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Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. I. Band.

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Physische Erziehung. -- Ccnsurcollegiuin. -- Preßzustände. -- Eisenbahnen.
-- Die Brücke am Schottenthor.-- Der Schutzverein fü>- entlassene Sträflinge.

Es scheint nun doch, als ob unsere Regierung, oder vielmehr die
k. k. Hofstudiencommission, welche das gestimmte Schulwesen der Mo¬
narchie leitet, in Betreff der physischen Erziehung eine durchgreifende
Reform beabsichtige, denn durch einen Erlaß der Lande>5Stelle ist dem
Waisenhause befohlen worden, fortan entsprechende gymnastische Ue¬
bungen mit dem gewöhnlichen Schulunterrichte zu verbinden, damit
die leibliche Wohlfahrt nicht Schaden leide über der ausschließlichen
Sorge für die geistige Ausbildung. Auch hat die Musterhauptschule
zu Se. Anna nach der Penstonirung des gealterten Professors Mo-
wek in der Person des v>. Nespcr, welcher unter dem Namen or.
Falkner auch als Schriftsteller vielfach thätig ist', einen anderen Pro¬
fessor der physischen Erziehungskunde erhalten, dessen jugendliches Feuer
der guten Sache, wenn ihm anders das Feld frei gegeben wird, gar
sehr zu Statten kommen dürfte, or. Nesper lies't seine Collegia in
der pädagogischen Abtheilung der genannten Anstalt, deren Besuch den
sich heranbildenden Schullehrern zur Pflicht gemacht ist und nur, wenn
das künftige Lehrerpersonal selbst mit der Turnkunst vertraut gewor¬
den, laßt sich eine umfassende Durchführung des Turnunterrichts in
den Volksschulen auf eine nachhaltige Weise bewirken. Was uns in¬
deß nicht gefallen mag, das ist die Anhängselstellung dieser Professur,
denn während jeder ordentliche Lehrer an der genannten Musterhaupt¬
schule einen Gehalt von 60U Gulden bezieht, der sich in Folge des
Repetitionsunterrichls mindestens verdoppelt, bezieht or. Nesper gleich
seinem Vorgänger bloß eine jährliche Besoldung von 200 Gulden.
Sehr wünschenswerth wäre es, die gymnastischen Spiele so schnell als


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Physische Erziehung. — Ccnsurcollegiuin. — Preßzustände. — Eisenbahnen.
— Die Brücke am Schottenthor.— Der Schutzverein fü>- entlassene Sträflinge.

Es scheint nun doch, als ob unsere Regierung, oder vielmehr die
k. k. Hofstudiencommission, welche das gestimmte Schulwesen der Mo¬
narchie leitet, in Betreff der physischen Erziehung eine durchgreifende
Reform beabsichtige, denn durch einen Erlaß der Lande>5Stelle ist dem
Waisenhause befohlen worden, fortan entsprechende gymnastische Ue¬
bungen mit dem gewöhnlichen Schulunterrichte zu verbinden, damit
die leibliche Wohlfahrt nicht Schaden leide über der ausschließlichen
Sorge für die geistige Ausbildung. Auch hat die Musterhauptschule
zu Se. Anna nach der Penstonirung des gealterten Professors Mo-
wek in der Person des v>. Nespcr, welcher unter dem Namen or.
Falkner auch als Schriftsteller vielfach thätig ist', einen anderen Pro¬
fessor der physischen Erziehungskunde erhalten, dessen jugendliches Feuer
der guten Sache, wenn ihm anders das Feld frei gegeben wird, gar
sehr zu Statten kommen dürfte, or. Nesper lies't seine Collegia in
der pädagogischen Abtheilung der genannten Anstalt, deren Besuch den
sich heranbildenden Schullehrern zur Pflicht gemacht ist und nur, wenn
das künftige Lehrerpersonal selbst mit der Turnkunst vertraut gewor¬
den, laßt sich eine umfassende Durchführung des Turnunterrichts in
den Volksschulen auf eine nachhaltige Weise bewirken. Was uns in¬
deß nicht gefallen mag, das ist die Anhängselstellung dieser Professur,
denn während jeder ordentliche Lehrer an der genannten Musterhaupt¬
schule einen Gehalt von 60U Gulden bezieht, der sich in Folge des
Repetitionsunterrichls mindestens verdoppelt, bezieht or. Nesper gleich
seinem Vorgänger bloß eine jährliche Besoldung von 200 Gulden.
Sehr wünschenswerth wäre es, die gymnastischen Spiele so schnell als


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[0327] T a g e b u clj. l. ?l u s Wie n. Physische Erziehung. — Ccnsurcollegiuin. — Preßzustände. — Eisenbahnen. — Die Brücke am Schottenthor.— Der Schutzverein fü>- entlassene Sträflinge. Es scheint nun doch, als ob unsere Regierung, oder vielmehr die k. k. Hofstudiencommission, welche das gestimmte Schulwesen der Mo¬ narchie leitet, in Betreff der physischen Erziehung eine durchgreifende Reform beabsichtige, denn durch einen Erlaß der Lande>5Stelle ist dem Waisenhause befohlen worden, fortan entsprechende gymnastische Ue¬ bungen mit dem gewöhnlichen Schulunterrichte zu verbinden, damit die leibliche Wohlfahrt nicht Schaden leide über der ausschließlichen Sorge für die geistige Ausbildung. Auch hat die Musterhauptschule zu Se. Anna nach der Penstonirung des gealterten Professors Mo- wek in der Person des v>. Nespcr, welcher unter dem Namen or. Falkner auch als Schriftsteller vielfach thätig ist', einen anderen Pro¬ fessor der physischen Erziehungskunde erhalten, dessen jugendliches Feuer der guten Sache, wenn ihm anders das Feld frei gegeben wird, gar sehr zu Statten kommen dürfte, or. Nesper lies't seine Collegia in der pädagogischen Abtheilung der genannten Anstalt, deren Besuch den sich heranbildenden Schullehrern zur Pflicht gemacht ist und nur, wenn das künftige Lehrerpersonal selbst mit der Turnkunst vertraut gewor¬ den, laßt sich eine umfassende Durchführung des Turnunterrichts in den Volksschulen auf eine nachhaltige Weise bewirken. Was uns in¬ deß nicht gefallen mag, das ist die Anhängselstellung dieser Professur, denn während jeder ordentliche Lehrer an der genannten Musterhaupt¬ schule einen Gehalt von 60U Gulden bezieht, der sich in Folge des Repetitionsunterrichls mindestens verdoppelt, bezieht or. Nesper gleich seinem Vorgänger bloß eine jährliche Besoldung von 200 Gulden. Sehr wünschenswerth wäre es, die gymnastischen Spiele so schnell als

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_181809/327>, abgerufen am 28.04.2024.