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Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, I. Semester. II. Band.

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An Prag bei der Ueberschwemmung.



Dir meine Klagen send' ich
Betrübte Heimath Du --'
Wie im Gebete wend' ich
Mich Deinem Unglück zu --
Du bist wohl zwiefach prächtig,
Wenn durch die Gassen mächtig
Es fluthet, rauscht und ebbt --
Es ist der Geist des Herrn
Der ob den Wassern schwebt.
Du ragst mit Deinen Thürmen
Aus dunkler Fluth empor:
Ein Mastenwald in Stürmen
Der sich im Grund verlor.
Wohl sind's an Petri Risse
Zerschellte Kirchenschiffe
Drin die Geschichte webt;
Es ist der Geist des Herrn
Der ob den Wassern schwebt.
Wie über Dir die Tage
Die stummen Kreise ziehn,
Gleichst Du aus alter Sage
Der Meeresstadt Julin --
Versunken und verklungen --
Bis aus den Dämmerungen
Das Weltgeschick Dich gräbt:
Es ist der Geist des Herrn
Der ob den Wassern schwebt.
Der Dogenstadt vor Allen
Jetzt gleichst Du, mehr als je --
Sie ist wie Du gefallen
Und gleich ist Euer Weh --
Will es der Strom Dir sagen,

An Prag bei der Ueberschwemmung.



Dir meine Klagen send' ich
Betrübte Heimath Du —'
Wie im Gebete wend' ich
Mich Deinem Unglück zu —
Du bist wohl zwiefach prächtig,
Wenn durch die Gassen mächtig
Es fluthet, rauscht und ebbt —
Es ist der Geist des Herrn
Der ob den Wassern schwebt.
Du ragst mit Deinen Thürmen
Aus dunkler Fluth empor:
Ein Mastenwald in Stürmen
Der sich im Grund verlor.
Wohl sind's an Petri Risse
Zerschellte Kirchenschiffe
Drin die Geschichte webt;
Es ist der Geist des Herrn
Der ob den Wassern schwebt.
Wie über Dir die Tage
Die stummen Kreise ziehn,
Gleichst Du aus alter Sage
Der Meeresstadt Julin —
Versunken und verklungen —
Bis aus den Dämmerungen
Das Weltgeschick Dich gräbt:
Es ist der Geist des Herrn
Der ob den Wassern schwebt.
Der Dogenstadt vor Allen
Jetzt gleichst Du, mehr als je —
Sie ist wie Du gefallen
Und gleich ist Euer Weh —
Will es der Strom Dir sagen,

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[0180] An Prag bei der Ueberschwemmung. Dir meine Klagen send' ich Betrübte Heimath Du —' Wie im Gebete wend' ich Mich Deinem Unglück zu — Du bist wohl zwiefach prächtig, Wenn durch die Gassen mächtig Es fluthet, rauscht und ebbt — Es ist der Geist des Herrn Der ob den Wassern schwebt. Du ragst mit Deinen Thürmen Aus dunkler Fluth empor: Ein Mastenwald in Stürmen Der sich im Grund verlor. Wohl sind's an Petri Risse Zerschellte Kirchenschiffe Drin die Geschichte webt; Es ist der Geist des Herrn Der ob den Wassern schwebt. Wie über Dir die Tage Die stummen Kreise ziehn, Gleichst Du aus alter Sage Der Meeresstadt Julin — Versunken und verklungen — Bis aus den Dämmerungen Das Weltgeschick Dich gräbt: Es ist der Geist des Herrn Der ob den Wassern schwebt. Der Dogenstadt vor Allen Jetzt gleichst Du, mehr als je — Sie ist wie Du gefallen Und gleich ist Euer Weh — Will es der Strom Dir sagen,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341548_270058/180>, abgerufen am 27.04.2024.