Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810.

Bild:
<< vorherige Seite
Lazarus Nüguet.

Französischer Priester, wahrscheinlich Jesuit, be-
schäftigte sich überhaupt mit Physik und ließ in das
so genannte Journal de Trevoux April 1705. p. 675.
einen Aufsatz über Farben einrücken, den wir übersetzt
und mit einigen Anmerkungen begleitet mittheilen.
Das Wahre, was er enthält, ist, wie so manches
andere was in diesem Journal Platz gefunden, bey
Seite gedrängt worden, weil diese in vielen Stücken
parteyische Zeitschrift sich einer mächtigern Partey, der
academischen, entgegensetzte.

So wird im Journal des Savans, im Supplement
zum July 1707, der Beschreibung eines neuen Ther-
mometers gedacht, welche Nüguet 1706 herausgegeben,
worin er sich über die Erfindung vielleicht mit allzu
großer Selbstgefälligkeit mochte geäußert haben. Man
persifflirt sein Thermometer, und bey dieser Gelegenheit
auch sein Farbensystem, wobey man, um seine et-
wanigen Verdienste herabzusetzen, ihm die Ehre der
Erfindung abspricht und bemerkt, daß Honoratus
Fabri schon das ähnliche behauptet; als wenn es
nicht verdienstlich genug wäre, ein richtiges Apercü
aufzufassen, das andre schon gehabt, und das, was sie
bis auf einen gewissen Grad gefördert, weiter auszu-
arbeiten und auf den rechten Punct hinzuführen. Wir
wollen ihn vor allen Dingen selbst hören.

Lazarus Nuͤguet.

Franzoͤſiſcher Prieſter, wahrſcheinlich Jeſuit, be-
ſchaͤftigte ſich uͤberhaupt mit Phyſik und ließ in das
ſo genannte Journal de Trevoux April 1705. p. 675.
einen Aufſatz uͤber Farben einruͤcken, den wir uͤberſetzt
und mit einigen Anmerkungen begleitet mittheilen.
Das Wahre, was er enthaͤlt, iſt, wie ſo manches
andere was in dieſem Journal Platz gefunden, bey
Seite gedraͤngt worden, weil dieſe in vielen Stuͤcken
parteyiſche Zeitſchrift ſich einer maͤchtigern Partey, der
academiſchen, entgegenſetzte.

