Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 1. Leipzig, 1783.

Bild:
<< vorherige Seite

gar nicht davor. Ich kann sie angreifen,
übers Fell fahren, beym Schwanze nehmen:
nur wenn sie lebendig sind, nehme ich mich
in Acht, daß sie mich nicht beißen.

Wie machst du denn das, daß du dich
nicht davor fürchtest? Ich ekle mich davor,
sprach Fritze. Das hat mich mein Vater ge-
lehrt, sprach D. Er ließ mich die Ratzen
und Mäuse anfassen, da ich kaum zwey Jahr
alt war, und noch nicht wußte, daß man
sich davor fürchten könnte. So auch leben-
dige Frösche. Er that es selbst, da that ichs
nach. Als ich größer wurde, durfte keiner
aufschreyen, und sich erschrocken anstellen,
wenn er eine Maus, Ratze oder Frosch sahe.
Denn davon kommt unsre Furcht davor al-
lein her, wenn sich Vater oder Mutter, oder
die Mägde anstellen, als ob das Haus im
Feuer stünde, sobald sie so was sehen. Se-
hen wir Kinder nun so was mit an, ehe

wirs

gar nicht davor. Ich kann ſie angreifen,
uͤbers Fell fahren, beym Schwanze nehmen:
nur wenn ſie lebendig ſind, nehme ich mich
in Acht, daß ſie mich nicht beißen.

Wie machſt du denn das, daß du dich
nicht davor fuͤrchteſt? Ich ekle mich davor,
ſprach Fritze. Das hat mich mein Vater ge-
lehrt, ſprach D. Er ließ mich die Ratzen
und Maͤuſe anfaſſen, da ich kaum zwey Jahr
alt war, und noch nicht wußte, daß man
ſich davor fuͤrchten koͤnnte. So auch leben-
dige Froͤſche. Er that es ſelbſt, da that ichs
nach. Als ich groͤßer wurde, durfte keiner
aufſchreyen, und ſich erſchrocken anſtellen,
wenn er eine Maus, Ratze oder Froſch ſahe.
Denn davon kommt unſre Furcht davor al-
lein her, wenn ſich Vater oder Mutter, oder
die Maͤgde anſtellen, als ob das Haus im
Feuer ſtuͤnde, ſobald ſie ſo was ſehen. Se-
hen wir Kinder nun ſo was mit an, ehe

wirs
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0241" n="219"/>
gar nicht davor. Ich kann &#x017F;ie angreifen,<lb/>
u&#x0364;bers Fell fahren, beym Schwanze nehmen:<lb/>
nur wenn &#x017F;ie lebendig &#x017F;ind, nehme ich mich<lb/>
in Acht, daß &#x017F;ie mich nicht beißen.</p><lb/>
        <p>Wie mach&#x017F;t du denn das, daß du dich<lb/>
nicht davor fu&#x0364;rchte&#x017F;t? Ich ekle mich davor,<lb/>
&#x017F;prach Fritze. Das hat mich mein Vater ge-<lb/>
lehrt, &#x017F;prach D. Er ließ mich die Ratzen<lb/>
und Ma&#x0364;u&#x017F;e anfa&#x017F;&#x017F;en, da ich kaum zwey Jahr<lb/>
alt war, und noch nicht wußte, daß man<lb/>
&#x017F;ich davor fu&#x0364;rchten ko&#x0364;nnte. So auch leben-<lb/>
dige Fro&#x0364;&#x017F;che. Er that es &#x017F;elb&#x017F;t, da that ichs<lb/>
nach. Als ich gro&#x0364;ßer wurde, durfte keiner<lb/>
auf&#x017F;chreyen, und &#x017F;ich er&#x017F;chrocken an&#x017F;tellen,<lb/>
wenn er eine Maus, Ratze oder Fro&#x017F;ch &#x017F;ahe.<lb/>
Denn davon kommt un&#x017F;re Furcht davor al-<lb/>
lein her, wenn &#x017F;ich Vater oder Mutter, oder<lb/>
die Ma&#x0364;gde an&#x017F;tellen, als ob das Haus im<lb/>
Feuer &#x017F;tu&#x0364;nde, &#x017F;obald &#x017F;ie &#x017F;o was &#x017F;ehen. Se-<lb/>
hen wir Kinder nun &#x017F;o was mit an, ehe<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wirs</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[219/0241] gar nicht davor. Ich kann ſie angreifen, uͤbers Fell fahren, beym Schwanze nehmen: nur wenn ſie lebendig ſind, nehme ich mich in Acht, daß ſie mich nicht beißen. Wie machſt du denn das, daß du dich nicht davor fuͤrchteſt? Ich ekle mich davor, ſprach Fritze. Das hat mich mein Vater ge- lehrt, ſprach D. Er ließ mich die Ratzen und Maͤuſe anfaſſen, da ich kaum zwey Jahr alt war, und noch nicht wußte, daß man ſich davor fuͤrchten koͤnnte. So auch leben- dige Froͤſche. Er that es ſelbſt, da that ichs nach. Als ich groͤßer wurde, durfte keiner aufſchreyen, und ſich erſchrocken anſtellen, wenn er eine Maus, Ratze oder Froſch ſahe. Denn davon kommt unſre Furcht davor al- lein her, wenn ſich Vater oder Mutter, oder die Maͤgde anſtellen, als ob das Haus im Feuer ſtuͤnde, ſobald ſie ſo was ſehen. Se- hen wir Kinder nun ſo was mit an, ehe wirs

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib01_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib01_1783/241
Zitationshilfe: Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib01_1783/241>, abgerufen am 26.04.2024.