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Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Zweites Semester.

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regend wirkt, hat eine zweite.Auflage erlebt. Bon demselben Verfasser werden
zwei Bände "Bunte Bilder aus dem Wanderleben" angekündigt, eine Samm¬
lung interessanter Charakteristiken und Reiseskizzen, deren Bekanntschaft das
Lesepublikum theilweise bereits im Morgenblatte, in der Zeitung für die elegante
Welt, in Ost und West, in Telegraph ?c. gemacht hat.




Ein Epigramm von Zedliz,

Der Dichter der Todtenkränze, der während der letzten Wochen in Cöln
sich aufhielt, hat in einem dortigen Blatte folgendes boshafte Epigramm gegen
Herwegh drucken lassen:

Herwegh und Gott.
"Denn wer wie ich mit Nott gegrollt,
"Darf auch mit einem König grollen,"
Daß Dir Herwegh also grollet, Gott wie bist Du zu beklagen.
Wie wirst Du in Deinen Höhen solche" Zorn wohl ertragen!
Wenn er mit den'Königen fertig, sie erlegen sind dem Recken'
Wehe dann Gott dem Allmächtigen, möcht'in seiner Haut nicht stecken.



Deutsche Kunstschulen.

Der Akademie in Berlin stehen mannigfache Reformationen bevor. Unter
andern sollen die Schüler wieder, wie bei den alten Malern in nähere Ver¬
bindung zu ihrem Meister treten, wie dieses in Holland und Belgien noch
immer der Fall ist. -- Aus Prag wird den Werken des dortigen Akademie?
Direktors Rüben große Anerkennung gezollt. Die Münchener Jahrbücher
sprechen weitläufig über ihn.




Der Graf von Nassau.

Man schreibt aus Berlin: Eine Biographie des ehemaligen Königs von
Holland, welche eine hiesige Buchhandlung dem Drucke übergeben hat, wird i"
Kurzem erscheinen. Sie soll reich an vielfachen, höchst interessanten Anekdoten
sein, die, wenn sie der Censur nicht unterliegen, Aufsehen erregen werden, um
so mehr, da sie authentisch sind und das Buch einen Mann zum Verfasser
hat, der hierin eine Autorität ist. In der That giebt es wenige Männer,
die ein bewegteres Leben hinter sich haben, als der Graf von Nassau und wenige
solche Charaktere, die ihrem eisernen Willen gegenüber keine Hindernisse, keine
Opfer zu schwer finden. Ein König, der die eine Hälfte seines Reichs durch
eine Revolution verliert, und der anderen Hälfte i" seinem siebenzigsten
Jahre entsagt, aus Liebe zu einer Dame, der er die Hand am Altare reicht,
obschon sie ein Rang tief unter ihm steht, obschon ihr Glaubcnöbckcnittnifi nicht
das seinige ist, obschon er seinem ehemaligen Volke dadurch den Rücken zu¬
wendet. Was übrigens die Zeitungen von der Ansiedelung des früheren Königs
von Holland in Schlesien sprachen, ist unwahr. Der königliche Graf geht
sicher nach dem Haag zurück. Einige Mißverständnisse, welche in der Familie
herrschten, sind durch die reiche Mitgift, welche der Prinzessin Sophie von
ihrem Großvater zugesagt wurde -- applcmict worden. Der Graf von Nassau
gilt für den reichsten Privatmann auf dem ganzen Continent.--




Druck von Fri abrich Andrä in Leipzig.

regend wirkt, hat eine zweite.Auflage erlebt. Bon demselben Verfasser werden
zwei Bände „Bunte Bilder aus dem Wanderleben" angekündigt, eine Samm¬
lung interessanter Charakteristiken und Reiseskizzen, deren Bekanntschaft das
Lesepublikum theilweise bereits im Morgenblatte, in der Zeitung für die elegante
Welt, in Ost und West, in Telegraph ?c. gemacht hat.




Ein Epigramm von Zedliz,

Der Dichter der Todtenkränze, der während der letzten Wochen in Cöln
sich aufhielt, hat in einem dortigen Blatte folgendes boshafte Epigramm gegen
Herwegh drucken lassen:

Herwegh und Gott.
„Denn wer wie ich mit Nott gegrollt,
„Darf auch mit einem König grollen,"
Daß Dir Herwegh also grollet, Gott wie bist Du zu beklagen.
Wie wirst Du in Deinen Höhen solche» Zorn wohl ertragen!
Wenn er mit den'Königen fertig, sie erlegen sind dem Recken'
Wehe dann Gott dem Allmächtigen, möcht'in seiner Haut nicht stecken.



Deutsche Kunstschulen.

Der Akademie in Berlin stehen mannigfache Reformationen bevor. Unter
andern sollen die Schüler wieder, wie bei den alten Malern in nähere Ver¬
bindung zu ihrem Meister treten, wie dieses in Holland und Belgien noch
immer der Fall ist. — Aus Prag wird den Werken des dortigen Akademie?
Direktors Rüben große Anerkennung gezollt. Die Münchener Jahrbücher
sprechen weitläufig über ihn.




Der Graf von Nassau.

