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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.

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1. Buch. 8. Tit. §. 175 b.
seyn konnten; wie Huber gezeigt 10) hat. Unter den
neuern Rechtsgelehrten scheinen die Begriffe des Hu-
bers
11) den meisten Beyfall gefunden zu haben. Die-
ser sagt: ius in re est facultas homini in rem competens,
sine respectu ad certam personam.
ius ad rem est fa-
cultas competens in aliam personam, ut nobis aliquid det vel
faciat
12). Folgende Vorstellungsart wird, deucht mir,
am leichtesten zu fassen seyn 13). Ich habe oben (§. 163.)
gesagt: die Sachen seyen entweder Handlungen der Men-
schen, oder eigentlich sogenannte Sachen. Es können
also sowohl menschliche Handlungen, als eigentlich soge-
nannte Sachen der unmittelbare Gegenstand eines Rechts
seyn. Dasjenige Recht nun, dessen unmittelbarer Gegen-
stand ein factum hominis ist, nennt man ein ius ad rem,
besser ius in personam. Ein solches Recht hingegen, des-
sen unmittelbarer Gegenstand eine res in specie sic dicta
ist, wird ius in re oder ius in rem genennt. Menschliche
Handlungen, welche Gegenstände des iuris ad rem oder
eigentlich in personam sind, können wieder von zweyerley
Art seyn, entweder blose Handlungen, z. B. die
Arbeit eines Tagelöhners; oder solche Handlungen, die
im Geben einer Sache bestehen, z. E. wenn mir
Jemand Geld bezahlen, oder eine Sache übergeben soll,
die ich von ihm gekauft habe. Bey den Factis der er-

stern
10) cit. Digression. c. l.
11) in Praelectionib. iuris civ. sec. Institut. Iustinian. Lib. II.
Tit. I.
§. 12.
12) Hiermit stimmen auch die Begriffe des Hrn. Hofr. hofa-
cker
in Princip. iur. civ. R. G. Tom. II.
§. 780. genau
überein.
13) Vergl. Reinhards Sammlung jurist. philos. und kriti-
scher Aufsätze I. Bandes 4. Stück Nr. VI. S. 274. folgg.
Ad. weishaupt ius civ. privat. T. II. lib. II. Sect. I. C. I.
§. 31. u. Prof. Woltärs Grundsätze der Rechtsgelehrs. §. 216.

1. Buch. 8. Tit. §. 175 b.
ſeyn konnten; wie Huber gezeigt 10) hat. Unter den
neuern Rechtsgelehrten ſcheinen die Begriffe des Hu-
bers
11) den meiſten Beyfall gefunden zu haben. Die-
ſer ſagt: ius in re eſt facultas homini in rem competens,
ſine reſpectu ad certam perſonam.
ius ad rem eſt fa-
cultas competens in aliam perſonam, ut nobis aliquid det vel
faciat
12). Folgende Vorſtellungsart wird, deucht mir,
am leichteſten zu faſſen ſeyn 13). Ich habe oben (§. 163.)
geſagt: die Sachen ſeyen entweder Handlungen der Men-
ſchen, oder eigentlich ſogenannte Sachen. Es koͤnnen
alſo ſowohl menſchliche Handlungen, als eigentlich ſoge-
nannte Sachen der unmittelbare Gegenſtand eines Rechts
ſeyn. Dasjenige Recht nun, deſſen unmittelbarer Gegen-
ſtand ein factum hominis iſt, nennt man ein ius ad rem,
beſſer ius in perſonam. Ein ſolches Recht hingegen, deſ-
ſen unmittelbarer Gegenſtand eine res in ſpecie ſic dicta
iſt, wird ius in re oder ius in rem genennt. Menſchliche
Handlungen, welche Gegenſtaͤnde des iuris ad rem oder
eigentlich in perſonam ſind, koͤnnen wieder von zweyerley
Art ſeyn, entweder bloſe Handlungen, z. B. die
Arbeit eines Tageloͤhners; oder ſolche Handlungen, die
im Geben einer Sache beſtehen, z. E. wenn mir
Jemand Geld bezahlen, oder eine Sache uͤbergeben ſoll,
die ich von ihm gekauft habe. Bey den Factis der er-

ſtern
10) cit. Digreſſion. c. l.
11) in Praelectionib. iuris civ. ſec. Inſtitut. Iuſtinian. Lib. II.
Tit. I.
§. 12.
12) Hiermit ſtimmen auch die Begriffe des Hrn. Hofr. hofa-
cker
in Princip. iur. civ. R. G. Tom. II.
§. 780. genau
uͤberein.
13) Vergl. Reinhards Sammlung juriſt. philoſ. und kriti-
ſcher Aufſaͤtze I. Bandes 4. Stuͤck Nr. VI. S. 274. folgg.
Ad. weishaupt ius civ. privat. T. II. lib. II. Sect. I. C. I.
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[496/0510] 1. Buch. 8. Tit. §. 175 b. ſeyn konnten; wie Huber gezeigt 10) hat. Unter den neuern Rechtsgelehrten ſcheinen die Begriffe des Hu- bers 11) den meiſten Beyfall gefunden zu haben. Die- ſer ſagt: ius in re eſt facultas homini in rem competens, ſine reſpectu ad certam perſonam. ius ad rem eſt fa- cultas competens in aliam perſonam, ut nobis aliquid det vel faciat 12). Folgende Vorſtellungsart wird, deucht mir, am leichteſten zu faſſen ſeyn 13). Ich habe oben (§. 163.) geſagt: die Sachen ſeyen entweder Handlungen der Men- ſchen, oder eigentlich ſogenannte Sachen. Es koͤnnen alſo ſowohl menſchliche Handlungen, als eigentlich ſoge- nannte Sachen der unmittelbare Gegenſtand eines Rechts ſeyn. Dasjenige Recht nun, deſſen unmittelbarer Gegen- ſtand ein factum hominis iſt, nennt man ein ius ad rem, beſſer ius in perſonam. Ein ſolches Recht hingegen, deſ- ſen unmittelbarer Gegenſtand eine res in ſpecie ſic dicta iſt, wird ius in re oder ius in rem genennt. Menſchliche Handlungen, welche Gegenſtaͤnde des iuris ad rem oder eigentlich in perſonam ſind, koͤnnen wieder von zweyerley Art ſeyn, entweder bloſe Handlungen, z. B. die Arbeit eines Tageloͤhners; oder ſolche Handlungen, die im Geben einer Sache beſtehen, z. E. wenn mir Jemand Geld bezahlen, oder eine Sache uͤbergeben ſoll, die ich von ihm gekauft habe. Bey den Factis der er- ſtern 10) cit. Digreſſion. c. l. 11) in Praelectionib. iuris civ. ſec. Inſtitut. Iuſtinian. Lib. II. Tit. I. §. 12. 12) Hiermit ſtimmen auch die Begriffe des Hrn. Hofr. hofa- cker in Princip. iur. civ. R. G. Tom. II. §. 780. genau uͤberein. 13) Vergl. Reinhards Sammlung juriſt. philoſ. und kriti- ſcher Aufſaͤtze I. Bandes 4. Stuͤck Nr. VI. S. 274. folgg. Ad. weishaupt ius civ. privat. T. II. lib. II. Sect. I. C. I. §. 31. u. Prof. Woltaͤrs Grundſaͤtze der Rechtsgelehrſ. §. 216.

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791, S. 496. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/510>, abgerufen am 26.04.2024.