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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810.

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153.

VII a. Jenem von uns angegebenen vertikalen
Prisma, füge man ein andres gleichfalls verticales hinzu
dergestalt, daß zwey länglichte farbige Bilder in einer
Reihe liegen. Diese beyden zusammen betrachte man nun
abermals durch ein horizontales Prisma; so werden sie
sich beyde in der Diagonale neigen, dergestalt, daß das
rothe Ende fest steht und gleichsam die Axe ist, worum
sich das Bild herumdreht; wodurch aber weiter nichts
ausgesprochen wird, als was wir schon wissen.

154.

VII b. Aber eine Vermannigfaltigung des Versuches
ist demungeachtet noch angenehm. Man stelle die beyden
verticalen Prismen dergestalt, daß die Bilder überein-
ander fallen, jedoch im umgekehrten Sinne, so daß
das gelbrothe des einen auf das violette des andern,
und umgekehrt, falle; man betrachte nun durch das
horizontale Prisma diese beyden fürs nackte Auge sich
deckenden Bilder, und sie werden sich für das bewaff-
nete nunmehr kreuzweise übereinander neigen, weil je-
des in seinem Sinn diagonal bewegt wird. Auch die-
ses ist eigentlich nur ein curioser Versuch, denn es
bleibt unter einer wenig verschiedenen Bedingung im-
mer dasselbe, was wir gewahr werden. Mit den fol-
genden beyden verhält es sich eben so.

155.

VII c. Man lässe auf jenen weißen Papierstreifen
(148.) den rothen und violetten Theil der beyden prismati-

153.

VII a. Jenem von uns angegebenen vertikalen
Prisma, fuͤge man ein andres gleichfalls verticales hinzu
dergeſtalt, daß zwey laͤnglichte farbige Bilder in einer
Reihe liegen. Dieſe beyden zuſammen betrachte man nun
abermals durch ein horizontales Prisma; ſo werden ſie
ſich beyde in der Diagonale neigen, dergeſtalt, daß das
rothe Ende feſt ſteht und gleichſam die Axe iſt, worum
ſich das Bild herumdreht; wodurch aber weiter nichts
ausgeſprochen wird, als was wir ſchon wiſſen.

154.

VII b. Aber eine Vermannigfaltigung des Verſuches
iſt demungeachtet noch angenehm. Man ſtelle die beyden
verticalen Prismen dergeſtalt, daß die Bilder uͤberein-
ander fallen, jedoch im umgekehrten Sinne, ſo daß
das gelbrothe des einen auf das violette des andern,
und umgekehrt, falle; man betrachte nun durch das
horizontale Prisma dieſe beyden fuͤrs nackte Auge ſich
deckenden Bilder, und ſie werden ſich fuͤr das bewaff-
nete nunmehr kreuzweiſe uͤbereinander neigen, weil je-
des in ſeinem Sinn diagonal bewegt wird. Auch die-
ſes iſt eigentlich nur ein curioſer Verſuch, denn es
bleibt unter einer wenig verſchiedenen Bedingung im-
mer daſſelbe, was wir gewahr werden. Mit den fol-
genden beyden verhaͤlt es ſich eben ſo.

155.

VII c. Man laͤſſe auf jenen weißen Papierſtreifen
(148.) den rothen und violetten Theil der beyden prismati-

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[445/0499] 153. VII a. Jenem von uns angegebenen vertikalen Prisma, fuͤge man ein andres gleichfalls verticales hinzu dergeſtalt, daß zwey laͤnglichte farbige Bilder in einer Reihe liegen. Dieſe beyden zuſammen betrachte man nun abermals durch ein horizontales Prisma; ſo werden ſie ſich beyde in der Diagonale neigen, dergeſtalt, daß das rothe Ende feſt ſteht und gleichſam die Axe iſt, worum ſich das Bild herumdreht; wodurch aber weiter nichts ausgeſprochen wird, als was wir ſchon wiſſen. 154. VII b. Aber eine Vermannigfaltigung des Verſuches iſt demungeachtet noch angenehm. Man ſtelle die beyden verticalen Prismen dergeſtalt, daß die Bilder uͤberein- ander fallen, jedoch im umgekehrten Sinne, ſo daß das gelbrothe des einen auf das violette des andern, und umgekehrt, falle; man betrachte nun durch das horizontale Prisma dieſe beyden fuͤrs nackte Auge ſich deckenden Bilder, und ſie werden ſich fuͤr das bewaff- nete nunmehr kreuzweiſe uͤbereinander neigen, weil je- des in ſeinem Sinn diagonal bewegt wird. Auch die- ſes iſt eigentlich nur ein curioſer Verſuch, denn es bleibt unter einer wenig verſchiedenen Bedingung im- mer daſſelbe, was wir gewahr werden. Mit den fol- genden beyden verhaͤlt es ſich eben ſo. 155. VII c. Man laͤſſe auf jenen weißen Papierſtreifen (148.) den rothen und violetten Theil der beyden prismati-

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 445. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/499>, abgerufen am 26.04.2024.