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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810.

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fach und so kurz, und nur durch diese falschen Theo-
rieen und Sophistereyen hat man die Sache ins Weite,
ja ins Unendliche gespielt.

514.

Will man diesen Versuch mit farbigen Papieren,
auf die man das Sonnenlicht gewaltig fallen und von
da auf eine im Dunklen stehende Fläche reflectiren
läßt, anstellen, in dem Sinne wie unsere Capitel von
scheinbarer Mischung und Mittheilung der Sache er-
wähnen; so wird man sich noch mehr von dem wah-
ren Verhältniß der Sache überzeugen, daß nämlich
durch Verbindung aller Farben ihre Specification zwar
aufgehoben, aber das was sie alle gemein haben, das
skieron, nicht beseitigt werden kann.

515.

In den drey folgenden Experimenten bringt New-
ton wieder neue Kunststückchen und Bosseleyen hervor,
ohne das wahre Verhältniß seines Apparats und der
dadurch erzwungenen Erscheinung anzugeben. Nach
gewohnter Weise ordnet er die drey Experimente falsch,
indem er das complicirteste voransetzt, ein anderes das
dieser Stelle gewissermaßen fremd ist, folgen läßt,
und das einfachste zuletzt bringt. Wir werden daher,
um uns und unsern Lesern die Sache zu erleichtern,
die Ordnung umkehren, und wenden uns deshalb so-
gleich zum


fach und ſo kurz, und nur durch dieſe falſchen Theo-
rieen und Sophiſtereyen hat man die Sache ins Weite,
ja ins Unendliche geſpielt.

514.

Will man dieſen Verſuch mit farbigen Papieren,
auf die man das Sonnenlicht gewaltig fallen und von
da auf eine im Dunklen ſtehende Flaͤche reflectiren
laͤßt, anſtellen, in dem Sinne wie unſere Capitel von
ſcheinbarer Miſchung und Mittheilung der Sache er-
waͤhnen; ſo wird man ſich noch mehr von dem wah-
ren Verhaͤltniß der Sache uͤberzeugen, daß naͤmlich
durch Verbindung aller Farben ihre Specification zwar
aufgehoben, aber das was ſie alle gemein haben, das
σκιερόν, nicht beſeitigt werden kann.

515.

In den drey folgenden Experimenten bringt New-
ton wieder neue Kunſtſtuͤckchen und Boſſeleyen hervor,
ohne das wahre Verhaͤltniß ſeines Apparats und der
dadurch erzwungenen Erſcheinung anzugeben. Nach
gewohnter Weiſe ordnet er die drey Experimente falſch,
indem er das complicirteſte voranſetzt, ein anderes das
dieſer Stelle gewiſſermaßen fremd iſt, folgen laͤßt,
und das einfachſte zuletzt bringt. Wir werden daher,
um uns und unſern Leſern die Sache zu erleichtern,
die Ordnung umkehren, und wenden uns deshalb ſo-
gleich zum


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[583/0637] fach und ſo kurz, und nur durch dieſe falſchen Theo- rieen und Sophiſtereyen hat man die Sache ins Weite, ja ins Unendliche geſpielt. 514. Will man dieſen Verſuch mit farbigen Papieren, auf die man das Sonnenlicht gewaltig fallen und von da auf eine im Dunklen ſtehende Flaͤche reflectiren laͤßt, anſtellen, in dem Sinne wie unſere Capitel von ſcheinbarer Miſchung und Mittheilung der Sache er- waͤhnen; ſo wird man ſich noch mehr von dem wah- ren Verhaͤltniß der Sache uͤberzeugen, daß naͤmlich durch Verbindung aller Farben ihre Specification zwar aufgehoben, aber das was ſie alle gemein haben, das σκιερόν, nicht beſeitigt werden kann. 515. In den drey folgenden Experimenten bringt New- ton wieder neue Kunſtſtuͤckchen und Boſſeleyen hervor, ohne das wahre Verhaͤltniß ſeines Apparats und der dadurch erzwungenen Erſcheinung anzugeben. Nach gewohnter Weiſe ordnet er die drey Experimente falſch, indem er das complicirteſte voranſetzt, ein anderes das dieſer Stelle gewiſſermaßen fremd iſt, folgen laͤßt, und das einfachſte zuletzt bringt. Wir werden daher, um uns und unſern Leſern die Sache zu erleichtern, die Ordnung umkehren, und wenden uns deshalb ſo- gleich zum

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 583. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/637>, abgerufen am 26.04.2024.