Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 1. Leipzig, 1783.

Bild:
<< vorherige Seite

hergerufen hätten? Weil es Betrüger sind,
sagte der Mann. Sie hatten da vor einem
Hause wahrsagen wollen, und von den dum-
men Leuten schon viel Geld, Brod und Speck,
bekommen, als der Sohn des Hauses, der
ein vernünftiger Mensch war, oben auf den
Boden geht, und sie von oben herunter mit
einem Eymer voll Wasser dergestalt begießt,
daß sie wie die gebadeten Katzen aussahen.
Und nun kam der junge Mensch herunter,
und sagte: Leute, was steht ihr da, und hö-
ret den Betrügern zu? Sie wissen nichts.
Sie können nichts. Könnten sie wahrsagen
und künftige Schicksale vorherwissen; so hät-
ten sie auch wohl vorher gewußt, daß ich sie
begießen würde. Da seht ihrs ja, daß es
Lügner und Betrüger sind. Das begriffen
denn die Leute, und forderten ihr Geld wieder.

Das waren aber die Zigeuner nicht Wil-
lens wieder zu geben, sondern liefen fort.

Die

hergerufen haͤtten? Weil es Betruͤger ſind,
ſagte der Mann. Sie hatten da vor einem
Hauſe wahrſagen wollen, und von den dum-
men Leuten ſchon viel Geld, Brod und Speck,
bekommen, als der Sohn des Hauſes, der
ein vernuͤnftiger Menſch war, oben auf den
Boden geht, und ſie von oben herunter mit
einem Eymer voll Waſſer dergeſtalt begießt,
daß ſie wie die gebadeten Katzen ausſahen.
Und nun kam der junge Menſch herunter,
und ſagte: Leute, was ſteht ihr da, und hoͤ-
ret den Betruͤgern zu? Sie wiſſen nichts.
Sie koͤnnen nichts. Koͤnnten ſie wahrſagen
und kuͤnftige Schickſale vorherwiſſen; ſo haͤt-
ten ſie auch wohl vorher gewußt, daß ich ſie
begießen wuͤrde. Da ſeht ihrs ja, daß es
Luͤgner und Betruͤger ſind. Das begriffen
denn die Leute, und forderten ihr Geld wieder.

Das waren aber die Zigeuner nicht Wil-
lens wieder zu geben, ſondern liefen fort.

Die
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0069" n="47"/>
hergerufen ha&#x0364;tten? Weil es Betru&#x0364;ger &#x017F;ind,<lb/>
&#x017F;agte der Mann. Sie hatten da vor einem<lb/>
Hau&#x017F;e wahr&#x017F;agen wollen, und von den dum-<lb/>
men Leuten &#x017F;chon viel Geld, Brod und Speck,<lb/>
bekommen, als der Sohn des Hau&#x017F;es, der<lb/>
ein vernu&#x0364;nftiger Men&#x017F;ch war, oben auf den<lb/>
Boden geht, und &#x017F;ie von oben herunter mit<lb/>
einem Eymer voll Wa&#x017F;&#x017F;er derge&#x017F;talt begießt,<lb/>
daß &#x017F;ie wie die gebadeten Katzen aus&#x017F;ahen.<lb/>
Und nun kam der junge Men&#x017F;ch herunter,<lb/>
und &#x017F;agte: Leute, was &#x017F;teht ihr da, und ho&#x0364;-<lb/>
ret  den Betru&#x0364;gern zu? Sie wi&#x017F;&#x017F;en nichts.<lb/>
Sie ko&#x0364;nnen nichts. Ko&#x0364;nnten &#x017F;ie wahr&#x017F;agen<lb/>
und ku&#x0364;nftige Schick&#x017F;ale vorherwi&#x017F;&#x017F;en; &#x017F;o ha&#x0364;t-<lb/>
ten &#x017F;ie auch wohl vorher gewußt, daß ich &#x017F;ie<lb/>
begießen wu&#x0364;rde. Da &#x017F;eht ihrs ja, daß es<lb/>
Lu&#x0364;gner und Betru&#x0364;ger &#x017F;ind. Das begriffen<lb/>
denn die Leute, und forderten ihr Geld wieder.</p><lb/>
        <p>Das waren aber die Zigeuner nicht Wil-<lb/>
lens wieder zu geben, &#x017F;ondern liefen fort.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[47/0069] hergerufen haͤtten? Weil es Betruͤger ſind, ſagte der Mann. Sie hatten da vor einem Hauſe wahrſagen wollen, und von den dum- men Leuten ſchon viel Geld, Brod und Speck, bekommen, als der Sohn des Hauſes, der ein vernuͤnftiger Menſch war, oben auf den Boden geht, und ſie von oben herunter mit einem Eymer voll Waſſer dergeſtalt begießt, daß ſie wie die gebadeten Katzen ausſahen. Und nun kam der junge Menſch herunter, und ſagte: Leute, was ſteht ihr da, und hoͤ- ret den Betruͤgern zu? Sie wiſſen nichts. Sie koͤnnen nichts. Koͤnnten ſie wahrſagen und kuͤnftige Schickſale vorherwiſſen; ſo haͤt- ten ſie auch wohl vorher gewußt, daß ich ſie begießen wuͤrde. Da ſeht ihrs ja, daß es Luͤgner und Betruͤger ſind. Das begriffen denn die Leute, und forderten ihr Geld wieder. Das waren aber die Zigeuner nicht Wil- lens wieder zu geben, ſondern liefen fort. Die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib01_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib01_1783/69
Zitationshilfe: Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib01_1783/69>, abgerufen am 27.04.2024.