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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810.

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XLIX.
Nomenclatur.

605.

Nach dem, was wir bisher von dem Entstehen,
dem Fortschreiten und der Verwandtschaft der Farben
ausgeführt, wird sich besser übersehen lassen, welche
Nomenclatur künftig wünschenswerth wäre, und was
von der bisherigen zu halten sey.

606.

Die Nomenclatur der Farben ging, wie alle No-
menclaturen, besonders aber diejenigen, welche sinnliche
Gegenstände bezeichnen, vom Besondern aus ins All-
gemeine und vom Allgemeinen wieder zurück ins Be-
sondre. Der Name der Species ward ein Geschlechts-
name, dem sich wieder das Einzelne unterordnete.

607.

Dieser Weg konnte bey der Beweglichkeit und Un-
bestimmtheit des frühern Sprachgebrauchs zurückgelegt
werden, besonders da man in den ersten Zeiten sich
auf ein lebhafteres sinnliches Anschauen verlassen durfte.
Man bezeichnete die Eigenschaften der Gegenstände un-
bestimmt, weil sie Jedermann deutlich in der Imagi-
nation festhielt.

I. 15
XLIX.
Nomenclatur.

605.

Nach dem, was wir bisher von dem Entſtehen,
dem Fortſchreiten und der Verwandtſchaft der Farben
ausgefuͤhrt, wird ſich beſſer uͤberſehen laſſen, welche
Nomenclatur kuͤnftig wuͤnſchenswerth waͤre, und was
von der bisherigen zu halten ſey.

606.

Die Nomenclatur der Farben ging, wie alle No-
menclaturen, beſonders aber diejenigen, welche ſinnliche
Gegenſtaͤnde bezeichnen, vom Beſondern aus ins All-
gemeine und vom Allgemeinen wieder zuruͤck ins Be-
ſondre. Der Name der Species ward ein Geſchlechts-
name, dem ſich wieder das Einzelne unterordnete.

607.

Dieſer Weg konnte bey der Beweglichkeit und Un-
beſtimmtheit des fruͤhern Sprachgebrauchs zuruͤckgelegt
werden, beſonders da man in den erſten Zeiten ſich
auf ein lebhafteres ſinnliches Anſchauen verlaſſen durfte.
Man bezeichnete die Eigenſchaften der Gegenſtaͤnde un-
beſtimmt, weil ſie Jedermann deutlich in der Imagi-
nation feſthielt.

I. 15
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[225/0279] XLIX. Nomenclatur. 605. Nach dem, was wir bisher von dem Entſtehen, dem Fortſchreiten und der Verwandtſchaft der Farben ausgefuͤhrt, wird ſich beſſer uͤberſehen laſſen, welche Nomenclatur kuͤnftig wuͤnſchenswerth waͤre, und was von der bisherigen zu halten ſey. 606. Die Nomenclatur der Farben ging, wie alle No- menclaturen, beſonders aber diejenigen, welche ſinnliche Gegenſtaͤnde bezeichnen, vom Beſondern aus ins All- gemeine und vom Allgemeinen wieder zuruͤck ins Be- ſondre. Der Name der Species ward ein Geſchlechts- name, dem ſich wieder das Einzelne unterordnete. 607. Dieſer Weg konnte bey der Beweglichkeit und Un- beſtimmtheit des fruͤhern Sprachgebrauchs zuruͤckgelegt werden, beſonders da man in den erſten Zeiten ſich auf ein lebhafteres ſinnliches Anſchauen verlaſſen durfte. Man bezeichnete die Eigenſchaften der Gegenſtaͤnde un- beſtimmt, weil ſie Jedermann deutlich in der Imagi- nation feſthielt. I. 15

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/279>, abgerufen am 26.04.2024.