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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810.

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durchsichtige Liquoren zeigen diese Steigerung sehr auf-
fallend in den Stufengefäßen. Diese Steigerung ist
unaufhaltsam schnell und stätig; sie ist allgemein und
kommt sowohl bey physiologischen als physischen und
chemischen Farben vor.


Verbindung der gesteigerten Enden.

702.

Haben die Enden des einfachen Gegensatzes durch
Mischung ein schönes und angenehmes Phänomen be-
wirkt; so werden die gesteigerten Enden, wenn man
sie verbindet, noch eine anmuthigere Farbe hervorbrin-
gen, ja es läßt sich denken, daß hier der höchste
Punct der ganzen Erscheinung seyn werde.

703.

Und so ist es auch: denn es entsteht das reine
Roth, das wir oft, um seiner hohen Würde willen,
den Purpur genannt haben.

704.

Es gibt verschiedene Arten, wie der Purpur in der
Erscheinung entsteht; durch Uebereinanderführung des
violetten Saums und gelbrothen Randes bey prisma-
tischen Versuchen; durch fortgesetzte Steigerung bey
chemischen; durch den organischen Gegensatz bey phy-
siologischen Versuchen.

durchſichtige Liquoren zeigen dieſe Steigerung ſehr auf-
fallend in den Stufengefaͤßen. Dieſe Steigerung iſt
unaufhaltſam ſchnell und ſtaͤtig; ſie iſt allgemein und
kommt ſowohl bey phyſiologiſchen als phyſiſchen und
chemiſchen Farben vor.


Verbindung der geſteigerten Enden.

702.

Haben die Enden des einfachen Gegenſatzes durch
Miſchung ein ſchoͤnes und angenehmes Phaͤnomen be-
wirkt; ſo werden die geſteigerten Enden, wenn man
ſie verbindet, noch eine anmuthigere Farbe hervorbrin-
gen, ja es laͤßt ſich denken, daß hier der hoͤchſte
Punct der ganzen Erſcheinung ſeyn werde.

703.

Und ſo iſt es auch: denn es entſteht das reine
Roth, das wir oft, um ſeiner hohen Wuͤrde willen,
den Purpur genannt haben.

704.

Es gibt verſchiedene Arten, wie der Purpur in der
Erſcheinung entſteht; durch Uebereinanderfuͤhrung des
violetten Saums und gelbrothen Randes bey prisma-
tiſchen Verſuchen; durch fortgeſetzte Steigerung bey
chemiſchen; durch den organiſchen Gegenſatz bey phy-
ſiologiſchen Verſuchen.

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[261/0315] durchſichtige Liquoren zeigen dieſe Steigerung ſehr auf- fallend in den Stufengefaͤßen. Dieſe Steigerung iſt unaufhaltſam ſchnell und ſtaͤtig; ſie iſt allgemein und kommt ſowohl bey phyſiologiſchen als phyſiſchen und chemiſchen Farben vor. Verbindung der geſteigerten Enden. 702. Haben die Enden des einfachen Gegenſatzes durch Miſchung ein ſchoͤnes und angenehmes Phaͤnomen be- wirkt; ſo werden die geſteigerten Enden, wenn man ſie verbindet, noch eine anmuthigere Farbe hervorbrin- gen, ja es laͤßt ſich denken, daß hier der hoͤchſte Punct der ganzen Erſcheinung ſeyn werde. 703. Und ſo iſt es auch: denn es entſteht das reine Roth, das wir oft, um ſeiner hohen Wuͤrde willen, den Purpur genannt haben. 704. Es gibt verſchiedene Arten, wie der Purpur in der Erſcheinung entſteht; durch Uebereinanderfuͤhrung des violetten Saums und gelbrothen Randes bey prisma- tiſchen Verſuchen; durch fortgeſetzte Steigerung bey chemiſchen; durch den organiſchen Gegenſatz bey phy- ſiologiſchen Verſuchen.

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/315>, abgerufen am 26.04.2024.