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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, I. Semester.

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Se<nen aus dem deutschen Leben.



Vater, Sohn und Gr>
^M
Won 2°ste Rau-.



erbstliche,sanft melancholischeueege
Theile einer Gebirgsgegend der Westgrenze Oesterreichs; der lieblichste
Tag des jüngsten Septembers vorüber bis zum Abendschein, dessen
milde Beleuchtung zauberhaft übergießt die Berge, die Wälder und
Dörfer. Auf der sanften Erhöhung eines Feldes, an einem Baume
lehnend, sieht ein Vater seinem wandernden, denkenden, städtisch ge¬
kleideten Sohne zu, der, den geheimsten Bewegungen seiner Seele
folgend, am nahen Waldrande hin- und hergeht. Allmälig wird
allabendlicher Gesang der Knaben und Mädchen allgemeiner, die
hinter ihren Heerden nach Hause ziehen; sonst nur wenig Lärm aus
fernen und nahen Dörfern^ Herbstlich, merkt man wohl, sind die
Gemüther geworden. Frühling° und Sommer thun rascher, lauter,
bewegter.eientüm¬

Denkt unser Vater, von der Milde deS Abendsung
licher Stimmung überkommen, und während dieser Gedanken immer
am Baume lehnend--
--''Wasmues

... Das möcht ich wissen; spaßhafts
sein? -- Ich meine: kein Wölklein heut' am Himmel; -- Sang
von Knaben nur und Mädchen; -- ruhig Alles sonst, daß Einem
wohl wird' und geht die Sonne so schön nieder. Ueber'in Halmfeld
fliegen, rauschen Vvgclschaaren. Der Herbst rückt weiter und Laub
fällt nieder. Der Mensch wird still, die Erde rastet aus vom Segen.
Muß sagen, man wird stiller, traurig fast, doch Dank für Alles sei
Grenhvtci; 1844.


zI. g
Se<nen aus dem deutschen Leben.



Vater, Sohn und Gr>
^M
Won 2°ste Rau-.



erbstliche,sanft melancholischeueege
Theile einer Gebirgsgegend der Westgrenze Oesterreichs; der lieblichste
Tag des jüngsten Septembers vorüber bis zum Abendschein, dessen
milde Beleuchtung zauberhaft übergießt die Berge, die Wälder und
Dörfer. Auf der sanften Erhöhung eines Feldes, an einem Baume
lehnend, sieht ein Vater seinem wandernden, denkenden, städtisch ge¬
kleideten Sohne zu, der, den geheimsten Bewegungen seiner Seele
folgend, am nahen Waldrande hin- und hergeht. Allmälig wird
allabendlicher Gesang der Knaben und Mädchen allgemeiner, die
hinter ihren Heerden nach Hause ziehen; sonst nur wenig Lärm aus
fernen und nahen Dörfern^ Herbstlich, merkt man wohl, sind die
Gemüther geworden. Frühling° und Sommer thun rascher, lauter,
bewegter.eientüm¬

Denkt unser Vater, von der Milde deS Abendsung
licher Stimmung überkommen, und während dieser Gedanken immer
am Baume lehnend--
—''Wasmues

... Das möcht ich wissen; spaßhafts
sein? — Ich meine: kein Wölklein heut' am Himmel; — Sang
von Knaben nur und Mädchen; — ruhig Alles sonst, daß Einem
wohl wird' und geht die Sonne so schön nieder. Ueber'in Halmfeld
fliegen, rauschen Vvgclschaaren. Der Herbst rückt weiter und Laub
fällt nieder. Der Mensch wird still, die Erde rastet aus vom Segen.
Muß sagen, man wird stiller, traurig fast, doch Dank für Alles sei
Grenhvtci; 1844.


zI. g
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[0045] Se<nen aus dem deutschen Leben. Vater, Sohn und Gr> ^M Won 2°ste Rau-. erbstliche,sanft melancholischeueege Theile einer Gebirgsgegend der Westgrenze Oesterreichs; der lieblichste Tag des jüngsten Septembers vorüber bis zum Abendschein, dessen milde Beleuchtung zauberhaft übergießt die Berge, die Wälder und Dörfer. Auf der sanften Erhöhung eines Feldes, an einem Baume lehnend, sieht ein Vater seinem wandernden, denkenden, städtisch ge¬ kleideten Sohne zu, der, den geheimsten Bewegungen seiner Seele folgend, am nahen Waldrande hin- und hergeht. Allmälig wird allabendlicher Gesang der Knaben und Mädchen allgemeiner, die hinter ihren Heerden nach Hause ziehen; sonst nur wenig Lärm aus fernen und nahen Dörfern^ Herbstlich, merkt man wohl, sind die Gemüther geworden. Frühling° und Sommer thun rascher, lauter, bewegter.eientüm¬ Denkt unser Vater, von der Milde deS Abendsung licher Stimmung überkommen, und während dieser Gedanken immer am Baume lehnend-- —''Wasmues ... Das möcht ich wissen; spaßhafts sein? — Ich meine: kein Wölklein heut' am Himmel; — Sang von Knaben nur und Mädchen; — ruhig Alles sonst, daß Einem wohl wird' und geht die Sonne so schön nieder. Ueber'in Halmfeld fliegen, rauschen Vvgclschaaren. Der Herbst rückt weiter und Laub fällt nieder. Der Mensch wird still, die Erde rastet aus vom Segen. Muß sagen, man wird stiller, traurig fast, doch Dank für Alles sei Grenhvtci; 1844. zI. g

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, I. Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_179712/45>, abgerufen am 06.05.2024.