Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gotter, Friedrich Wilhelm: Die Erbschleicher. Leipzig, 1789.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Erbschleicher.
Neunter Auftritt.
Wittwe Ungewitter. Weinhold.
Weinhold. Frau Muhme, das geht auf eine
Spitzbüberey los.
W. Ungew. Nichts, als die Ergänzung ei-
ner elenden Formalität. Sie sind des alten Vet-
ters Sprachrohr. Sie hallen nach, was Sie
aus seinem Munde aussingen.
Weinhold. Aber unterschreiben thu' ich
nicht.
W. Ungew. Warum nicht?
Weinhold. Ich müßte mich vor meinem
Seitengewehre schämen.
W. Ungew. Gut! Wir führen dem Todten
die Hand.
Weinhold. Und wenn uns die Justitz auf
die Finger klopft?
W. Ungew. Morgen sind wir ihr aus den
Augen.
Weinhold. Sie hat lange Arme --
W. Ungew. Wir haben noch längere Beine.
Weinhold. Ich glaube, der Schlafrock steckt
an -- ich bekomme Herzklopfen --
Die Erbſchleicher.
Neunter Auftritt.
Wittwe Ungewitter. Weinhold.
Weinhold. Frau Muhme, das geht auf eine
Spitzbuͤberey los.
W. Ungew. Nichts, als die Ergaͤnzung ei-
ner elenden Formalitaͤt. Sie ſind des alten Vet-
ters Sprachrohr. Sie hallen nach, was Sie
aus ſeinem Munde auſſingen.
Weinhold. Aber unterſchreiben thu’ ich
nicht.
W. Ungew. Warum nicht?
Weinhold. Ich muͤßte mich vor meinem
Seitengewehre ſchaͤmen.
W. Ungew. Gut! Wir fuͤhren dem Todten
die Hand.
Weinhold. Und wenn uns die Juſtitz auf
die Finger klopft?
W. Ungew. Morgen ſind wir ihr aus den
Augen.
Weinhold. Sie hat lange Arme —
W. Ungew. Wir haben noch laͤngere Beine.
Weinhold. Ich glaube, der Schlafrock ſteckt
an — ich bekomme Herzklopfen —
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0197" n="191"/>
        <fw place="top" type="header">Die Erb&#x017F;chleicher.</fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Neunter Auftritt.</hi> </head><lb/>
          <stage>Wittwe Ungewitter. Weinhold.</stage><lb/>
          <sp who="#WEIN">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Weinhold.</hi> </speaker>
            <p>Frau Muhme, das geht auf eine<lb/>
Spitzbu&#x0364;berey los.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#WUNGE">
            <speaker> <hi rendition="#fr">W. Ungew.</hi> </speaker>
            <p>Nichts, als die Erga&#x0364;nzung ei-<lb/>
ner elenden Formalita&#x0364;t. Sie &#x017F;ind des alten Vet-<lb/>
ters Sprachrohr. Sie hallen nach, was Sie<lb/>
aus &#x017F;einem Munde au&#x017F;&#x017F;ingen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#WEIN">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Weinhold.</hi> </speaker>
            <p>Aber unter&#x017F;chreiben thu&#x2019; ich<lb/>
nicht.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#WUNGE">
            <speaker> <hi rendition="#fr">W. Ungew.</hi> </speaker>
            <p>Warum nicht?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#WEIN">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Weinhold.</hi> </speaker>
            <p>Ich mu&#x0364;ßte mich vor meinem<lb/>
Seitengewehre &#x017F;cha&#x0364;men.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#WUNGE">
            <speaker> <hi rendition="#fr">W. Ungew.</hi> </speaker>
            <p>Gut! Wir fu&#x0364;hren dem Todten<lb/>
die Hand.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#WEIN">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Weinhold.</hi> </speaker>
            <p>Und wenn uns die Ju&#x017F;titz auf<lb/>
die Finger klopft?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#WUNGE">
            <speaker> <hi rendition="#fr">W. Ungew.</hi> </speaker>
            <p>Morgen &#x017F;ind wir ihr aus den<lb/>
Augen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#WEIN">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Weinhold.</hi> </speaker>
            <p>Sie hat lange Arme &#x2014;</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#WUNGE">
            <speaker> <hi rendition="#fr">W. Ungew.</hi> </speaker>
            <p>Wir haben noch la&#x0364;ngere Beine.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#WEIN">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Weinhold.</hi> </speaker>
            <p>Ich glaube, der Schlafrock &#x017F;teckt<lb/>
an &#x2014; ich bekomme Herzklopfen &#x2014;</p>
          </sp><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[191/0197] Die Erbſchleicher. Neunter Auftritt. Wittwe Ungewitter. Weinhold. Weinhold. Frau Muhme, das geht auf eine Spitzbuͤberey los. W. Ungew. Nichts, als die Ergaͤnzung ei- ner elenden Formalitaͤt. Sie ſind des alten Vet- ters Sprachrohr. Sie hallen nach, was Sie aus ſeinem Munde auſſingen. Weinhold. Aber unterſchreiben thu’ ich nicht. W. Ungew. Warum nicht? Weinhold. Ich muͤßte mich vor meinem Seitengewehre ſchaͤmen. W. Ungew. Gut! Wir fuͤhren dem Todten die Hand. Weinhold. Und wenn uns die Juſtitz auf die Finger klopft? W. Ungew. Morgen ſind wir ihr aus den Augen. Weinhold. Sie hat lange Arme — W. Ungew. Wir haben noch laͤngere Beine. Weinhold. Ich glaube, der Schlafrock ſteckt an — ich bekomme Herzklopfen —

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gotter_erbschleicher_1789
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gotter_erbschleicher_1789/197
Zitationshilfe: Gotter, Friedrich Wilhelm: Die Erbschleicher. Leipzig, 1789, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gotter_erbschleicher_1789/197>, abgerufen am 26.04.2024.