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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810.

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526.

Diese Farbenstreifen, wenn der Kamm auf und abwärts
bewegt ward, stiegen auf und abwärts.

527.

Keinesweges dieselben Farbenstreifen; sondern wie
der Kamm sich bewegte, entstunden an seinen Gränzen
immer neue Farbenerscheinungen, und es waren ewig
werdende Bilder.

528.

Wenn aber die Bewegung des Kamms so schnell war,
daß man die Farben nicht von einander unterscheiden konnte,
so erschien das ganze Papier durch ihre Verwirrung und
Mischung dem Sinne weiß.

529.

So kardetscht unser gewandter Naturforscher seine
homogenen Lichter dergestalt durcheinander, daß sie ihm
abermals ein Weiß hervorbringen, welches wir aber
auch nothwendig verkümmern müssen. Wir haben zu
diesem Versuche einen Apparat ersonnen, der seine Ver-
hältnisse sehr gut an den Tag legt. Die Vorrichtung
einen Kamm auf und abwärts sehr schnell zu bewegen,
ist unbequem und umständlich. Wir bedienen uns
daher eines Rades mit zarten Speichen, das an die
Walze unsers Schwungrades befestigt werden kann.
Dieses Rad stellen wir zwischen das erleuchtete große
Prisma und die weiße Tafel. Wir setzen es langsam

526.

Dieſe Farbenſtreifen, wenn der Kamm auf und abwaͤrts
bewegt ward, ſtiegen auf und abwaͤrts.

527.

Keinesweges dieſelben Farbenſtreifen; ſondern wie
der Kamm ſich bewegte, entſtunden an ſeinen Graͤnzen
immer neue Farbenerſcheinungen, und es waren ewig
werdende Bilder.

528.

Wenn aber die Bewegung des Kamms ſo ſchnell war,
daß man die Farben nicht von einander unterſcheiden konnte,
ſo erſchien das ganze Papier durch ihre Verwirrung und
Miſchung dem Sinne weiß.

529.

So kardetſcht unſer gewandter Naturforſcher ſeine
homogenen Lichter dergeſtalt durcheinander, daß ſie ihm
abermals ein Weiß hervorbringen, welches wir aber
auch nothwendig verkuͤmmern muͤſſen. Wir haben zu
dieſem Verſuche einen Apparat erſonnen, der ſeine Ver-
haͤltniſſe ſehr gut an den Tag legt. Die Vorrichtung
einen Kamm auf und abwaͤrts ſehr ſchnell zu bewegen,
iſt unbequem und umſtaͤndlich. Wir bedienen uns
daher eines Rades mit zarten Speichen, das an die
Walze unſers Schwungrades befeſtigt werden kann.
Dieſes Rad ſtellen wir zwiſchen das erleuchtete große
Prisma und die weiße Tafel. Wir ſetzen es langſam

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[586/0640] 526. Dieſe Farbenſtreifen, wenn der Kamm auf und abwaͤrts bewegt ward, ſtiegen auf und abwaͤrts. 527. Keinesweges dieſelben Farbenſtreifen; ſondern wie der Kamm ſich bewegte, entſtunden an ſeinen Graͤnzen immer neue Farbenerſcheinungen, und es waren ewig werdende Bilder. 528. Wenn aber die Bewegung des Kamms ſo ſchnell war, daß man die Farben nicht von einander unterſcheiden konnte, ſo erſchien das ganze Papier durch ihre Verwirrung und Miſchung dem Sinne weiß. 529. So kardetſcht unſer gewandter Naturforſcher ſeine homogenen Lichter dergeſtalt durcheinander, daß ſie ihm abermals ein Weiß hervorbringen, welches wir aber auch nothwendig verkuͤmmern muͤſſen. Wir haben zu dieſem Verſuche einen Apparat erſonnen, der ſeine Ver- haͤltniſſe ſehr gut an den Tag legt. Die Vorrichtung einen Kamm auf und abwaͤrts ſehr ſchnell zu bewegen, iſt unbequem und umſtaͤndlich. Wir bedienen uns daher eines Rades mit zarten Speichen, das an die Walze unſers Schwungrades befeſtigt werden kann. Dieſes Rad ſtellen wir zwiſchen das erleuchtete große Prisma und die weiße Tafel. Wir ſetzen es langſam

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 586. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/640>, abgerufen am 26.04.2024.