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Glück, Christian Friedrich von: Berichtigungen und Zusätze zum zweyten Bande des Glückischen Commentars über die Pandecten. Für die Besitzer der ersten Ausgabe. Erlangen, 1800.

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wirthschaft bedürfen, entweder Vollspänner, oder Halb-
spänner
, oder Viertelsspänner; die näheren Bestim-
mungen dieses Unterschieds hängen jedoch von eines jeden Lan-
des besondern Gebrauche ab 99). Zur Classe der kleinen
Bauern
werden hingegen diejenigen gerechnet, die nicht soviel
Länderey besitzen, daß sie darauf Zugvieh halten könnten. Diese
werden Köter, oder Koßathen 100), ferner Brinksitzer,
Hintersättler, Häußler
und Gärtner genennt 1).

§. 123.
Von den Diensten und Frohnen der teutschen Bauern, und deren
mancherley Arten.

Es gehört nun also zu den wesentlichen Kennzeichen der
teutschen Bauern, daß sie wegen des Besitzes ihrer Güter ver-
pflichtet sind, zum Nutzen der Gutsherrschaft Dienste zu leisten,
welche man Frohnen und Frohndienste nennt 2). Man
vermische diese Bauer-Frohnen nicht mit andern Diensten,
zu welchen die Bauern entweder als Unterthanen, oder als
Mitglieder einer Dorfsgemeinde verbunden sind.
Jene werden Landfrohnen oder Landfolgen genennt,
und darunter diejenigen Dienste verstanden, welche der Landes-
herr, vermöge der Landeshoheit, von den Bauern fordert, und

die
99) Danz §. 489.
100) Kothe oder Köthe heißt ein Haus in der Gemeinde-
Markung. S. Westphals teutsches Privatrecht 1 Th.
Abh. 27. Anmerk. 5. S. 256. Der Name Koßaten kommt
von casa und casati her. S. puffendorf Observat. iur.
univ. T. IV. Obs.
103.
1) Danz §. 490.
2) S. Joh. Leonh. Hauschild Abh. von Bauern, oder de-
ren Frohndiensten Dresden u. Leipzig 1771. B. Fr. R.
Lauhn von den Frohndiensten der Teutschen. Frankfurt 1760.
und mit Anmerkungen und Urkunden vermehrt von Kuhn.
Weißenfels und Leipzig 1791. 8. puffendorf Observat iu-
ris univ. T. I. Obs. 121. leyser Meditat. ad Pandect Spec.
CCCCXVI. -- CCCCXX.
und Henr. Add. lehzen Diss. de ve-
ro et originario fundamento obligationis rusticorum ad operas
et censum praestandum. Goett. 1793.

wirthſchaft beduͤrfen, entweder Vollſpaͤnner, oder Halb-
ſpaͤnner
, oder Viertelsſpaͤnner; die naͤheren Beſtim-
mungen dieſes Unterſchieds haͤngen jedoch von eines jeden Lan-
des beſondern Gebrauche ab 99). Zur Claſſe der kleinen
Bauern
werden hingegen diejenigen gerechnet, die nicht ſoviel
Laͤnderey beſitzen, daß ſie darauf Zugvieh halten koͤnnten. Dieſe
werden Koͤter, oder Koßathen 100), ferner Brinkſitzer,
Hinterſaͤttler, Haͤußler
und Gaͤrtner genennt 1).

§. 123.
Von den Dienſten und Frohnen der teutſchen Bauern, und deren
mancherley Arten.

Es gehoͤrt nun alſo zu den weſentlichen Kennzeichen der
teutſchen Bauern, daß ſie wegen des Beſitzes ihrer Guͤter ver-
pflichtet ſind, zum Nutzen der Gutsherrſchaft Dienſte zu leiſten,
welche man Frohnen und Frohndienſte nennt 2). Man
vermiſche dieſe Bauer-Frohnen nicht mit andern Dienſten,
zu welchen die Bauern entweder als Unterthanen, oder als
Mitglieder einer Dorfsgemeinde verbunden ſind.
Jene werden Landfrohnen oder Landfolgen genennt,
und darunter diejenigen Dienſte verſtanden, welche der Landes-
herr, vermoͤge der Landeshoheit, von den Bauern fordert, und

