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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810.

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bisher, unsere Leser aufmerksam machen, worauf es
denn eigentlich mit diesem Mischen und Wiedermischen
am Ende hinausgeht.

491.

Denn eine Mischung von homogenem Roth und Gelb
bringt ein Orange hervor, gleich an Farbe dem Orange das
in der Reihe von ungemischten prismatischen Farben zwischen-
inne liegt, aber das Licht des einen Orange ist homogen,
die Refrangibilität betreffend; das andere aber ist heterogen:
denn die Farbe des ersten, wenn man sie durch ein Prisma
ansieht, bleibt unverändert, die von dem zweyten wird ver-
ändert und in die Farben zerlegt die es zusammensetzen,
nämlich Roth und Gelb.

492.

Da uns der Verfasser mit so verschiedenen um-
ständlichen Versuchen gequält hat, warum giebt er
nicht auch hier den Versuch genau an? Warum bezieht
er sich nicht auf einen der vorigen, an den man sich
halten könnte? Wahrscheinlicherweise ist er denjenigen
ähnlich, die wir oben (154 und 155) mit eingeführt
haben, wo ein Paar prismatische Bilder, entweder im
Ganzen oder theilweise, objectiv über einander gewor-
fen und dann, durch ein Prisma angesehen, subjectiv
auseinander gerückt werden. Newton's Intention hier-
bey ist aber keine andere, als eine Ausflucht sich zu
bereiten, damit, wenn bey abermaliger Verrückung sei-
ner homogenen Farbenbilder sich neue Farben zeigen,
er sagen könne, jene seyen eben nicht homogen gewe-

bisher, unſere Leſer aufmerkſam machen, worauf es
denn eigentlich mit dieſem Miſchen und Wiedermiſchen
am Ende hinausgeht.

491.

Denn eine Miſchung von homogenem Roth und Gelb
bringt ein Orange hervor, gleich an Farbe dem Orange das
in der Reihe von ungemiſchten prismatiſchen Farben zwiſchen-
inne liegt, aber das Licht des einen Orange iſt homogen,
die Refrangibilitaͤt betreffend; das andere aber iſt heterogen:
denn die Farbe des erſten, wenn man ſie durch ein Prisma
anſieht, bleibt unveraͤndert, die von dem zweyten wird ver-
aͤndert und in die Farben zerlegt die es zuſammenſetzen,
naͤmlich Roth und Gelb.

492.

Da uns der Verfaſſer mit ſo verſchiedenen um-
ſtaͤndlichen Verſuchen gequaͤlt hat, warum giebt er
nicht auch hier den Verſuch genau an? Warum bezieht
er ſich nicht auf einen der vorigen, an den man ſich
halten koͤnnte? Wahrſcheinlicherweiſe iſt er denjenigen
aͤhnlich, die wir oben (154 und 155) mit eingefuͤhrt
haben, wo ein Paar prismatiſche Bilder, entweder im
Ganzen oder theilweiſe, objectiv uͤber einander gewor-
fen und dann, durch ein Prisma angeſehen, ſubjectiv
auseinander geruͤckt werden. Newton’s Intention hier-
bey iſt aber keine andere, als eine Ausflucht ſich zu
bereiten, damit, wenn bey abermaliger Verruͤckung ſei-
ner homogenen Farbenbilder ſich neue Farben zeigen,
er ſagen koͤnne, jene ſeyen eben nicht homogen gewe-

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[574/0628] bisher, unſere Leſer aufmerkſam machen, worauf es denn eigentlich mit dieſem Miſchen und Wiedermiſchen am Ende hinausgeht. 491. Denn eine Miſchung von homogenem Roth und Gelb bringt ein Orange hervor, gleich an Farbe dem Orange das in der Reihe von ungemiſchten prismatiſchen Farben zwiſchen- inne liegt, aber das Licht des einen Orange iſt homogen, die Refrangibilitaͤt betreffend; das andere aber iſt heterogen: denn die Farbe des erſten, wenn man ſie durch ein Prisma anſieht, bleibt unveraͤndert, die von dem zweyten wird ver- aͤndert und in die Farben zerlegt die es zuſammenſetzen, naͤmlich Roth und Gelb. 492. Da uns der Verfaſſer mit ſo verſchiedenen um- ſtaͤndlichen Verſuchen gequaͤlt hat, warum giebt er nicht auch hier den Verſuch genau an? Warum bezieht er ſich nicht auf einen der vorigen, an den man ſich halten koͤnnte? Wahrſcheinlicherweiſe iſt er denjenigen aͤhnlich, die wir oben (154 und 155) mit eingefuͤhrt haben, wo ein Paar prismatiſche Bilder, entweder im Ganzen oder theilweiſe, objectiv uͤber einander gewor- fen und dann, durch ein Prisma angeſehen, ſubjectiv auseinander geruͤckt werden. Newton’s Intention hier- bey iſt aber keine andere, als eine Ausflucht ſich zu bereiten, damit, wenn bey abermaliger Verruͤckung ſei- ner homogenen Farbenbilder ſich neue Farben zeigen, er ſagen koͤnne, jene ſeyen eben nicht homogen gewe-

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 574. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/628>, abgerufen am 26.04.2024.