So wird im Journal des Savans, im Supplement
zum July 1707, der Beſchreibung eines neuen Ther-
mometers gedacht, welche Nuͤguet 1706 herausgegeben,
worin er ſich uͤber die Erfindung vielleicht mit allzu
großer Selbſtgefaͤlligkeit mochte geaͤußert haben. Man
perſifflirt ſein Thermometer, und bey dieſer Gelegenheit
auch ſein Farbenſyſtem, wobey man, um ſeine et-
wanigen Verdienſte herabzuſetzen, ihm die Ehre der
Erfindung abſpricht und bemerkt, daß Honoratus
Fabri ſchon das aͤhnliche behauptet; als wenn es
nicht verdienſtlich genug waͤre, ein richtiges Aperç
aufzufaſſen, das andre ſchon gehabt, und das, was ſie
bis auf einen gewiſſen Grad gefoͤrdert, weiter auszu-
arbeiten und auf den rechten Punct hinzufuͤhren. Wir
wollen ihn vor allen Dingen ſelbſt hoͤren.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0365" n="331"/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#g">Lazarus Nu&#x0364;guet</hi>.</head><lb/>
          <p>Franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;cher Prie&#x017F;ter, wahr&#x017F;cheinlich Je&#x017F;uit, be-<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;ftigte &#x017F;ich u&#x0364;berhaupt mit Phy&#x017F;ik und ließ in das<lb/>
&#x017F;o genannte <hi rendition="#aq">Journal de Trevoux</hi> April 1705. <hi rendition="#aq">p.</hi> 675.<lb/>
einen Auf&#x017F;atz u&#x0364;ber Farben einru&#x0364;cken, den wir u&#x0364;ber&#x017F;etzt<lb/>
und mit einigen Anmerkungen begleitet mittheilen.<lb/>
Das Wahre, was er entha&#x0364;lt, i&#x017F;t, wie &#x017F;o manches<lb/>
andere was in die&#x017F;em Journal Platz gefunden, bey<lb/>
Seite gedra&#x0364;ngt worden, weil die&#x017F;e in vielen Stu&#x0364;cken<lb/>
parteyi&#x017F;che Zeit&#x017F;chrift &#x017F;ich einer ma&#x0364;chtigern Partey, der<lb/>
academi&#x017F;chen, entgegen&#x017F;etzte.</p><lb/>
          <p>So wird im <hi rendition="#aq">Journal des Savans,</hi> im Supplement<lb/>
zum July 1707, der Be&#x017F;chreibung eines neuen Ther-<lb/>
mometers gedacht, welche Nu&#x0364;guet 1706 herausgegeben,<lb/>
worin er &#x017F;ich u&#x0364;ber die Erfindung vielleicht mit allzu<lb/>
großer Selb&#x017F;tgefa&#x0364;lligkeit mochte gea&#x0364;ußert haben. Man<lb/>
per&#x017F;ifflirt &#x017F;ein Thermometer, und bey die&#x017F;er Gelegenheit<lb/>
auch &#x017F;ein Farben&#x017F;y&#x017F;tem, wobey man, um &#x017F;eine et-<lb/>
wanigen Verdien&#x017F;te herabzu&#x017F;etzen, ihm die Ehre der<lb/>
Erfindung ab&#x017F;pricht und bemerkt, daß Honoratus<lb/>
Fabri &#x017F;chon das a&#x0364;hnliche behauptet; als wenn es<lb/>
nicht verdien&#x017F;tlich genug wa&#x0364;re, ein richtiges Aper<hi rendition="#aq">ç</hi>u&#x0364;<lb/>
aufzufa&#x017F;&#x017F;en, das andre &#x017F;chon gehabt, und das, was &#x017F;ie<lb/>
bis auf einen gewi&#x017F;&#x017F;en Grad gefo&#x0364;rdert, weiter auszu-<lb/>
arbeiten und auf den rechten Punct hinzufu&#x0364;hren. Wir<lb/>
wollen ihn vor allen Dingen &#x017F;elb&#x017F;t ho&#x0364;ren.</p>
        </div><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[331/0365] Lazarus Nuͤguet. Franzoͤſiſcher Prieſter, wahrſcheinlich Jeſuit, be- ſchaͤftigte ſich uͤberhaupt mit Phyſik und ließ in das ſo genannte Journal de Trevoux April 1705. p. 675. einen Aufſatz uͤber Farben einruͤcken, den wir uͤberſetzt und mit einigen Anmerkungen begleitet mittheilen. Das Wahre, was er enthaͤlt, iſt, wie ſo manches andere was in dieſem Journal Platz gefunden, bey Seite gedraͤngt worden, weil dieſe in vielen Stuͤcken parteyiſche Zeitſchrift ſich einer maͤchtigern Partey, der academiſchen, entgegenſetzte. So wird im Journal des Savans, im Supplement zum July 1707, der Beſchreibung eines neuen Ther- mometers gedacht, welche Nuͤguet 1706 herausgegeben, worin er ſich uͤber die Erfindung vielleicht mit allzu großer Selbſtgefaͤlligkeit mochte geaͤußert haben. Man perſifflirt ſein Thermometer, und bey dieſer Gelegenheit auch ſein Farbenſyſtem, wobey man, um ſeine et- wanigen Verdienſte herabzuſetzen, ihm die Ehre der Erfindung abſpricht und bemerkt, daß Honoratus Fabri ſchon das aͤhnliche behauptet; als wenn es nicht verdienſtlich genug waͤre, ein richtiges Aperçuͤ aufzufaſſen, das andre ſchon gehabt, und das, was ſie bis auf einen gewiſſen Grad gefoͤrdert, weiter auszu- arbeiten und auf den rechten Punct hinzufuͤhren. Wir wollen ihn vor allen Dingen ſelbſt hoͤren.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/365
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 331. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/365>, abgerufen am 26.04.2024.