die
99) Danz §. 489.
100) Kothe oder Koͤthe heißt ein Haus in der Gemeinde-
Markung. S. Weſtphals teutſches Privatrecht 1 Th.
Abh. 27. Anmerk. 5. S. 256. Der Name Koßaten kommt
von caſa und caſati her. S. puffendorf Obſervat. iur.
univ. T. IV. Obſ.
103.
1) Danz §. 490.
2) S. Joh. Leonh. Hauſchild Abh. von Bauern, oder de-
ren Frohndienſten Dresden u. Leipzig 1771. B. Fr. R.
Lauhn von den Frohndienſten der Teutſchen. Frankfurt 1760.
und mit Anmerkungen und Urkunden vermehrt von Kuhn.
Weißenfels und Leipzig 1791. 8. puffendorf Obſervat iu-
ris univ. T. I. Obſ. 121. leyser Meditat. ad Pandect Spec.
CCCCXVI. — CCCCXX.
und Henr. Add. lehzen Diſſ. de ve-
ro et originario fundamento obligationis ruſticorum ad operas
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[47/0053] wirthſchaft beduͤrfen, entweder Vollſpaͤnner, oder Halb- ſpaͤnner, oder Viertelsſpaͤnner; die naͤheren Beſtim- mungen dieſes Unterſchieds haͤngen jedoch von eines jeden Lan- des beſondern Gebrauche ab 99). Zur Claſſe der kleinen Bauern werden hingegen diejenigen gerechnet, die nicht ſoviel Laͤnderey beſitzen, daß ſie darauf Zugvieh halten koͤnnten. Dieſe werden Koͤter, oder Koßathen 100), ferner Brinkſitzer, Hinterſaͤttler, Haͤußler und Gaͤrtner genennt 1). §. 123. Von den Dienſten und Frohnen der teutſchen Bauern, und deren mancherley Arten. Es gehoͤrt nun alſo zu den weſentlichen Kennzeichen der teutſchen Bauern, daß ſie wegen des Beſitzes ihrer Guͤter ver- pflichtet ſind, zum Nutzen der Gutsherrſchaft Dienſte zu leiſten, welche man Frohnen und Frohndienſte nennt 2). Man vermiſche dieſe Bauer-Frohnen nicht mit andern Dienſten, zu welchen die Bauern entweder als Unterthanen, oder als Mitglieder einer Dorfsgemeinde verbunden ſind. Jene werden Landfrohnen oder Landfolgen genennt, und darunter diejenigen Dienſte verſtanden, welche der Landes- herr, vermoͤge der Landeshoheit, von den Bauern fordert, und die 99) Danz §. 489. 100) Kothe oder Koͤthe heißt ein Haus in der Gemeinde- Markung. S. Weſtphals teutſches Privatrecht 1 Th. Abh. 27. Anmerk. 5. S. 256. Der Name Koßaten kommt von caſa und caſati her. S. puffendorf Obſervat. iur. univ. T. IV. Obſ. 103. 1) Danz §. 490. 2) S. Joh. Leonh. Hauſchild Abh. von Bauern, oder de- ren Frohndienſten Dresden u. Leipzig 1771. B. Fr. R. Lauhn von den Frohndienſten der Teutſchen. Frankfurt 1760. und mit Anmerkungen und Urkunden vermehrt von Kuhn. Weißenfels und Leipzig 1791. 8. puffendorf Obſervat iu- ris univ. T. I. Obſ. 121. leyser Meditat. ad Pandect Spec. CCCCXVI. — CCCCXX. und Henr. Add. lehzen Diſſ. de ve- ro et originario fundamento obligationis ruſticorum ad operas et cenſum praeſtandum. Goett. 1793.

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Berichtigungen und Zusätze zum zweyten Bande des Glückischen Commentars über die Pandecten. Für die Besitzer der ersten Ausgabe. Erlangen, 1800, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02verbesserungen_1800/53>, abgerufen am 26.04.2024.