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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810.

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194.

Nunmehr, um unsre Erfahrungen mit möglichster
Genauigkeit anzustellen und alle Verwechslung abzuleh-
nen, halten wir uns zuerst an
Subjective Versuche,
bey welchen nehmlich der Gegenstand durch ein brechen-
des Mittel von dem Beobachter gesehen wird. Sobald
wir diese der Reihe nach abgehandelt, sollen die ob-
jectiven Versuche in gleicher Ordnung folgen.


XII.
Refraction ohne Farbenerscheinung.

195.

Die Refraction kann ihre Wirkung äußern, ohne
daß man eine Farbenerscheinung gewahr werde. So
sehr auch durch Refraction das unbegränzt Gesehene,
eine farblose oder einfach gefärbte Fläche verrückt werde,
so entsteht innerhalb derselben doch keine Farbe. Man
kann sich hievon auf mancherley Weise überzeugen.

196.

Man setze einen gläsernen Kubus auf irgend eine
Fläche und schaue im Perpendikel oder im Winkel dar-
auf; so wird die reine Fläche dem Auge völlig entge-

194.

Nunmehr, um unſre Erfahrungen mit moͤglichſter
Genauigkeit anzuſtellen und alle Verwechslung abzuleh-
nen, halten wir uns zuerſt an
Subjective Verſuche,
bey welchen nehmlich der Gegenſtand durch ein brechen-
des Mittel von dem Beobachter geſehen wird. Sobald
wir dieſe der Reihe nach abgehandelt, ſollen die ob-
jectiven Verſuche in gleicher Ordnung folgen.


XII.
Refraction ohne Farbenerſcheinung.

195.

Die Refraction kann ihre Wirkung aͤußern, ohne
daß man eine Farbenerſcheinung gewahr werde. So
ſehr auch durch Refraction das unbegraͤnzt Geſehene,
eine farbloſe oder einfach gefaͤrbte Flaͤche verruͤckt werde,
ſo entſteht innerhalb derſelben doch keine Farbe. Man
kann ſich hievon auf mancherley Weiſe uͤberzeugen.

196.

Man ſetze einen glaͤſernen Kubus auf irgend eine
Flaͤche und ſchaue im Perpendikel oder im Winkel dar-
auf; ſo wird die reine Flaͤche dem Auge voͤllig entge-

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[74/0128] 194. Nunmehr, um unſre Erfahrungen mit moͤglichſter Genauigkeit anzuſtellen und alle Verwechslung abzuleh- nen, halten wir uns zuerſt an Subjective Verſuche, bey welchen nehmlich der Gegenſtand durch ein brechen- des Mittel von dem Beobachter geſehen wird. Sobald wir dieſe der Reihe nach abgehandelt, ſollen die ob- jectiven Verſuche in gleicher Ordnung folgen. XII. Refraction ohne Farbenerſcheinung. 195. Die Refraction kann ihre Wirkung aͤußern, ohne daß man eine Farbenerſcheinung gewahr werde. So ſehr auch durch Refraction das unbegraͤnzt Geſehene, eine farbloſe oder einfach gefaͤrbte Flaͤche verruͤckt werde, ſo entſteht innerhalb derſelben doch keine Farbe. Man kann ſich hievon auf mancherley Weiſe uͤberzeugen. 196. Man ſetze einen glaͤſernen Kubus auf irgend eine Flaͤche und ſchaue im Perpendikel oder im Winkel dar- auf; ſo wird die reine Flaͤche dem Auge voͤllig entge-

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/128>, abgerufen am 26.04.2024.