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Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, I. Semester.

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Münchner Cörper?ationsblatt" das großentheils Uebersetzun-
gen und in seinem Feuilleton Theaterkritiken bringt, in denen regel¬
mäßig für Fräulein Denker eine Lanze gebrochen wird. Der Landbote
hat seit neuester Zeit besonders durch die Artikel des geistreichen
Bruckbrau gewonnen; es ist das einzige Blatt, das nicht immer¬
während den Leistungen des Theaterpersonals Weihrauch streut, sondern
zur rechten Zeit auch wohl ein Wort des Tadels hören läßt. -- Das
"Tageblatt" entspricht als solches seinem Endzwecke vollkommen,
es berichtet seinen Lesern mit genauer Sachkenntniß und strenger
Wahrheitsliebe, daß dieses Haus in jener Straße angestrichen und
jenes Haus in dieser Straße mit einer neuen Firma versehen worden
ist; es ermahnt hie und da einen Hausbesitzer in rührenden väterlichen
Worten, den Schutt vor seinem Hause wegzuführen, wobei es selten
seinen Zweck verfehlt. Es verdient übrigens Anerkennung, daß es in
diesem seinem Wirkungskreise der ausgedehntesten Preßfreiheit genießt.
Das "Morgenblatt" ist nach Form und Inhalt dem Tageblatte
fast ganz gleich, unterscheidet sich aber vorzüglich dadurch von demsel¬
ben, daß es, durch die Ungunst eines tückischen Geschickes fast gar
keine Abonnenten hat, während das erstere deren in Menge zählt,
was schon deshalb schwer zu begreifen, weil es wöchentlich nur einigemal zu
erscheinen braucht, während das Tagblatt täglich erscheint. Seit kurzcrZeit
erscheinen hier auch noch die "fliegenden Blätter," une Bilder¬
zeitung, die oft äußerst witzige Karrikaturen bringt. Die beiden, eben¬
falls hier erscheinenden Zeitschriften "das Ausland" und besonders
die "historisch-politischen Blätter" sind zu bekannt, als daß
sie hier mehr als einer bloßen Erwähnung bedürften. Weniger sind
es die "gelehrten Anzeigen," das Organ der Akademie der
Wissenschaften. selbstständige Arbeiten zählen in diesen Blättern zu
den außerordentlichsten Seltenheiten, es herrscht in ihnen noch der gute
alte Brauch, über eine Kritik wieder eine Kritik zu schreiben, ein Brauch,
den der gesundete und erstarkte Sinn unserer Zeit, Dank dem Him¬
mel, schon lange in die literarische Rumpelkammer verwiesen hat.
Dies das skizzirte Bild der Münchner Journalistik. Der Krebsschaden,
der, an unserer papierener Oeffentlichkeit nagt, ist nicht.zu läugnen,
und doch wollen wir die Hoffnung nicht ganz aufgeben, daß auch un¬
sere Tagcslireratur bald eine würdigere Stellung einnehmen wird; denn
schon ist ein kleiner Theil derselben von einem unverkennbar guten
A. . . Streben erfüllt.


IV-
Die Schattenseite" der Düsseldorfer Kunstwelt.

Zwei hiesige Künstler, der Maler Camphausen und Ritter wer¬
den demnächst mit einem gemeinschaftlichen Werke hervortreten, das,


Münchner Cörper?ationsblatt" das großentheils Uebersetzun-
gen und in seinem Feuilleton Theaterkritiken bringt, in denen regel¬
mäßig für Fräulein Denker eine Lanze gebrochen wird. Der Landbote
hat seit neuester Zeit besonders durch die Artikel des geistreichen
Bruckbrau gewonnen; es ist das einzige Blatt, das nicht immer¬
während den Leistungen des Theaterpersonals Weihrauch streut, sondern
zur rechten Zeit auch wohl ein Wort des Tadels hören läßt. — Das
„Tageblatt" entspricht als solches seinem Endzwecke vollkommen,
es berichtet seinen Lesern mit genauer Sachkenntniß und strenger
Wahrheitsliebe, daß dieses Haus in jener Straße angestrichen und
jenes Haus in dieser Straße mit einer neuen Firma versehen worden
ist; es ermahnt hie und da einen Hausbesitzer in rührenden väterlichen
Worten, den Schutt vor seinem Hause wegzuführen, wobei es selten
seinen Zweck verfehlt. Es verdient übrigens Anerkennung, daß es in
diesem seinem Wirkungskreise der ausgedehntesten Preßfreiheit genießt.
Das „Morgenblatt" ist nach Form und Inhalt dem Tageblatte
fast ganz gleich, unterscheidet sich aber vorzüglich dadurch von demsel¬
ben, daß es, durch die Ungunst eines tückischen Geschickes fast gar
keine Abonnenten hat, während das erstere deren in Menge zählt,
was schon deshalb schwer zu begreifen, weil es wöchentlich nur einigemal zu
erscheinen braucht, während das Tagblatt täglich erscheint. Seit kurzcrZeit
erscheinen hier auch noch die „fliegenden Blätter," une Bilder¬
zeitung, die oft äußerst witzige Karrikaturen bringt. Die beiden, eben¬
falls hier erscheinenden Zeitschriften „das Ausland" und besonders
die „historisch-politischen Blätter" sind zu bekannt, als daß
sie hier mehr als einer bloßen Erwähnung bedürften. Weniger sind
es die „gelehrten Anzeigen," das Organ der Akademie der
Wissenschaften. selbstständige Arbeiten zählen in diesen Blättern zu
den außerordentlichsten Seltenheiten, es herrscht in ihnen noch der gute
alte Brauch, über eine Kritik wieder eine Kritik zu schreiben, ein Brauch,
den der gesundete und erstarkte Sinn unserer Zeit, Dank dem Him¬
mel, schon lange in die literarische Rumpelkammer verwiesen hat.
Dies das skizzirte Bild der Münchner Journalistik. Der Krebsschaden,
der, an unserer papierener Oeffentlichkeit nagt, ist nicht.zu läugnen,
und doch wollen wir die Hoffnung nicht ganz aufgeben, daß auch un¬
sere Tagcslireratur bald eine würdigere Stellung einnehmen wird; denn
schon ist ein kleiner Theil derselben von einem unverkennbar guten
A. . . Streben erfüllt.


