Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, I. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite
Kubisches Qb erlaub.
Von Ao. Buddeus.



Wahrscheinlich ist's nur eine freundschaftlich nachbarliche Gewohn¬
heit der Nüssen, auf den Karten ihres Reiches immer jenen Theil Deutsch¬
lands und so auch Schwedens in allem Detail mitzuzeichnen, welcher
die nichtrussischcn Ostseeküsten ausmacht. Bei dereinstiger noch inni¬
gerer Verbindung dieser Lande mit dem östlichen Nachbar bleibt wei¬
ter Nichts zu thun, als auf den Karten aus unserer Zeit Dasjenige
mit russischen Farben zu illuminiren, was jetzt noch schwarz ist. In
die leeren Stellen wird dann mit einzeln stehenden großen Buch¬
staben gestochen- Gouvernement Posen, Gouvernement Königsberg,
Gouvernement Stockholm. Ungarns Einzelheiten sind dagegen auf
jenen Karten Übergängen; dafür erscheint aber wieder das Gouver¬
nement Konstantinopel recht fleißich ausgeführt. In der Gegenwart ist
daraus freilich nur eine genaue geographische Bekanntschaft der Nüssen
mit diesen Landen abzusehen und es hat für uns den Vortheil, daß wir
uns einen Bleistiftstrich von Pskow (Plcskow) nach Königsberg sogar
auf einer russischen Karte ziehen können. Dieser Bleistiftstrich durch--
schneidet nothwendig das kurische Herzogtlmm, welches einstmals selbst¬
ständig war, dann sich bedingungslos der "großen" Katharina an¬
heimgab, von uns Deutschen eine deutsche Ostsecprovinz genannt wird
und in Wahrheit einen der drei Theile des russisch-baltischen General¬
gouvernements bildet. Durch jenen Bleistiftstrich zerfällt Kurland
in eine nordwestliche und südöstliche Hälfte. Wie der schmale Schweif
am breiten Drachenkopfe hängt die letztgenannte an der ersten und


Gr-nzbotcn Is4S. II. 6
Kubisches Qb erlaub.
Von Ao. Buddeus.



Wahrscheinlich ist's nur eine freundschaftlich nachbarliche Gewohn¬
heit der Nüssen, auf den Karten ihres Reiches immer jenen Theil Deutsch¬
lands und so auch Schwedens in allem Detail mitzuzeichnen, welcher
die nichtrussischcn Ostseeküsten ausmacht. Bei dereinstiger noch inni¬
gerer Verbindung dieser Lande mit dem östlichen Nachbar bleibt wei¬
ter Nichts zu thun, als auf den Karten aus unserer Zeit Dasjenige
mit russischen Farben zu illuminiren, was jetzt noch schwarz ist. In
die leeren Stellen wird dann mit einzeln stehenden großen Buch¬
staben gestochen- Gouvernement Posen, Gouvernement Königsberg,
Gouvernement Stockholm. Ungarns Einzelheiten sind dagegen auf
jenen Karten Übergängen; dafür erscheint aber wieder das Gouver¬
nement Konstantinopel recht fleißich ausgeführt. In der Gegenwart ist
daraus freilich nur eine genaue geographische Bekanntschaft der Nüssen
mit diesen Landen abzusehen und es hat für uns den Vortheil, daß wir
uns einen Bleistiftstrich von Pskow (Plcskow) nach Königsberg sogar
auf einer russischen Karte ziehen können. Dieser Bleistiftstrich durch--
schneidet nothwendig das kurische Herzogtlmm, welches einstmals selbst¬
ständig war, dann sich bedingungslos der „großen" Katharina an¬
heimgab, von uns Deutschen eine deutsche Ostsecprovinz genannt wird
und in Wahrheit einen der drei Theile des russisch-baltischen General¬
gouvernements bildet. Durch jenen Bleistiftstrich zerfällt Kurland
in eine nordwestliche und südöstliche Hälfte. Wie der schmale Schweif
am breiten Drachenkopfe hängt die letztgenannte an der ersten und


