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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.

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1. Buch. 8. Tit. §. 175 a.
von dem ganzen Vermögen einer universellen Societät 3)
die Rede ist. Ganz anders verhält sich die Sache bey den
universitatibus hominis 4). Z. B. Wenn Waaren aus
einem verhypothecirten Laden verkauft werden, so tritt das
daraus gelößte Geld nicht an deren Stelle. Der Gläubiget
kann mithin sein hypothekarisches Recht auf solches nicht
ausdehnen. Denn in diesem Fall erstreckt sich die Verpfän-
dung blos auf diejenigen Waaren, welche zur Zeit der
Pfandklage noch auf dem Lager befindlich sind 5). Noch
ein anderer Unterschied zwischen universitas iuris und
facti bestehet darinn, daß bey letzterer die zu ihr gehöri-
gen Stücke sowohl einzeln, als auch zusammen unter dem
collectiven Namen der Universitas mit einer actione in
rem singulari
vindicirt werden können; allein bey einer
universitas iuris hat keine Vindication des Ganzen,
sondern nur einzelner Stücke derselben statt. Das Gan-
ze muß mit einer actione in rem universali abgefordert
werden. Hierher gehört die Stelle Julians lib. 55.
Digestor
6). Vindicatio non, ut gregis, ita et pe-

culi-
3) Eichmann a. a. O. S. 148. 149. hofacker Princip.
I. C. Tom. II.
§. 739.
4) schaumburg in Compendio iuris Digestor. Lib. V. Tit. III.
§. 1.
5) L. 34. pr. D. de pignorib. Westphal Versuch einer syste-
matischen Erläuterung der röm. Gesetze vom Pfandrecht §. 135.
Zwar will Herr von Günderrode in der Abhandl. von dem
Verkauf der Waaren aus einem verhypothecirten Laden §. 9.
in Seinen sämmtlichen Werken II. Band S. 201. be-
haupten, daß das aus den verkauften einzelnen Waa-
ren gelößte Geld ebenfalls dem Gläubiger verhypotheciret
sey; allein diese Meinung ist den Gesetzen und der Rechts-
analogie zuwider.
6) L. 56. D. de Rei Vindicat. Vortreflich hat diese Stelle
B. branchu in Observation. ad Ius Rom. Decad. I. Cap. VI.
pag. 56. sqq.
erklärt.

1. Buch. 8. Tit. §. 175 a.
von dem ganzen Vermoͤgen einer univerſellen Societaͤt 3)
die Rede iſt. Ganz anders verhaͤlt ſich die Sache bey den
univerſitatibus hominis 4). Z. B. Wenn Waaren aus
einem verhypothecirten Laden verkauft werden, ſo tritt das
daraus geloͤßte Geld nicht an deren Stelle. Der Glaͤubiget
kann mithin ſein hypothekariſches Recht auf ſolches nicht
ausdehnen. Denn in dieſem Fall erſtreckt ſich die Verpfaͤn-
dung blos auf diejenigen Waaren, welche zur Zeit der
Pfandklage noch auf dem Lager befindlich ſind 5). Noch
ein anderer Unterſchied zwiſchen univerſitas iuris und
facti beſtehet darinn, daß bey letzterer die zu ihr gehoͤri-
gen Stuͤcke ſowohl einzeln, als auch zuſammen unter dem
collectiven Namen der Univerſitas mit einer actione in
rem ſingulari
vindicirt werden koͤnnen; allein bey einer
univerſitas iuris hat keine Vindication des Ganzen,
ſondern nur einzelner Stuͤcke derſelben ſtatt. Das Gan-
ze muß mit einer actione in rem univerſali abgefordert
werden. Hierher gehoͤrt die Stelle Julians lib. 55.
Digeſtor
6). Vindicatio non, ut gregis, ita et pe-

culi-
3) Eichmann a. a. O. S. 148. 149. hofacker Princip.
I. C. Tom. II.
§. 739.
4) schaumburg in Compendio iuris Digeſtor. Lib. V. Tit. III.
§. 1.
5) L. 34. pr. D. de pignorib. Weſtphal Verſuch einer ſyſte-
matiſchen Erlaͤuterung der roͤm. Geſetze vom Pfandrecht §. 135.
Zwar will Herr von Guͤnderrode in der Abhandl. von dem
Verkauf der Waaren aus einem verhypothecirten Laden §. 9.
in Seinen ſaͤmmtlichen Werken II. Band S. 201. be-
haupten, daß das aus den verkauften einzelnen Waa-
ren geloͤßte Geld ebenfalls dem Glaͤubiger verhypotheciret
ſey; allein dieſe Meinung iſt den Geſetzen und der Rechts-
analogie zuwider.
6) L. 56. D. de Rei Vindicat. Vortreflich hat dieſe Stelle
B. branchu in Obſervation. ad Ius Rom. Decad. I. Cap. VI.
pag. 56. ſqq.
erklaͤrt.
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[494/0508] 1. Buch. 8. Tit. §. 175 a. von dem ganzen Vermoͤgen einer univerſellen Societaͤt 3) die Rede iſt. Ganz anders verhaͤlt ſich die Sache bey den univerſitatibus hominis 4). Z. B. Wenn Waaren aus einem verhypothecirten Laden verkauft werden, ſo tritt das daraus geloͤßte Geld nicht an deren Stelle. Der Glaͤubiget kann mithin ſein hypothekariſches Recht auf ſolches nicht ausdehnen. Denn in dieſem Fall erſtreckt ſich die Verpfaͤn- dung blos auf diejenigen Waaren, welche zur Zeit der Pfandklage noch auf dem Lager befindlich ſind 5). Noch ein anderer Unterſchied zwiſchen univerſitas iuris und facti beſtehet darinn, daß bey letzterer die zu ihr gehoͤri- gen Stuͤcke ſowohl einzeln, als auch zuſammen unter dem collectiven Namen der Univerſitas mit einer actione in rem ſingulari vindicirt werden koͤnnen; allein bey einer univerſitas iuris hat keine Vindication des Ganzen, ſondern nur einzelner Stuͤcke derſelben ſtatt. Das Gan- ze muß mit einer actione in rem univerſali abgefordert werden. Hierher gehoͤrt die Stelle Julians lib. 55. Digeſtor 6). Vindicatio non, ut gregis, ita et pe- culi- 3) Eichmann a. a. O. S. 148. 149. hofacker Princip. I. C. Tom. II. §. 739. 4) schaumburg in Compendio iuris Digeſtor. Lib. V. Tit. III. §. 1. 5) L. 34. pr. D. de pignorib. Weſtphal Verſuch einer ſyſte- matiſchen Erlaͤuterung der roͤm. Geſetze vom Pfandrecht §. 135. Zwar will Herr von Guͤnderrode in der Abhandl. von dem Verkauf der Waaren aus einem verhypothecirten Laden §. 9. in Seinen ſaͤmmtlichen Werken II. Band S. 201. be- haupten, daß das aus den verkauften einzelnen Waa- ren geloͤßte Geld ebenfalls dem Glaͤubiger verhypotheciret ſey; allein dieſe Meinung iſt den Geſetzen und der Rechts- analogie zuwider. 6) L. 56. D. de Rei Vindicat. Vortreflich hat dieſe Stelle B. branchu in Obſervation. ad Ius Rom. Decad. I. Cap. VI. pag. 56. ſqq. erklaͤrt.

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791, S. 494. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/508>, abgerufen am 26.04.2024.