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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810.

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wir selbst daraus gezogen haben, sind wir doch genö-
thigt auszusprechen, daß dadurch besonders die anbrü-
chige Newtonische Lehre wiederhergestellt worden. Der
Verfasser braucht die eingeführten Phrasen wieder ruhig
fort. Alles was im Alterthum und in der mittlern
Zeit geschehen, wird für nichts geachtet. Newtons
Versuche und Theorieen werden mit großem Bombast
ausgekramt. Die achromatische Entdeckung wird so
vorgetragen, als sey jene Lehre dadurch nur ein wenig
modificirt worden. Alles kommt wieder ins Gleiche,
und der theoretische Schlendrian schleift sich wieder so
hin.

Da man dieses Werk, genau betrachtet, gleichfalls
mehr als Materialien denn als wirkliche Geschichtser-
erzählung anzusehen hat; so verweisen wir übrigens
unsere Leser gern darauf, weil wir auf manches was
dort ausführlich behandelt worden, nur im Vorbeyge-
hen hingedeutet haben.


Paolo Frii.

Wir erwähnen hier dieses Mannes, ob er gleich
erst später, 1778, eine Lobschrift auf Newton her-
ausgegeben, um nur mit wenigem zu bemerken, daß
immer noch die ältere Lehre, wie sie Newton vorge-
tragen, Desaguliers sie vertheidigt, wie sie in die
Schulen aufgenommen worden, ihre unbedingten Lob-

wir ſelbſt daraus gezogen haben, ſind wir doch genoͤ-
thigt auszuſprechen, daß dadurch beſonders die anbruͤ-
chige Newtoniſche Lehre wiederhergeſtellt worden. Der
Verfaſſer braucht die eingefuͤhrten Phraſen wieder ruhig
fort. Alles was im Alterthum und in der mittlern
Zeit geſchehen, wird fuͤr nichts geachtet. Newtons
Verſuche und Theorieen werden mit großem Bombaſt
ausgekramt. Die achromatiſche Entdeckung wird ſo
vorgetragen, als ſey jene Lehre dadurch nur ein wenig
modificirt worden. Alles kommt wieder ins Gleiche,
und der theoretiſche Schlendrian ſchleift ſich wieder ſo
hin.

Da man dieſes Werk, genau betrachtet, gleichfalls
mehr als Materialien denn als wirkliche Geſchichtser-
erzaͤhlung anzuſehen hat; ſo verweiſen wir uͤbrigens
unſere Leſer gern darauf, weil wir auf manches was
dort ausfuͤhrlich behandelt worden, nur im Vorbeyge-
hen hingedeutet haben.


Paolo Frii.

Wir erwaͤhnen hier dieſes Mannes, ob er gleich
erſt ſpaͤter, 1778, eine Lobſchrift auf Newton her-
ausgegeben, um nur mit wenigem zu bemerken, daß
immer noch die aͤltere Lehre, wie ſie Newton vorge-
tragen, Desaguliers ſie vertheidigt, wie ſie in die
Schulen aufgenommen worden, ihre unbedingten Lob-

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[589/0623] wir ſelbſt daraus gezogen haben, ſind wir doch genoͤ- thigt auszuſprechen, daß dadurch beſonders die anbruͤ- chige Newtoniſche Lehre wiederhergeſtellt worden. Der Verfaſſer braucht die eingefuͤhrten Phraſen wieder ruhig fort. Alles was im Alterthum und in der mittlern Zeit geſchehen, wird fuͤr nichts geachtet. Newtons Verſuche und Theorieen werden mit großem Bombaſt ausgekramt. Die achromatiſche Entdeckung wird ſo vorgetragen, als ſey jene Lehre dadurch nur ein wenig modificirt worden. Alles kommt wieder ins Gleiche, und der theoretiſche Schlendrian ſchleift ſich wieder ſo hin. Da man dieſes Werk, genau betrachtet, gleichfalls mehr als Materialien denn als wirkliche Geſchichtser- erzaͤhlung anzuſehen hat; ſo verweiſen wir uͤbrigens unſere Leſer gern darauf, weil wir auf manches was dort ausfuͤhrlich behandelt worden, nur im Vorbeyge- hen hingedeutet haben. Paolo Frii. Wir erwaͤhnen hier dieſes Mannes, ob er gleich erſt ſpaͤter, 1778, eine Lobſchrift auf Newton her- ausgegeben, um nur mit wenigem zu bemerken, daß immer noch die aͤltere Lehre, wie ſie Newton vorge- tragen, Desaguliers ſie vertheidigt, wie ſie in die Schulen aufgenommen worden, ihre unbedingten Lob-

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 589. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/623>, abgerufen am 27.04.2024.