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Glück, Christian Friedrich von: Berichtigungen und Zusätze zum zweyten Bande des Glückischen Commentars über die Pandecten. Für die Besitzer der ersten Ausgabe. Erlangen, 1800.

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für einen ingenuus gehalten werden sollte, wie aus dem Tit. de
ingenuis
der Institutionen bekannt ist.

Statt S. 135. bis 142.

§. 120.
Zustand der teutschen Leibeigenschaft.

Auch in unsern Teutschland ist die Eintheilung der Menschen
in freye und unfreye schon von den ältesten Zeiten her üb-
lich gewesen 36). Freye werden bey den Teutschen in der all-
gemeinen Bedeutung alle diejenigen genennt, welche von keinem
Leibherrn abhangen 37). Zu den Unfreyen hingegen gehö-
ren vorzüglich die Leibeigene. Es kann aber auch wahre
Sklaven
im Sinne des röm. Rechts geben. Dahin gehören
die Negersklaven, die zuweilen aus Holland und andern Reichen
zu uns gebracht werden. Diese werden dadurch, daß sie nach
Teutschland gebracht worden sind, nicht frey 38). Ferner die in
die Kriegsgefangenschaft der Teutschen gerathene Türken und
Tartern. Denn da dieselben unsere Kriegsgefangenen zu Skla-
ven machen, so können wir mit den ihrigen auf gleiche Weise
verfahren 39). Beyde Arten der heutigen Sklaven werden nach
dem röm. Recht beurtheilt 40).


Der
36) S. Christ. thomasii Diss. de hominibus propriis et liberis
Germanorum. Halae 1701.
Ebendesselben Dissert. de usu
practico distinctionis hominum in liberos et servos Halae 1711.

besonders aber Danz Handbuch des heutigen teutschen Pri-
vatrechts 3. Bänd §. 327.
37) Runde Grundsätze des allgemeinen teutschen Privatrechts
§. 327.
38) Höpfner im Commentar über die Heineccischen Institu-
tionen §. 70. Eben dieser Grundsatz galt auch Anfangs in den
Preuß. Staaten, wie aus Hymmens Beyträgen zur jurist.
Litteratur in den Preuß. Staaten 6. Samml. S. 296. erhel-
let. Allein in dem neuen Preuß. Gesetzbuche 2. Th.
Tit. 5. §. 200. ist die Sklaverey völlig abgeschaft.
39) Reichsabschied vom Jahr 1542. stryk Uf. mod.
Pand. h. t.
§. 3.
40) lauterbach Colleg. th. pract. Pandect. h. t. §. 12. et 13.
und Höpfner a. a. O.

fuͤr einen ingenuus gehalten werden ſollte, wie aus dem Tit. de
ingenuis
der Inſtitutionen bekannt iſt.

Statt S. 135. bis 142.

§. 120.
Zuſtand der teutſchen Leibeigenſchaft.

Auch in unſern Teutſchland iſt die Eintheilung der Menſchen
in freye und unfreye ſchon von den aͤlteſten Zeiten her uͤb-
lich geweſen 36). Freye werden bey den Teutſchen in der all-
gemeinen Bedeutung alle diejenigen genennt, welche von keinem
Leibherrn abhangen 37). Zu den Unfreyen hingegen gehoͤ-
ren vorzuͤglich die Leibeigene. Es kann aber auch wahre
Sklaven
im Sinne des roͤm. Rechts geben. Dahin gehoͤren
die Negerſklaven, die zuweilen aus Holland und andern Reichen
zu uns gebracht werden. Dieſe werden dadurch, daß ſie nach
Teutſchland gebracht worden ſind, nicht frey 38). Ferner die in
die Kriegsgefangenſchaft der Teutſchen gerathene Tuͤrken und
Tartern. Denn da dieſelben unſere Kriegsgefangenen zu Skla-
ven machen, ſo koͤnnen wir mit den ihrigen auf gleiche Weiſe
verfahren 39). Beyde Arten der heutigen Sklaven werden nach
dem roͤm. Recht beurtheilt 40).


