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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810.

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stellt sie praktisch dar, indem er die Theile eines Kör-
pers, z. B. eines völlig vorwärts gekehrten Gesichtes,
von einander abstuft. Hiebey behauptet Beleuchtung
ihre Rechte. Diese kommt von der Seite in Betracht,
so wie die Haltung von vorn nach der Tiefe zu.


Colorit.

871.

Indem wir nunmehr zur Farbengebung übergehen,
setzen wir voraus, daß der Maler überhaupt mit dem
Entwurf unserer Farbenlehre bekannt sey und sich ge-
wisse Kapitel und Rubriken, die ihn vorzüglich berüh-
ren, wohl zu eigen gemacht habe: denn so wird er
sich im Stande befinden, das Theoretische sowohl als
das Praktische, im Erkennen der Natur und im An-
wenden auf die Kunst, mit Leichtigkeit zu behan-
deln.


Colorit des Orts.

872.

Die erste Erscheinung des Colorits tritt in der
Natur gleich mit der Haltung ein: denn die Luftper-

ſtellt ſie praktiſch dar, indem er die Theile eines Koͤr-
pers, z. B. eines voͤllig vorwaͤrts gekehrten Geſichtes,
von einander abſtuft. Hiebey behauptet Beleuchtung
ihre Rechte. Dieſe kommt von der Seite in Betracht,
ſo wie die Haltung von vorn nach der Tiefe zu.


Colorit.

871.

Indem wir nunmehr zur Farbengebung uͤbergehen,
ſetzen wir voraus, daß der Maler uͤberhaupt mit dem
Entwurf unſerer Farbenlehre bekannt ſey und ſich ge-
wiſſe Kapitel und Rubriken, die ihn vorzuͤglich beruͤh-
ren, wohl zu eigen gemacht habe: denn ſo wird er
ſich im Stande befinden, das Theoretiſche ſowohl als
das Praktiſche, im Erkennen der Natur und im An-
wenden auf die Kunſt, mit Leichtigkeit zu behan-
deln.


Colorit des Orts.

872.

Die erſte Erſcheinung des Colorits tritt in der
Natur gleich mit der Haltung ein: denn die Luftper-

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[322/0376] ſtellt ſie praktiſch dar, indem er die Theile eines Koͤr- pers, z. B. eines voͤllig vorwaͤrts gekehrten Geſichtes, von einander abſtuft. Hiebey behauptet Beleuchtung ihre Rechte. Dieſe kommt von der Seite in Betracht, ſo wie die Haltung von vorn nach der Tiefe zu. Colorit. 871. Indem wir nunmehr zur Farbengebung uͤbergehen, ſetzen wir voraus, daß der Maler uͤberhaupt mit dem Entwurf unſerer Farbenlehre bekannt ſey und ſich ge- wiſſe Kapitel und Rubriken, die ihn vorzuͤglich beruͤh- ren, wohl zu eigen gemacht habe: denn ſo wird er ſich im Stande befinden, das Theoretiſche ſowohl als das Praktiſche, im Erkennen der Natur und im An- wenden auf die Kunſt, mit Leichtigkeit zu behan- deln. Colorit des Orts. 872. Die erſte Erſcheinung des Colorits tritt in der Natur gleich mit der Haltung ein: denn die Luftper-

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/376>, abgerufen am 26.04.2024.