Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 2. Leipzig, 1783.

Bild:
<< vorherige Seite

darüber. Als sie nun auch herübergehen woll-
te, sagte der Vater zum Ueberfluß: Karoline!
sey nicht leichtsinnig. Siehe zu, wo du gehest.

Sie aber, nach ihrer Gewohnheit, hatte
die Augen oben an den Weidenbäumen, die
am Wasser standen, und trat vorbey. Bauz!
lag sie im Moder begraben. Da hätte man
das Geschrey hören sollen. Zum Glück war
der Graben nicht tief. Der Vater konnte sie
leicht herausziehen. Aber Gesicht, Kleid, al-
les war mit Moder überzogen.

Weißt du nun, sagte der Vater, was
Leichtsinn ist? Du hättest oben drein noch
Strafe verdient. Doch du bist gestraft genug.
Und nun kamen die muntern Knaben zurück.
Die traten um sie her, und lachten sie brav
aus. Seht da, hieß es, Karoline ist ein
Schornsteinfeger geworden. Sie mußten am
Graben herunter gehen, mit den Hüthen Was-
ser schöpfen, und sie über und über begießen,

damit
I 5

daruͤber. Als ſie nun auch heruͤbergehen woll-
te, ſagte der Vater zum Ueberfluß: Karoline!
ſey nicht leichtſinnig. Siehe zu, wo du geheſt.

Sie aber, nach ihrer Gewohnheit, hatte
die Augen oben an den Weidenbaͤumen, die
am Waſſer ſtanden, und trat vorbey. Bauz!
lag ſie im Moder begraben. Da haͤtte man
das Geſchrey hoͤren ſollen. Zum Gluͤck war
der Graben nicht tief. Der Vater konnte ſie
leicht herausziehen. Aber Geſicht, Kleid, al-
les war mit Moder uͤberzogen.

Weißt du nun, ſagte der Vater, was
Leichtſinn iſt? Du haͤtteſt oben drein noch
Strafe verdient. Doch du biſt geſtraft genug.
Und nun kamen die muntern Knaben zuruͤck.
Die traten um ſie her, und lachten ſie brav
aus. Seht da, hieß es, Karoline iſt ein
Schornſteinfeger geworden. Sie mußten am
Graben herunter gehen, mit den Huͤthen Waſ-
ſer ſchoͤpfen, und ſie uͤber und uͤber begießen,

damit
I 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0159" n="137"/>
daru&#x0364;ber. Als &#x017F;ie nun auch heru&#x0364;bergehen woll-<lb/>
te, &#x017F;agte der Vater zum Ueberfluß: <hi rendition="#fr">Karoline</hi>!<lb/>
&#x017F;ey nicht leicht&#x017F;innig. Siehe zu, wo du gehe&#x017F;t.</p><lb/>
        <p>Sie aber, nach ihrer Gewohnheit, hatte<lb/>
die Augen oben an den Weidenba&#x0364;umen, die<lb/>
am Wa&#x017F;&#x017F;er &#x017F;tanden, und trat vorbey. Bauz!<lb/>
lag &#x017F;ie im Moder begraben. Da ha&#x0364;tte man<lb/>
das Ge&#x017F;chrey ho&#x0364;ren &#x017F;ollen. Zum Glu&#x0364;ck war<lb/>
der Graben nicht tief. Der Vater konnte &#x017F;ie<lb/>
leicht herausziehen. Aber Ge&#x017F;icht, Kleid, al-<lb/>
les war mit Moder u&#x0364;berzogen.</p><lb/>
        <p>Weißt du nun, &#x017F;agte der Vater, was<lb/>
Leicht&#x017F;inn i&#x017F;t? Du ha&#x0364;tte&#x017F;t oben drein noch<lb/>
Strafe verdient. Doch du bi&#x017F;t ge&#x017F;traft genug.<lb/>
Und nun kamen die muntern Knaben zuru&#x0364;ck.<lb/>
Die traten um &#x017F;ie her, und lachten &#x017F;ie brav<lb/>
aus. Seht da, hieß es, Karoline i&#x017F;t ein<lb/>
Schorn&#x017F;teinfeger geworden. Sie mußten am<lb/>
Graben herunter gehen, mit den Hu&#x0364;then Wa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er &#x017F;cho&#x0364;pfen, und &#x017F;ie u&#x0364;ber und u&#x0364;ber begießen,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">I 5</fw><fw place="bottom" type="catch">damit</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[137/0159] daruͤber. Als ſie nun auch heruͤbergehen woll- te, ſagte der Vater zum Ueberfluß: Karoline! ſey nicht leichtſinnig. Siehe zu, wo du geheſt. Sie aber, nach ihrer Gewohnheit, hatte die Augen oben an den Weidenbaͤumen, die am Waſſer ſtanden, und trat vorbey. Bauz! lag ſie im Moder begraben. Da haͤtte man das Geſchrey hoͤren ſollen. Zum Gluͤck war der Graben nicht tief. Der Vater konnte ſie leicht herausziehen. Aber Geſicht, Kleid, al- les war mit Moder uͤberzogen. Weißt du nun, ſagte der Vater, was Leichtſinn iſt? Du haͤtteſt oben drein noch Strafe verdient. Doch du biſt geſtraft genug. Und nun kamen die muntern Knaben zuruͤck. Die traten um ſie her, und lachten ſie brav aus. Seht da, hieß es, Karoline iſt ein Schornſteinfeger geworden. Sie mußten am Graben herunter gehen, mit den Huͤthen Waſ- ſer ſchoͤpfen, und ſie uͤber und uͤber begießen, damit I 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib02_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib02_1783/159
Zitationshilfe: Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 2. Leipzig, 1783, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib02_1783/159>, abgerufen am 26.04.2024.