IV-
Die Schattenseite» der Düsseldorfer Kunstwelt.

Zwei hiesige Künstler, der Maler Camphausen und Ritter wer¬
den demnächst mit einem gemeinschaftlichen Werke hervortreten, das,


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[0292] Münchner Cörper?ationsblatt" das großentheils Uebersetzun- gen und in seinem Feuilleton Theaterkritiken bringt, in denen regel¬ mäßig für Fräulein Denker eine Lanze gebrochen wird. Der Landbote hat seit neuester Zeit besonders durch die Artikel des geistreichen Bruckbrau gewonnen; es ist das einzige Blatt, das nicht immer¬ während den Leistungen des Theaterpersonals Weihrauch streut, sondern zur rechten Zeit auch wohl ein Wort des Tadels hören läßt. — Das „Tageblatt" entspricht als solches seinem Endzwecke vollkommen, es berichtet seinen Lesern mit genauer Sachkenntniß und strenger Wahrheitsliebe, daß dieses Haus in jener Straße angestrichen und jenes Haus in dieser Straße mit einer neuen Firma versehen worden ist; es ermahnt hie und da einen Hausbesitzer in rührenden väterlichen Worten, den Schutt vor seinem Hause wegzuführen, wobei es selten seinen Zweck verfehlt. Es verdient übrigens Anerkennung, daß es in diesem seinem Wirkungskreise der ausgedehntesten Preßfreiheit genießt. Das „Morgenblatt" ist nach Form und Inhalt dem Tageblatte fast ganz gleich, unterscheidet sich aber vorzüglich dadurch von demsel¬ ben, daß es, durch die Ungunst eines tückischen Geschickes fast gar keine Abonnenten hat, während das erstere deren in Menge zählt, was schon deshalb schwer zu begreifen, weil es wöchentlich nur einigemal zu erscheinen braucht, während das Tagblatt täglich erscheint. Seit kurzcrZeit erscheinen hier auch noch die „fliegenden Blätter," une Bilder¬ zeitung, die oft äußerst witzige Karrikaturen bringt. Die beiden, eben¬ falls hier erscheinenden Zeitschriften „das Ausland" und besonders die „historisch-politischen Blätter" sind zu bekannt, als daß sie hier mehr als einer bloßen Erwähnung bedürften. Weniger sind es die „gelehrten Anzeigen," das Organ der Akademie der Wissenschaften. selbstständige Arbeiten zählen in diesen Blättern zu den außerordentlichsten Seltenheiten, es herrscht in ihnen noch der gute alte Brauch, über eine Kritik wieder eine Kritik zu schreiben, ein Brauch, den der gesundete und erstarkte Sinn unserer Zeit, Dank dem Him¬ mel, schon lange in die literarische Rumpelkammer verwiesen hat. Dies das skizzirte Bild der Münchner Journalistik. Der Krebsschaden, der, an unserer papierener Oeffentlichkeit nagt, ist nicht.zu läugnen, und doch wollen wir die Hoffnung nicht ganz aufgeben, daß auch un¬ sere Tagcslireratur bald eine würdigere Stellung einnehmen wird; denn schon ist ein kleiner Theil derselben von einem unverkennbar guten A. . . Streben erfüllt. IV- Die Schattenseite» der Düsseldorfer Kunstwelt. Zwei hiesige Künstler, der Maler Camphausen und Ritter wer¬ den demnächst mit einem gemeinschaftlichen Werke hervortreten, das,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, I. Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341548_269416/292>, abgerufen am 06.05.2024.