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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795.

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Sechszehntes Capitel.

Was zu seiner Abreise nöthig war, hatten
Vater und Mutter besorgt, nur einige Klei¬
nigkeiten, die an der Equipage fehlten, ver¬
zögerten seinen Aufbruch um einige Tage.
Wilhelm benutzte diese Zeit, um an Maria¬
nen einen Brief zu schreiben, wodurch er die
Angelegenheit endlich zur Sprache bringen
wollte, über welche sie sich mit ihm zu un¬
terhalten bisher immer vermieden hatte.
Folgendermaßen lautete der Brief:

"Unter der lieben Hülle der Nacht, die
mich sonst in deinen Armen bedeckte, sitze
ich und denke und schreibe an dich, und
was ich sinne und treibe, ist nur um dei¬
netwillen. O Mariane! mir, dem glück¬
lichsten unter den Männern, ist es wie

Sechszehntes Capitel.

Was zu ſeiner Abreiſe nöthig war, hatten
Vater und Mutter beſorgt, nur einige Klei¬
nigkeiten, die an der Equipage fehlten, ver¬
zögerten ſeinen Aufbruch um einige Tage.
Wilhelm benutzte dieſe Zeit, um an Maria¬
nen einen Brief zu ſchreiben, wodurch er die
Angelegenheit endlich zur Sprache bringen
wollte, über welche ſie ſich mit ihm zu un¬
terhalten bisher immer vermieden hatte.
Folgendermaßen lautete der Brief:

„Unter der lieben Hülle der Nacht, die
mich ſonſt in deinen Armen bedeckte, ſitze
ich und denke und ſchreibe an dich, und
was ich ſinne und treibe, iſt nur um dei¬
netwillen. O Mariane! mir, dem glück¬
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[152/0160] Sechszehntes Capitel. Was zu ſeiner Abreiſe nöthig war, hatten Vater und Mutter beſorgt, nur einige Klei¬ nigkeiten, die an der Equipage fehlten, ver¬ zögerten ſeinen Aufbruch um einige Tage. Wilhelm benutzte dieſe Zeit, um an Maria¬ nen einen Brief zu ſchreiben, wodurch er die Angelegenheit endlich zur Sprache bringen wollte, über welche ſie ſich mit ihm zu un¬ terhalten bisher immer vermieden hatte. Folgendermaßen lautete der Brief: „Unter der lieben Hülle der Nacht, die mich ſonſt in deinen Armen bedeckte, ſitze ich und denke und ſchreibe an dich, und was ich ſinne und treibe, iſt nur um dei¬ netwillen. O Mariane! mir, dem glück¬ lichſten unter den Männern, iſt es wie

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre01_1795/160>, abgerufen am 04.05.2024.