noch ſehr gruͤndlich gehandelt Deſider.
heraldus lib. I. rer. et quaeſt. iuris quotid. cap. I. ſqq. et
c.
4. Die von einzelnen Gegenſtaͤnden dieſer Materie han-
delnde beſondere Schriften werde ich gelegenheitlich anfuͤhren.
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[242/0256] 1. Buch. 6. Tit. §. 139. u. 140. fuͤr das ſeinige anerkennen muͤſſe, davon iſt hier die Fra- ge noch nicht, ſondern gehoͤrt zum 3. Titel des XXV. Buchs. Allein das iſt hier noch 6) anzumerken, daß nach dem roͤmiſchen Rechte dem Großvater die vaͤterliche Gewalt uͤber die von ſeinem Sohne in rechtmaͤſiger Ehe gezeugte Enkel zuſtehe, wenn naͤmlich der Sohn ſelbſt noch nicht von der vaͤterlichen Gewalt befreyet iſt 45); welcher Fall jedoch in unſern Ta- gen ſeltner als zu der Roͤmer Zeiten vorkommen moͤchte. §. 140. Begrif der Legitimation nach roͤmiſchen, teutſchen und heu- tigen Rechten. Kurze Geſchichte derſelben. Die buͤrgerliche oder roͤmiſche vaͤterliche Gewalt wird nun zweytens auch durch die Legitimation 46) erworben. Dieſe ſetzt unehelichgebohrne Kinder zum voraus, welche von Geburt in vaͤterlicher Gewalt nicht ſind. Was iſt 45) L. 4. D. h. t. Qui ex filio meo et uxore eius naſcitur, id eſt, nepos meus, et neptis, aeque in mea ſunt poteſtate; et pronepos et proneptis, et deinceps caeteri. 46) Die vorzuͤglichſten Schriften uͤber dieſe Lehre ſind Franc. hotomannus de ſpuriis et legitimatione, in eius disputat. iuris civ. volumine uno, Lugduni 1569. et in Operib. T. I. pag. 519. Chriſt. thomasii Diſſ. de uſu pract. doctrinae de legitimatione Halae 1713. Iuſt Henn. boehmer Diſſ. de legitimatione ex damnato coitu natorum Halae 1759. Ge. iordens Diſſ. duae de legitimatione, in fellenberg Iuris- prud antiqua Tom. II. n. 17. p. 325. Ern. Lud. Aug. ei- senhart Diſſ. de legitimatione liberorum illegitimorum prae- cipue ſecundum ius german. hodiernum. Helmſt. 1786. 4. Auſ- ſerdem hat auch hiervon noch ſehr gruͤndlich gehandelt Deſider. heraldus lib. I. rer. et quaeſt. iuris quotid. cap. I. ſqq. et c. 4. Die von einzelnen Gegenſtaͤnden dieſer Materie han- delnde beſondere Schriften werde ich gelegenheitlich anfuͤhren.

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/256>, abgerufen am 26.04.2024.