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Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. I. Band.

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treten zu Kissen, wodurch eine billige Gleichheit in der Behandlung
sämmtlicher Fahrzeuge in allen Hafen Europas erzielt würde.

Mit Beginn des Frühlings soll in der Nahe der Thore der
Hauptstadt, bei dem Badeort Meldung, nach dem Muster des gro¬
ßen Schlachthauses in Paris, eine für, das hiesige Bedürfniß
ausreichende Schlachthalle erbaut werden. Bei der Wahl dieser Bau¬
stelle fällt es nur auf, warum dieselbe nicht lieber an einem wasser¬
reichen Flusse, statt an dem in der heißen Jahreszeit immer ausge¬
trockneten Wienflüßchen genommen wurde, da reichlich vorhandenes
Wasser ein Haupterforderniß für derlei Gebäude ist. Es scheint,
als hätte es so nahe liegen müssen, die ungarische Seite, wo die
Donau, die Mauern bespült, zu wählen, daß die Nichtberück-
sichtigung dieser Gegend schwer zu erklären, zumal der Viehzutrieb
aus Ungarn und den Donaufürstenthümcrn in derselben seine Hürden
hat, in welchen das Schlachtvieh von den Metzgern besichtigt und
übernommen wird. Am zweckmäßigsten dürste ohne Zweifel ein mit¬
telst Wasserpfählen über einem Flusse erbautes Schlachthaus sein, wie
man sie in manchen Städten findet, die sich sonst nicht eben durch
eine Großartigkeit der öffentlichen Bauwerke auszeichnen.


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Veränderungen in der Journalistik.-- Archivarische Ernennungen. -- Die "Le¬
genden der heiligen Hedwig." -- Stifters Werke. -- Theaterangclcgcnheitcn-

Mit dem Beginn des neuen Jahres hat unsere hiesige Journali¬
stik einige wesentliche Veränderungen erlitten. Der Buchdrucker Sol-
lingcr, der sich um den Fortschritt der im Ganzen leider noch sehr
unvollkommenen österreichischen Typographie schätzbare Verdienste er¬
worben hat, verstand sich in Folge längerer Unterhandlungen zu einem
Arrangement mit dem Eigenthümer und Redacteur der Thecitcrzeitung
zur Uebernahme der sehr bedeutenden Schuldenlast, man spricht von
Gulden C.-M.-- wogegen die Regie des noch immer höchst
rentablen Blattes in seine Hände gelangte, und Herr Bäuerle bis zur
völligen Abzahlung der erwähnten Summe einen jährlichen Redacti¬
onsgehalt von 4W0 Gulden erhält. Eine der ersten Reformen,
welche der neue Verleger mit dem unter seine Leitung gekommenen
Blatte vornahm, bestand in der Ausscheidung des xylographischen
Elements, dessen Heranziehung ohne Zweifel eine unglückliche Idee
des sonst so speculativen Bäuerle gewesen, welcher von der irrigen
Vorstellung ausging mit den beschränkten Geldmitteln, die ihm zu
Gebote standen, und den ungenügenden Kunstkraften über welche er
verfügen konnte, gegen das großartige Unternehmen des Buchhändlers
Weber in Leipzig mit Erfolg auftreten zu können. Es zeigt von dem
praktischen Blick des Verlegers, daß er er das unnütze Prunkwerk der


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treten zu Kissen, wodurch eine billige Gleichheit in der Behandlung
sämmtlicher Fahrzeuge in allen Hafen Europas erzielt würde.

Mit Beginn des Frühlings soll in der Nahe der Thore der
Hauptstadt, bei dem Badeort Meldung, nach dem Muster des gro¬
ßen Schlachthauses in Paris, eine für, das hiesige Bedürfniß
ausreichende Schlachthalle erbaut werden. Bei der Wahl dieser Bau¬
stelle fällt es nur auf, warum dieselbe nicht lieber an einem wasser¬
reichen Flusse, statt an dem in der heißen Jahreszeit immer ausge¬
trockneten Wienflüßchen genommen wurde, da reichlich vorhandenes
Wasser ein Haupterforderniß für derlei Gebäude ist. Es scheint,
als hätte es so nahe liegen müssen, die ungarische Seite, wo die
Donau, die Mauern bespült, zu wählen, daß die Nichtberück-
sichtigung dieser Gegend schwer zu erklären, zumal der Viehzutrieb
aus Ungarn und den Donaufürstenthümcrn in derselben seine Hürden
hat, in welchen das Schlachtvieh von den Metzgern besichtigt und
übernommen wird. Am zweckmäßigsten dürste ohne Zweifel ein mit¬
telst Wasserpfählen über einem Flusse erbautes Schlachthaus sein, wie
man sie in manchen Städten findet, die sich sonst nicht eben durch
eine Großartigkeit der öffentlichen Bauwerke auszeichnen.


2.

