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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810.

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an der Tafel kann man wieder Schatten und Farben-
säume hervorbringen. Und so kann man auch das
dritte Experiment hier wiederholen, indem die Ränder,
die Ungleichheit der Tafel selbst, entweder Violett und
Blau, oder Gelb und Gelbroth hervorbringen und mehr
oder weniger über die Tafel verbreiten, je nachdem die
Richtung ist, in welcher die Tafel gehalten wird.
Bewies also jenes Experiment nichts, so wird auch ge-
genwärtiges nichts beweisen, und wir erlassen unsern
Lesern das ergo bibamus, welches hier auf die ge-
wöhnliche Weise hinzugefügt wird.


Elfter Versuch.

544.

Hier bringt der Verfasser jenen Hauptversuch, des-
sen wir so oft erwähnen, und den wir in dem neun-
zehnten Capitel von Verbindung objectiver und sub-
jectiver Versuche (E. 350 -- 355) vorgetragen haben.
Es ist nämlich derjenige, wo ein objectiv an die Wand
geworfenes Bild subjectiv heruntergezogen, entfärbt
und wieder umgekehrt gefärbt wird. Newton hü-
thet sich wohl dieses Versuchs an der rechten Stelle
zu erwähnen: denn eigentlich gäbe es für denselben
gar keine rechte Stelle in seinem Buche, indem seine
Theorie vor diesem Versuch verschwindet. Seine fer-
tigen, ewig unveränderlichen Farben werden hier ver-

I. 38

an der Tafel kann man wieder Schatten und Farben-
ſaͤume hervorbringen. Und ſo kann man auch das
dritte Experiment hier wiederholen, indem die Raͤnder,
die Ungleichheit der Tafel ſelbſt, entweder Violett und
Blau, oder Gelb und Gelbroth hervorbringen und mehr
oder weniger uͤber die Tafel verbreiten, je nachdem die
Richtung iſt, in welcher die Tafel gehalten wird.
Bewies alſo jenes Experiment nichts, ſo wird auch ge-
genwaͤrtiges nichts beweiſen, und wir erlaſſen unſern
Leſern das ergo bibamus, welches hier auf die ge-
woͤhnliche Weiſe hinzugefuͤgt wird.


Elfter Verſuch.

544.

Hier bringt der Verfaſſer jenen Hauptverſuch, deſ-
ſen wir ſo oft erwaͤhnen, und den wir in dem neun-
zehnten Capitel von Verbindung objectiver und ſub-
jectiver Verſuche (E. 350 — 355) vorgetragen haben.
Es iſt naͤmlich derjenige, wo ein objectiv an die Wand
geworfenes Bild ſubjectiv heruntergezogen, entfaͤrbt
und wieder umgekehrt gefaͤrbt wird. Newton huͤ-
thet ſich wohl dieſes Verſuchs an der rechten Stelle
zu erwaͤhnen: denn eigentlich gaͤbe es fuͤr denſelben
gar keine rechte Stelle in ſeinem Buche, indem ſeine
Theorie vor dieſem Verſuch verſchwindet. Seine fer-
tigen, ewig unveraͤnderlichen Farben werden hier ver-

I. 38
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[593/0647] an der Tafel kann man wieder Schatten und Farben- ſaͤume hervorbringen. Und ſo kann man auch das dritte Experiment hier wiederholen, indem die Raͤnder, die Ungleichheit der Tafel ſelbſt, entweder Violett und Blau, oder Gelb und Gelbroth hervorbringen und mehr oder weniger uͤber die Tafel verbreiten, je nachdem die Richtung iſt, in welcher die Tafel gehalten wird. Bewies alſo jenes Experiment nichts, ſo wird auch ge- genwaͤrtiges nichts beweiſen, und wir erlaſſen unſern Leſern das ergo bibamus, welches hier auf die ge- woͤhnliche Weiſe hinzugefuͤgt wird. Elfter Verſuch. 544. Hier bringt der Verfaſſer jenen Hauptverſuch, deſ- ſen wir ſo oft erwaͤhnen, und den wir in dem neun- zehnten Capitel von Verbindung objectiver und ſub- jectiver Verſuche (E. 350 — 355) vorgetragen haben. Es iſt naͤmlich derjenige, wo ein objectiv an die Wand geworfenes Bild ſubjectiv heruntergezogen, entfaͤrbt und wieder umgekehrt gefaͤrbt wird. Newton huͤ- thet ſich wohl dieſes Verſuchs an der rechten Stelle zu erwaͤhnen: denn eigentlich gaͤbe es fuͤr denſelben gar keine rechte Stelle in ſeinem Buche, indem ſeine Theorie vor dieſem Verſuch verſchwindet. Seine fer- tigen, ewig unveraͤnderlichen Farben werden hier ver- I. 38

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 593. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/647>, abgerufen am 26.04.2024.