Man schreibt aus Berlin: Eine Biographie des ehemaligen Königs von
Holland, welche eine hiesige Buchhandlung dem Drucke übergeben hat, wird i»
Kurzem erscheinen. Sie soll reich an vielfachen, höchst interessanten Anekdoten
sein, die, wenn sie der Censur nicht unterliegen, Aufsehen erregen werden, um
so mehr, da sie authentisch sind und das Buch einen Mann zum Verfasser
hat, der hierin eine Autorität ist. In der That giebt es wenige Männer,
die ein bewegteres Leben hinter sich haben, als der Graf von Nassau und wenige
solche Charaktere, die ihrem eisernen Willen gegenüber keine Hindernisse, keine
Opfer zu schwer finden. Ein König, der die eine Hälfte seines Reichs durch
eine Revolution verliert, und der anderen Hälfte i» seinem siebenzigsten
Jahre entsagt, aus Liebe zu einer Dame, der er die Hand am Altare reicht,
obschon sie ein Rang tief unter ihm steht, obschon ihr Glaubcnöbckcnittnifi nicht
das seinige ist, obschon er seinem ehemaligen Volke dadurch den Rücken zu¬
wendet. Was übrigens die Zeitungen von der Ansiedelung des früheren Königs
von Holland in Schlesien sprachen, ist unwahr. Der königliche Graf geht
sicher nach dem Haag zurück. Einige Mißverständnisse, welche in der Familie
herrschten, sind durch die reiche Mitgift, welche der Prinzessin Sophie von
ihrem Großvater zugesagt wurde — applcmict worden. Der Graf von Nassau
gilt für den reichsten Privatmann auf dem ganzen Continent.—




Druck von Fri abrich Andrä in Leipzig.
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[0208] regend wirkt, hat eine zweite.Auflage erlebt. Bon demselben Verfasser werden zwei Bände „Bunte Bilder aus dem Wanderleben" angekündigt, eine Samm¬ lung interessanter Charakteristiken und Reiseskizzen, deren Bekanntschaft das Lesepublikum theilweise bereits im Morgenblatte, in der Zeitung für die elegante Welt, in Ost und West, in Telegraph ?c. gemacht hat. Ein Epigramm von Zedliz, Der Dichter der Todtenkränze, der während der letzten Wochen in Cöln sich aufhielt, hat in einem dortigen Blatte folgendes boshafte Epigramm gegen Herwegh drucken lassen: Herwegh und Gott. „Denn wer wie ich mit Nott gegrollt, „Darf auch mit einem König grollen," Daß Dir Herwegh also grollet, Gott wie bist Du zu beklagen. Wie wirst Du in Deinen Höhen solche» Zorn wohl ertragen! Wenn er mit den'Königen fertig, sie erlegen sind dem Recken' Wehe dann Gott dem Allmächtigen, möcht'in seiner Haut nicht stecken. Deutsche Kunstschulen. Der Akademie in Berlin stehen mannigfache Reformationen bevor. Unter andern sollen die Schüler wieder, wie bei den alten Malern in nähere Ver¬ bindung zu ihrem Meister treten, wie dieses in Holland und Belgien noch immer der Fall ist. — Aus Prag wird den Werken des dortigen Akademie? Direktors Rüben große Anerkennung gezollt. Die Münchener Jahrbücher sprechen weitläufig über ihn. Der Graf von Nassau. Man schreibt aus Berlin: Eine Biographie des ehemaligen Königs von Holland, welche eine hiesige Buchhandlung dem Drucke übergeben hat, wird i» Kurzem erscheinen. Sie soll reich an vielfachen, höchst interessanten Anekdoten sein, die, wenn sie der Censur nicht unterliegen, Aufsehen erregen werden, um so mehr, da sie authentisch sind und das Buch einen Mann zum Verfasser hat, der hierin eine Autorität ist. In der That giebt es wenige Männer, die ein bewegteres Leben hinter sich haben, als der Graf von Nassau und wenige solche Charaktere, die ihrem eisernen Willen gegenüber keine Hindernisse, keine Opfer zu schwer finden. Ein König, der die eine Hälfte seines Reichs durch eine Revolution verliert, und der anderen Hälfte i» seinem siebenzigsten Jahre entsagt, aus Liebe zu einer Dame, der er die Hand am Altare reicht, obschon sie ein Rang tief unter ihm steht, obschon ihr Glaubcnöbckcnittnifi nicht das seinige ist, obschon er seinem ehemaligen Volke dadurch den Rücken zu¬ wendet. Was übrigens die Zeitungen von der Ansiedelung des früheren Königs von Holland in Schlesien sprachen, ist unwahr. Der königliche Graf geht sicher nach dem Haag zurück. Einige Mißverständnisse, welche in der Familie herrschten, sind durch die reiche Mitgift, welche der Prinzessin Sophie von ihrem Großvater zugesagt wurde — applcmict worden. Der Graf von Nassau gilt für den reichsten Privatmann auf dem ganzen Continent.— Druck von Fri abrich Andrä in Leipzig.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Zweites Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_266616/208>, abgerufen am 04.05.2024.