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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.

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1. Buch. 5. Tit. §. 112.
welcher sie abhangen. Eine solche Qualität nun,
um deren willen einem Menschen gewisse Rechte und Ver-
bindlichkeiten zukommen, die zum iure personarum ge-
hören, nennt man den Statum hominis 27). Soviel zur
Beantwortung der dritten Frage. Endlich die vierte Fra-
ge, wie vielerley der status hominis sey?
wird der folgende §. erörtern.

§. 112.
Eintheilung des Status hominis.

Die Qualität, die man den statum hominis nennt,
kann nun zweyerley seyn, entweder eine natürliche, physi-
sche Eigenschaft, die der Mensch von Natur hat, oder
eine äusserliche moralische Eigenschaft, die bey dem Men-
schen, welchem dieselbe anklebt, ein gewisses gesellschaftli-
ches Verhältniß voraussetzt, wovon Rechte und Verbind-

lich-
27) Die wenigsten Begriffe der Rechtsgelehrten vom status ho-
minis
sind richtig. Am lächerlichsten aber nimmt sich der Be-
griff unsers Autors aus, wenn er sagt: statum hominis
constituunt mutabilia, ob quorum existentiam homini certa
competunt iura.
Gehört nicht zum status hominis, daß Jemand
wetblichen oder männlichen Geschlechts ist? Diesen Zustand
kann man doch gewiß nicht ändern. Auch ist der Begriff, wel-
chen sich andere Rechtsgelehrte vom status hominis machen,
wenn sie sich darunter eine Qualität, von welcher
Rechte und Verbindlichkeiten abhangen,
vor-
stellen, viel zu unbestimmt. Denn nach diesem Begriff wird
es schwer seyn ius personarum von dem iure rerum gehörig
zu unterscheiden. Z. B. daß ich Eigenthümer von einer Sa-
che bin, ist ja ohnstreitig eine Qualität, von welcher Rechte
abhangen, z. E. die Sache zu nutzen und zu gebrauchen, sie
zu besitzen, darüber zu disponiren, sie zu vindiciren, u. s. w.
Nach jenem Begriffe müßten also auch diese Rechte zum iure
personarum
gehören, da doch jeder Jurist solche zum iure re-
rum
zählt.

1. Buch. 5. Tit. §. 112.
welcher ſie abhangen. Eine ſolche Qualitaͤt nun,
um deren willen einem Menſchen gewiſſe Rechte und Ver-
bindlichkeiten zukommen, die zum iure perſonarum ge-
hoͤren, nennt man den Statum hominis 27). Soviel zur
Beantwortung der dritten Frage. Endlich die vierte Fra-
ge, wie vielerley der ſtatus hominis ſey?
wird der folgende §. eroͤrtern.

§. 112.
Eintheilung des Status hominis.

Die Qualitaͤt, die man den ſtatum hominis nennt,
kann nun zweyerley ſeyn, entweder eine natuͤrliche, phyſi-
ſche Eigenſchaft, die der Menſch von Natur hat, oder
eine aͤuſſerliche moraliſche Eigenſchaft, die bey dem Men-
ſchen, welchem dieſelbe anklebt, ein gewiſſes geſellſchaftli-
ches Verhaͤltniß vorausſetzt, wovon Rechte und Verbind-

lich-
27) Die wenigſten Begriffe der Rechtsgelehrten vom ſtatus ho-
minis
ſind richtig. Am laͤcherlichſten aber nimmt ſich der Be-
griff unſers Autors aus, wenn er ſagt: statum hominis
conſtituunt mutabilia, ob quorum exiſtentiam homini certa
competunt iura.
Gehoͤrt nicht zum ſtatus hominis, daß Jemand
wetblichen oder maͤnnlichen Geſchlechts iſt? Dieſen Zuſtand
kann man doch gewiß nicht aͤndern. Auch iſt der Begriff, wel-
chen ſich andere Rechtsgelehrte vom ſtatus hominis machen,
wenn ſie ſich darunter eine Qualitaͤt, von welcher
Rechte und Verbindlichkeiten abhangen,
vor-
ſtellen, viel zu unbeſtimmt. Denn nach dieſem Begriff wird
es ſchwer ſeyn ius perſonarum von dem iure rerum gehoͤrig
zu unterſcheiden. Z. B. daß ich Eigenthuͤmer von einer Sa-
che bin, iſt ja ohnſtreitig eine Qualitaͤt, von welcher Rechte
abhangen, z. E. die Sache zu nutzen und zu gebrauchen, ſie
zu beſitzen, daruͤber zu disponiren, ſie zu vindiciren, u. ſ. w.
Nach jenem Begriffe muͤßten alſo auch dieſe Rechte zum iure
perſonarum
gehoͤren, da doch jeder Juriſt ſolche zum iure re-
rum
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[52/0066] 1. Buch. 5. Tit. §. 112. welcher ſie abhangen. Eine ſolche Qualitaͤt nun, um deren willen einem Menſchen gewiſſe Rechte und Ver- bindlichkeiten zukommen, die zum iure perſonarum ge- hoͤren, nennt man den Statum hominis 27). Soviel zur Beantwortung der dritten Frage. Endlich die vierte Fra- ge, wie vielerley der ſtatus hominis ſey? wird der folgende §. eroͤrtern. §. 112. Eintheilung des Status hominis. Die Qualitaͤt, die man den ſtatum hominis nennt, kann nun zweyerley ſeyn, entweder eine natuͤrliche, phyſi- ſche Eigenſchaft, die der Menſch von Natur hat, oder eine aͤuſſerliche moraliſche Eigenſchaft, die bey dem Men- ſchen, welchem dieſelbe anklebt, ein gewiſſes geſellſchaftli- ches Verhaͤltniß vorausſetzt, wovon Rechte und Verbind- lich- 27) Die wenigſten Begriffe der Rechtsgelehrten vom ſtatus ho- minis ſind richtig. Am laͤcherlichſten aber nimmt ſich der Be- griff unſers Autors aus, wenn er ſagt: statum hominis conſtituunt mutabilia, ob quorum exiſtentiam homini certa competunt iura. Gehoͤrt nicht zum ſtatus hominis, daß Jemand wetblichen oder maͤnnlichen Geſchlechts iſt? Dieſen Zuſtand kann man doch gewiß nicht aͤndern. Auch iſt der Begriff, wel- chen ſich andere Rechtsgelehrte vom ſtatus hominis machen, wenn ſie ſich darunter eine Qualitaͤt, von welcher Rechte und Verbindlichkeiten abhangen, vor- ſtellen, viel zu unbeſtimmt. Denn nach dieſem Begriff wird es ſchwer ſeyn ius perſonarum von dem iure rerum gehoͤrig zu unterſcheiden. Z. B. daß ich Eigenthuͤmer von einer Sa- che bin, iſt ja ohnſtreitig eine Qualitaͤt, von welcher Rechte abhangen, z. E. die Sache zu nutzen und zu gebrauchen, ſie zu beſitzen, daruͤber zu disponiren, ſie zu vindiciren, u. ſ. w. Nach jenem Begriffe muͤßten alſo auch dieſe Rechte zum iure perſonarum gehoͤren, da doch jeder Juriſt ſolche zum iure re- rum zaͤhlt.

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/66>, abgerufen am 26.04.2024.