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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810.

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wird, einigen Unterschied der Elasticität zeigen soll;
welches ganz naturgemäß ist, indem die verschiede-
nen Farbenerscheinungen die verschiedenen Grade der
Hitze andeuten.

513.

Geht man über diesen oberflächlichen Hauch, über
dieses Häutchen hinweg, beobachtet man, wie Metalle
in Massen penetrativ gesäuert werden, so erscheint mit
dem ersten Grade, Weiß oder Schwarz, wie man
beym Bleyweiß, Eisen und Quecksilber bemerken kann.

514.

Fragen wir nun weiter nach eigentlicher Erregung
der Farbe, so finden wir sie auf der Plusseite am
häufigsten. Das oft erwähnte Anlaufen glatter metal-
lischer Flächen geht von dem Gelben aus. Das Eisen
geht bald in den gelben Ocher, das Bley aus dem
Bleyweiß in den Massicot, das Quecksilber aus dem
Aethiops in den gelben Turbith hinüber. Die Auflö-
sungen des Goldes und der Platina in Säuren sind
gelb.

515.

Die Erregungen auf der Minusseite sind seltner.
Ein wenig gesäuertes Kupfer erscheint blau. Bey Be-
reitung des Berlinerblau sind Alcalien im Spiele.

516.

Ueberhaupt aber sind diese Farbenerscheinungen von
so beweglicher Art, daß die Chemiker selbst, sobald
sie ins Feinere gehen, sie als trügliche Kennzeichen

13 *

wird, einigen Unterſchied der Elaſticitaͤt zeigen ſoll;
welches ganz naturgemaͤß iſt, indem die verſchiede-
nen Farbenerſcheinungen die verſchiedenen Grade der
Hitze andeuten.

513.

Geht man uͤber dieſen oberflaͤchlichen Hauch, uͤber
dieſes Haͤutchen hinweg, beobachtet man, wie Metalle
in Maſſen penetrativ geſaͤuert werden, ſo erſcheint mit
dem erſten Grade, Weiß oder Schwarz, wie man
beym Bleyweiß, Eiſen und Queckſilber bemerken kann.

514.

Fragen wir nun weiter nach eigentlicher Erregung
der Farbe, ſo finden wir ſie auf der Plusſeite am
haͤufigſten. Das oft erwaͤhnte Anlaufen glatter metal-
liſcher Flaͤchen geht von dem Gelben aus. Das Eiſen
geht bald in den gelben Ocher, das Bley aus dem
Bleyweiß in den Maſſicot, das Queckſilber aus dem
Aethiops in den gelben Turbith hinuͤber. Die Aufloͤ-
ſungen des Goldes und der Platina in Saͤuren ſind
gelb.

515.

Die Erregungen auf der Minusſeite ſind ſeltner.
Ein wenig geſaͤuertes Kupfer erſcheint blau. Bey Be-
reitung des Berlinerblau ſind Alcalien im Spiele.

516.

Ueberhaupt aber ſind dieſe Farbenerſcheinungen von
ſo beweglicher Art, daß die Chemiker ſelbſt, ſobald
ſie ins Feinere gehen, ſie als truͤgliche Kennzeichen

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[195/0249] wird, einigen Unterſchied der Elaſticitaͤt zeigen ſoll; welches ganz naturgemaͤß iſt, indem die verſchiede- nen Farbenerſcheinungen die verſchiedenen Grade der Hitze andeuten. 513. Geht man uͤber dieſen oberflaͤchlichen Hauch, uͤber dieſes Haͤutchen hinweg, beobachtet man, wie Metalle in Maſſen penetrativ geſaͤuert werden, ſo erſcheint mit dem erſten Grade, Weiß oder Schwarz, wie man beym Bleyweiß, Eiſen und Queckſilber bemerken kann. 514. Fragen wir nun weiter nach eigentlicher Erregung der Farbe, ſo finden wir ſie auf der Plusſeite am haͤufigſten. Das oft erwaͤhnte Anlaufen glatter metal- liſcher Flaͤchen geht von dem Gelben aus. Das Eiſen geht bald in den gelben Ocher, das Bley aus dem Bleyweiß in den Maſſicot, das Queckſilber aus dem Aethiops in den gelben Turbith hinuͤber. Die Aufloͤ- ſungen des Goldes und der Platina in Saͤuren ſind gelb. 515. Die Erregungen auf der Minusſeite ſind ſeltner. Ein wenig geſaͤuertes Kupfer erſcheint blau. Bey Be- reitung des Berlinerblau ſind Alcalien im Spiele. 516. Ueberhaupt aber ſind dieſe Farbenerſcheinungen von ſo beweglicher Art, daß die Chemiker ſelbſt, ſobald ſie ins Feinere gehen, ſie als truͤgliche Kennzeichen 13 *

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/249>, abgerufen am 26.04.2024.