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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, I. Semester.

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unterbrechen!^) Die Folge wird zeige", wie der Beschluß ausgefal¬
len ist. -- Schuselka ist übrigens mit einem Verweis davongekommen
und nachdem man ihn ermahnte, in Zukunft die österreichischen Cen-
sutvorschriftcn strenger zu befolgen, ist sein Proceß niedergeschlagen
worden.

-- Der Schauspieler Döring, der bekanntlich durch ein glänzendes
lebenslängliches Engagement sich in Hannover gebunden hat, ist da¬
durch verhindert, den Nncrbictungen Berlins, das ihn gerne an Sci-
delmann's Stelle setzen mochte, Gehör zu geben. Döring, der in der
großen preußischen Residenz einen viel reichern Wirkungskreis sich ge¬
öffnet sieht, hat mancherlei Mittel versucht, um seinen hannoverischen
Contract zu lösen -- doch umsonst. Endlich nahm er selbst Audienz
bei dem König. Warum wollen Sie fort von Hannover? -- frug
Ernst August mit dem bekannten englischen Accent. -- Döring
suchte mit den verblümtesten Reden die Motive zu schildern, welche
einem Künstler die Stellung in Berlin wünschenswert!) machen. --
Ich möchte anch lieber König in England als in Hannover sein,
antwortete der Monarch, muß doch hier bleiben. Und Sie bleibt
auch hier!

-- Unter der Ueberschrift: die Brüder Forster und die Gräfin
Hahn - Hahn bringt die Augsburger Allgem. Zeitung einen sonderbaren
Artikel, der offenbar auf einer Mvstification beruht. Der Held des
Hahnschcn Romans Cecil Förster wird alö ein noch lebender Diplomat
geschildert und der erschossene Bruder als ein ehemaliger Regierungs?
rath Sigismund Forster bezeichnet. Dieses kann der Lesewelt zwar sehr
gleichgiltig sein; aber zu verwundern ist es, daß ein so ernstes Jour¬
nal wie die Allgem. Zeitung solche Dinge aufnimmt, die vollständig
erfunden, dabei aber mit Details angefüllt sind, die bis in'ö Kleinste
gehen. Ist nun das Publieum mvftificirt worden oder die Redaction?
Der Artikel ist von einem sonst wenig spaßhaften Schriftsteller, von
Alfred Reumont.

Berichtigung. In Bezug auf den Artikel "Gewissenlosigkeit
deutscher Kritik" von F. G. Kühne, den wir in einer unserer letzten
Nummern brachten, ist uns aus Hannover ein Schreiben zugesendet
worden, worin die Anklage: der Kritiker, Herr Schnabel, habe eine
und dieselbe Kritik in der Posaune und im Stuttgarter Morgenblatt
abdrucken lassen, als vollkommen grundlos erklärt wird.






Verlag von Ar. Ludw. Hsrbis,. -- Redacteur I. Knrauda.
Druck von Friedrich AndrS.

unterbrechen!^) Die Folge wird zeige», wie der Beschluß ausgefal¬
len ist. — Schuselka ist übrigens mit einem Verweis davongekommen
und nachdem man ihn ermahnte, in Zukunft die österreichischen Cen-
sutvorschriftcn strenger zu befolgen, ist sein Proceß niedergeschlagen
worden.

— Der Schauspieler Döring, der bekanntlich durch ein glänzendes
lebenslängliches Engagement sich in Hannover gebunden hat, ist da¬
durch verhindert, den Nncrbictungen Berlins, das ihn gerne an Sci-
delmann's Stelle setzen mochte, Gehör zu geben. Döring, der in der
großen preußischen Residenz einen viel reichern Wirkungskreis sich ge¬
öffnet sieht, hat mancherlei Mittel versucht, um seinen hannoverischen
Contract zu lösen — doch umsonst. Endlich nahm er selbst Audienz
bei dem König. Warum wollen Sie fort von Hannover? — frug
Ernst August mit dem bekannten englischen Accent. — Döring
suchte mit den verblümtesten Reden die Motive zu schildern, welche
einem Künstler die Stellung in Berlin wünschenswert!) machen. —
Ich möchte anch lieber König in England als in Hannover sein,
antwortete der Monarch, muß doch hier bleiben. Und Sie bleibt
auch hier!

