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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810.

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522.

nehmen mit ihren Intervallen die Breite eines Zolles ein.
Wenn nun das Papier zwey oder drey Zoll von dem Kamm
entfernt stand, so zeichnete das Licht, das durch die ver-
schiedenen Zwischenräume hindurchging, verschiedene Reihen
Farben,

523.

Warum sagt er nicht die prismatischen Farben-
reihen?

524.

die parallel unter sich waren und ohne eine Spur von
Weiß.

525.

Und diese Erscheinung kam doch wohl bloß daher,
weil jeder Zahn zwey Ränder machte, und das ge-
brochene ungefärbte Licht sogleich an diesen Gränzen,
durch diese Gränzen zur Farbe bestimmt wurde: wel-
ches Newton in der ersten Proposition dieses Buchs so
entschieden läugnete. Das ist eben das Unerhörte bey
diesem Vortrag, daß erst die wahren Verhältnisse und
Erscheinungen abgeläugnet werden, und daß, wenn
sie zu irgend einem Zwecke brauchbar sind, man sie ohne
weiteres hereinführt, als wäre gar nichts geschehen
noch gesagt worden.

522.

nehmen mit ihren Intervallen die Breite eines Zolles ein.
Wenn nun das Papier zwey oder drey Zoll von dem Kamm
entfernt ſtand, ſo zeichnete das Licht, das durch die ver-
ſchiedenen Zwiſchenraͤume hindurchging, verſchiedene Reihen
Farben,

523.

Warum ſagt er nicht die prismatiſchen Farben-
reihen?

524.

die parallel unter ſich waren und ohne eine Spur von
Weiß.

525.

Und dieſe Erſcheinung kam doch wohl bloß daher,
weil jeder Zahn zwey Raͤnder machte, und das ge-
brochene ungefaͤrbte Licht ſogleich an dieſen Graͤnzen,
durch dieſe Graͤnzen zur Farbe beſtimmt wurde: wel-
ches Newton in der erſten Propoſition dieſes Buchs ſo
entſchieden laͤugnete. Das iſt eben das Unerhoͤrte bey
dieſem Vortrag, daß erſt die wahren Verhaͤltniſſe und
Erſcheinungen abgelaͤugnet werden, und daß, wenn
ſie zu irgend einem Zwecke brauchbar ſind, man ſie ohne
weiteres hereinfuͤhrt, als waͤre gar nichts geſchehen
noch geſagt worden.

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[585/0639] 522. nehmen mit ihren Intervallen die Breite eines Zolles ein. Wenn nun das Papier zwey oder drey Zoll von dem Kamm entfernt ſtand, ſo zeichnete das Licht, das durch die ver- ſchiedenen Zwiſchenraͤume hindurchging, verſchiedene Reihen Farben, 523. Warum ſagt er nicht die prismatiſchen Farben- reihen? 524. die parallel unter ſich waren und ohne eine Spur von Weiß. 525. Und dieſe Erſcheinung kam doch wohl bloß daher, weil jeder Zahn zwey Raͤnder machte, und das ge- brochene ungefaͤrbte Licht ſogleich an dieſen Graͤnzen, durch dieſe Graͤnzen zur Farbe beſtimmt wurde: wel- ches Newton in der erſten Propoſition dieſes Buchs ſo entſchieden laͤugnete. Das iſt eben das Unerhoͤrte bey dieſem Vortrag, daß erſt die wahren Verhaͤltniſſe und Erſcheinungen abgelaͤugnet werden, und daß, wenn ſie zu irgend einem Zwecke brauchbar ſind, man ſie ohne weiteres hereinfuͤhrt, als waͤre gar nichts geſchehen noch geſagt worden.

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 585. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/639>, abgerufen am 27.04.2024.