Gr-nzbotcn Is4S. II. 6
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0049" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/270108"/>
          </div>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Kubisches Qb erlaub.<lb/><note type="byline"> Von Ao. Buddeus.</note></head><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p xml:id="ID_99" next="#ID_100"> Wahrscheinlich ist's nur eine freundschaftlich nachbarliche Gewohn¬<lb/>
heit der Nüssen, auf den Karten ihres Reiches immer jenen Theil Deutsch¬<lb/>
lands und so auch Schwedens in allem Detail mitzuzeichnen, welcher<lb/>
die nichtrussischcn Ostseeküsten ausmacht. Bei dereinstiger noch inni¬<lb/>
gerer Verbindung dieser Lande mit dem östlichen Nachbar bleibt wei¬<lb/>
ter Nichts zu thun, als auf den Karten aus unserer Zeit Dasjenige<lb/>
mit russischen Farben zu illuminiren, was jetzt noch schwarz ist. In<lb/>
die leeren Stellen wird dann mit einzeln stehenden großen Buch¬<lb/>
staben gestochen- Gouvernement Posen, Gouvernement Königsberg,<lb/>
Gouvernement Stockholm. Ungarns Einzelheiten sind dagegen auf<lb/>
jenen Karten Übergängen; dafür erscheint aber wieder das Gouver¬<lb/>
nement Konstantinopel recht fleißich ausgeführt. In der Gegenwart ist<lb/>
daraus freilich nur eine genaue geographische Bekanntschaft der Nüssen<lb/>
mit diesen Landen abzusehen und es hat für uns den Vortheil, daß wir<lb/>
uns einen Bleistiftstrich von Pskow (Plcskow) nach Königsberg sogar<lb/>
auf einer russischen Karte ziehen können. Dieser Bleistiftstrich durch--<lb/>
schneidet nothwendig das kurische Herzogtlmm, welches einstmals selbst¬<lb/>
ständig war, dann sich bedingungslos der &#x201E;großen" Katharina an¬<lb/>
heimgab, von uns Deutschen eine deutsche Ostsecprovinz genannt wird<lb/>
und in Wahrheit einen der drei Theile des russisch-baltischen General¬<lb/>
gouvernements bildet. Durch jenen Bleistiftstrich zerfällt Kurland<lb/>
in eine nordwestliche und südöstliche Hälfte. Wie der schmale Schweif<lb/>
am breiten Drachenkopfe hängt die letztgenannte an der ersten und</p><lb/>
          <fw type="sig" place="bottom"> Gr-nzbotcn Is4S. II. 6</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0049] Kubisches Qb erlaub. Von Ao. Buddeus. Wahrscheinlich ist's nur eine freundschaftlich nachbarliche Gewohn¬ heit der Nüssen, auf den Karten ihres Reiches immer jenen Theil Deutsch¬ lands und so auch Schwedens in allem Detail mitzuzeichnen, welcher die nichtrussischcn Ostseeküsten ausmacht. Bei dereinstiger noch inni¬ gerer Verbindung dieser Lande mit dem östlichen Nachbar bleibt wei¬ ter Nichts zu thun, als auf den Karten aus unserer Zeit Dasjenige mit russischen Farben zu illuminiren, was jetzt noch schwarz ist. In die leeren Stellen wird dann mit einzeln stehenden großen Buch¬ staben gestochen- Gouvernement Posen, Gouvernement Königsberg, Gouvernement Stockholm. Ungarns Einzelheiten sind dagegen auf jenen Karten Übergängen; dafür erscheint aber wieder das Gouver¬ nement Konstantinopel recht fleißich ausgeführt. In der Gegenwart ist daraus freilich nur eine genaue geographische Bekanntschaft der Nüssen mit diesen Landen abzusehen und es hat für uns den Vortheil, daß wir uns einen Bleistiftstrich von Pskow (Plcskow) nach Königsberg sogar auf einer russischen Karte ziehen können. Dieser Bleistiftstrich durch-- schneidet nothwendig das kurische Herzogtlmm, welches einstmals selbst¬ ständig war, dann sich bedingungslos der „großen" Katharina an¬ heimgab, von uns Deutschen eine deutsche Ostsecprovinz genannt wird und in Wahrheit einen der drei Theile des russisch-baltischen General¬ gouvernements bildet. Durch jenen Bleistiftstrich zerfällt Kurland in eine nordwestliche und südöstliche Hälfte. Wie der schmale Schweif am breiten Drachenkopfe hängt die letztgenannte an der ersten und Gr-nzbotcn Is4S. II. 6

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341548_270058
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341548_270058/49
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341548_270058/49>, abgerufen am 27.04.2024.