Veränderungen in der Journalistik.— Archivarische Ernennungen. — Die „Le¬
genden der heiligen Hedwig." — Stifters Werke. — Theaterangclcgcnheitcn-

Mit dem Beginn des neuen Jahres hat unsere hiesige Journali¬
stik einige wesentliche Veränderungen erlitten. Der Buchdrucker Sol-
lingcr, der sich um den Fortschritt der im Ganzen leider noch sehr
unvollkommenen österreichischen Typographie schätzbare Verdienste er¬
worben hat, verstand sich in Folge längerer Unterhandlungen zu einem
Arrangement mit dem Eigenthümer und Redacteur der Thecitcrzeitung
zur Uebernahme der sehr bedeutenden Schuldenlast, man spricht von
Gulden C.-M.— wogegen die Regie des noch immer höchst
rentablen Blattes in seine Hände gelangte, und Herr Bäuerle bis zur
völligen Abzahlung der erwähnten Summe einen jährlichen Redacti¬
onsgehalt von 4W0 Gulden erhält. Eine der ersten Reformen,
welche der neue Verleger mit dem unter seine Leitung gekommenen
Blatte vornahm, bestand in der Ausscheidung des xylographischen
Elements, dessen Heranziehung ohne Zweifel eine unglückliche Idee
des sonst so speculativen Bäuerle gewesen, welcher von der irrigen
Vorstellung ausging mit den beschränkten Geldmitteln, die ihm zu
Gebote standen, und den ungenügenden Kunstkraften über welche er
verfügen konnte, gegen das großartige Unternehmen des Buchhändlers
Weber in Leipzig mit Erfolg auftreten zu können. Es zeigt von dem
praktischen Blick des Verlegers, daß er er das unnütze Prunkwerk der


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[0195] treten zu Kissen, wodurch eine billige Gleichheit in der Behandlung sämmtlicher Fahrzeuge in allen Hafen Europas erzielt würde. Mit Beginn des Frühlings soll in der Nahe der Thore der Hauptstadt, bei dem Badeort Meldung, nach dem Muster des gro¬ ßen Schlachthauses in Paris, eine für, das hiesige Bedürfniß ausreichende Schlachthalle erbaut werden. Bei der Wahl dieser Bau¬ stelle fällt es nur auf, warum dieselbe nicht lieber an einem wasser¬ reichen Flusse, statt an dem in der heißen Jahreszeit immer ausge¬ trockneten Wienflüßchen genommen wurde, da reichlich vorhandenes Wasser ein Haupterforderniß für derlei Gebäude ist. Es scheint, als hätte es so nahe liegen müssen, die ungarische Seite, wo die Donau, die Mauern bespült, zu wählen, daß die Nichtberück- sichtigung dieser Gegend schwer zu erklären, zumal der Viehzutrieb aus Ungarn und den Donaufürstenthümcrn in derselben seine Hürden hat, in welchen das Schlachtvieh von den Metzgern besichtigt und übernommen wird. Am zweckmäßigsten dürste ohne Zweifel ein mit¬ telst Wasserpfählen über einem Flusse erbautes Schlachthaus sein, wie man sie in manchen Städten findet, die sich sonst nicht eben durch eine Großartigkeit der öffentlichen Bauwerke auszeichnen. 2. Veränderungen in der Journalistik.— Archivarische Ernennungen. — Die „Le¬ genden der heiligen Hedwig." — Stifters Werke. — Theaterangclcgcnheitcn- Mit dem Beginn des neuen Jahres hat unsere hiesige Journali¬ stik einige wesentliche Veränderungen erlitten. Der Buchdrucker Sol- lingcr, der sich um den Fortschritt der im Ganzen leider noch sehr unvollkommenen österreichischen Typographie schätzbare Verdienste er¬ worben hat, verstand sich in Folge längerer Unterhandlungen zu einem Arrangement mit dem Eigenthümer und Redacteur der Thecitcrzeitung zur Uebernahme der sehr bedeutenden Schuldenlast, man spricht von Gulden C.-M.— wogegen die Regie des noch immer höchst rentablen Blattes in seine Hände gelangte, und Herr Bäuerle bis zur völligen Abzahlung der erwähnten Summe einen jährlichen Redacti¬ onsgehalt von 4W0 Gulden erhält. Eine der ersten Reformen, welche der neue Verleger mit dem unter seine Leitung gekommenen Blatte vornahm, bestand in der Ausscheidung des xylographischen Elements, dessen Heranziehung ohne Zweifel eine unglückliche Idee des sonst so speculativen Bäuerle gewesen, welcher von der irrigen Vorstellung ausging mit den beschränkten Geldmitteln, die ihm zu Gebote standen, und den ungenügenden Kunstkraften über welche er verfügen konnte, gegen das großartige Unternehmen des Buchhändlers Weber in Leipzig mit Erfolg auftreten zu können. Es zeigt von dem praktischen Blick des Verlegers, daß er er das unnütze Prunkwerk der 24*

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_181809/195>, abgerufen am 28.04.2024.