Der
36) S. Chriſt. thomasii Diſſ. de hominibus propriis et liberis
Germanorum. Halae 1701.
Ebendeſſelben Diſſert. de uſu
practico diſtinctionis hominum in liberos et ſervos Halae 1711.

beſonders aber Danz Handbuch des heutigen teutſchen Pri-
vatrechts 3. Baͤnd §. 327.
37) Runde Grundſaͤtze des allgemeinen teutſchen Privatrechts
§. 327.
38) Hoͤpfner im Commentar uͤber die Heinecciſchen Inſtitu-
tionen §. 70. Eben dieſer Grundſatz galt auch Anfangs in den
Preuß. Staaten, wie aus Hymmens Beytraͤgen zur juriſt.
Litteratur in den Preuß. Staaten 6. Samml. S. 296. erhel-
let. Allein in dem neuen Preuß. Geſetzbuche 2. Th.
Tit. 5. §. 200. iſt die Sklaverey voͤllig abgeſchaft.
39) Reichsabſchied vom Jahr 1542. stryk Uf. mod.
Pand. h. t.
§. 3.
40) lauterbach Colleg. th. pract. Pandect. h. t. §. 12. et 13.
und Hoͤpfner a. a. O.
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[32/0038] fuͤr einen ingenuus gehalten werden ſollte, wie aus dem Tit. de ingenuis der Inſtitutionen bekannt iſt. Statt S. 135. bis 142. §. 120. Zuſtand der teutſchen Leibeigenſchaft. Auch in unſern Teutſchland iſt die Eintheilung der Menſchen in freye und unfreye ſchon von den aͤlteſten Zeiten her uͤb- lich geweſen 36). Freye werden bey den Teutſchen in der all- gemeinen Bedeutung alle diejenigen genennt, welche von keinem Leibherrn abhangen 37). Zu den Unfreyen hingegen gehoͤ- ren vorzuͤglich die Leibeigene. Es kann aber auch wahre Sklaven im Sinne des roͤm. Rechts geben. Dahin gehoͤren die Negerſklaven, die zuweilen aus Holland und andern Reichen zu uns gebracht werden. Dieſe werden dadurch, daß ſie nach Teutſchland gebracht worden ſind, nicht frey 38). Ferner die in die Kriegsgefangenſchaft der Teutſchen gerathene Tuͤrken und Tartern. Denn da dieſelben unſere Kriegsgefangenen zu Skla- ven machen, ſo koͤnnen wir mit den ihrigen auf gleiche Weiſe verfahren 39). Beyde Arten der heutigen Sklaven werden nach dem roͤm. Recht beurtheilt 40). Der 36) S. Chriſt. thomasii Diſſ. de hominibus propriis et liberis Germanorum. Halae 1701. Ebendeſſelben Diſſert. de uſu practico diſtinctionis hominum in liberos et ſervos Halae 1711. beſonders aber Danz Handbuch des heutigen teutſchen Pri- vatrechts 3. Baͤnd §. 327. 37) Runde Grundſaͤtze des allgemeinen teutſchen Privatrechts §. 327. 38) Hoͤpfner im Commentar uͤber die Heinecciſchen Inſtitu- tionen §. 70. Eben dieſer Grundſatz galt auch Anfangs in den Preuß. Staaten, wie aus Hymmens Beytraͤgen zur juriſt. Litteratur in den Preuß. Staaten 6. Samml. S. 296. erhel- let. Allein in dem neuen Preuß. Geſetzbuche 2. Th. Tit. 5. §. 200. iſt die Sklaverey voͤllig abgeſchaft. 39) Reichsabſchied vom Jahr 1542. stryk Uf. mod. Pand. h. t. §. 3. 40) lauterbach Colleg. th. pract. Pandect. h. t. §. 12. et 13. und Hoͤpfner a. a. O.

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Berichtigungen und Zusätze zum zweyten Bande des Glückischen Commentars über die Pandecten. Für die Besitzer der ersten Ausgabe. Erlangen, 1800, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02verbesserungen_1800/38>, abgerufen am 26.04.2024.