— Unter der Ueberschrift: die Brüder Forster und die Gräfin
Hahn - Hahn bringt die Augsburger Allgem. Zeitung einen sonderbaren
Artikel, der offenbar auf einer Mvstification beruht. Der Held des
Hahnschcn Romans Cecil Förster wird alö ein noch lebender Diplomat
geschildert und der erschossene Bruder als ein ehemaliger Regierungs?
rath Sigismund Forster bezeichnet. Dieses kann der Lesewelt zwar sehr
gleichgiltig sein; aber zu verwundern ist es, daß ein so ernstes Jour¬
nal wie die Allgem. Zeitung solche Dinge aufnimmt, die vollständig
erfunden, dabei aber mit Details angefüllt sind, die bis in'ö Kleinste
gehen. Ist nun das Publieum mvftificirt worden oder die Redaction?
Der Artikel ist von einem sonst wenig spaßhaften Schriftsteller, von
Alfred Reumont.

Berichtigung. In Bezug auf den Artikel „Gewissenlosigkeit
deutscher Kritik" von F. G. Kühne, den wir in einer unserer letzten
Nummern brachten, ist uns aus Hannover ein Schreiben zugesendet
worden, worin die Anklage: der Kritiker, Herr Schnabel, habe eine
und dieselbe Kritik in der Posaune und im Stuttgarter Morgenblatt
abdrucken lassen, als vollkommen grundlos erklärt wird.






Verlag von Ar. Ludw. Hsrbis,. — Redacteur I. Knrauda.
Druck von Friedrich AndrS.
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[0044] unterbrechen!^) Die Folge wird zeige», wie der Beschluß ausgefal¬ len ist. — Schuselka ist übrigens mit einem Verweis davongekommen und nachdem man ihn ermahnte, in Zukunft die österreichischen Cen- sutvorschriftcn strenger zu befolgen, ist sein Proceß niedergeschlagen worden. — Der Schauspieler Döring, der bekanntlich durch ein glänzendes lebenslängliches Engagement sich in Hannover gebunden hat, ist da¬ durch verhindert, den Nncrbictungen Berlins, das ihn gerne an Sci- delmann's Stelle setzen mochte, Gehör zu geben. Döring, der in der großen preußischen Residenz einen viel reichern Wirkungskreis sich ge¬ öffnet sieht, hat mancherlei Mittel versucht, um seinen hannoverischen Contract zu lösen — doch umsonst. Endlich nahm er selbst Audienz bei dem König. Warum wollen Sie fort von Hannover? — frug Ernst August mit dem bekannten englischen Accent. — Döring suchte mit den verblümtesten Reden die Motive zu schildern, welche einem Künstler die Stellung in Berlin wünschenswert!) machen. — Ich möchte anch lieber König in England als in Hannover sein, antwortete der Monarch, muß doch hier bleiben. Und Sie bleibt auch hier! — Unter der Ueberschrift: die Brüder Forster und die Gräfin Hahn - Hahn bringt die Augsburger Allgem. Zeitung einen sonderbaren Artikel, der offenbar auf einer Mvstification beruht. Der Held des Hahnschcn Romans Cecil Förster wird alö ein noch lebender Diplomat geschildert und der erschossene Bruder als ein ehemaliger Regierungs? rath Sigismund Forster bezeichnet. Dieses kann der Lesewelt zwar sehr gleichgiltig sein; aber zu verwundern ist es, daß ein so ernstes Jour¬ nal wie die Allgem. Zeitung solche Dinge aufnimmt, die vollständig erfunden, dabei aber mit Details angefüllt sind, die bis in'ö Kleinste gehen. Ist nun das Publieum mvftificirt worden oder die Redaction? Der Artikel ist von einem sonst wenig spaßhaften Schriftsteller, von Alfred Reumont. Berichtigung. In Bezug auf den Artikel „Gewissenlosigkeit deutscher Kritik" von F. G. Kühne, den wir in einer unserer letzten Nummern brachten, ist uns aus Hannover ein Schreiben zugesendet worden, worin die Anklage: der Kritiker, Herr Schnabel, habe eine und dieselbe Kritik in der Posaune und im Stuttgarter Morgenblatt abdrucken lassen, als vollkommen grundlos erklärt wird. Verlag von Ar. Ludw. Hsrbis,. — Redacteur I. Knrauda. Druck von Friedrich AndrS.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, I. Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_179712/44>, abgerufen am 26.05.2024.