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Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. I. Band.

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i.
Aus Wie".

Die Journalistik ein Friedhof. -- Joseph Weigi. -- Gyrowetz' Memoiren. --
Marquis von Sambuy. -- Saphir und Pokorny. -- Bosco. -- Thierquälerei
und Bereine dagegen. -- Feuern einer Schildwache.

Ein Correspondent der Allgemeinen Zeitung hat unlängst nach¬
gerechnet, daß in den letzten paar Jahren an 88 Generale aus den
Reihen des österreichischen Heeres ausgeschieden sind und der Tod eine
grausame Ernte halt unter den Helden der letzten Weltkriege; in der
That, die Journalistik gleicht jetzt einem Friedhof: in ihren Spalten
dehnen sich lange Nekrologe, in denen mitunter ganz andere Dinge
zur Sprache gebracht werden, als sie bei Lebzeiten der Werftorbenen
zum Vorschein kamen. Einige in diesen Tagen erfolgte Todesfalle
habe auch ich zu erwähnen, die ein allgemeineres Interesse in Anspruch
zu nehmen geeignet sind.

Der Name Weigi hat in jenem Theile der musikalischen Welt,
der nicht ganz nur der Gegenwart hingegeben und ohne kunstgeschicht¬
liches Gedächtniß ist, einen guten Klang und zahlt zu den Sternen,
deren Glanz einst den hiesigen Kunstzustanden eine so feierliche Be¬
deutung in der Entwickelungsgeschichte der deutschen Tonkunst verlieh.
Zu Eisenstabe in Ungarn geboren und in Wien der Arzneikunde be¬
flissen, entwickelte der strebsame Jüngling bald ein überwiegendes Ta¬
lent für Musik, und schon in dem Alter von 15 Jahren hatte er eine
kleine Oper: II p"?20 per lor?" vollendet, die ihm den ermunternden
Beifall Gluck's und Salieri's erwarb. Unter des Letztern Leitung
und mit Albrecht Bcrgers Beistand widmete sich Weigi fortan der
Kunst, nachdem er der Heilwissenschaft für immer entsagt hatte und
gewichtige .Empfehlungen ihm die Unterstützung des Kaisers Joseph
erwarben. In der günstigen Stellung eines k. k. Hoftapellmeisters,
welchen Posten er IbW erhielt, da man ihn an die Residenz fesseln
wollte, entfaltete Weigi eine bedeutende Fruchtbarkeit, denn außer zahl-


Tage b u et,.



i.
Aus Wie».

Die Journalistik ein Friedhof. — Joseph Weigi. — Gyrowetz' Memoiren. —
Marquis von Sambuy. — Saphir und Pokorny. — Bosco. — Thierquälerei
und Bereine dagegen. — Feuern einer Schildwache.

Ein Correspondent der Allgemeinen Zeitung hat unlängst nach¬
gerechnet, daß in den letzten paar Jahren an 88 Generale aus den
Reihen des österreichischen Heeres ausgeschieden sind und der Tod eine
grausame Ernte halt unter den Helden der letzten Weltkriege; in der
That, die Journalistik gleicht jetzt einem Friedhof: in ihren Spalten
dehnen sich lange Nekrologe, in denen mitunter ganz andere Dinge
zur Sprache gebracht werden, als sie bei Lebzeiten der Werftorbenen
zum Vorschein kamen. Einige in diesen Tagen erfolgte Todesfalle
habe auch ich zu erwähnen, die ein allgemeineres Interesse in Anspruch
zu nehmen geeignet sind.

Der Name Weigi hat in jenem Theile der musikalischen Welt,
der nicht ganz nur der Gegenwart hingegeben und ohne kunstgeschicht¬
liches Gedächtniß ist, einen guten Klang und zahlt zu den Sternen,
deren Glanz einst den hiesigen Kunstzustanden eine so feierliche Be¬
deutung in der Entwickelungsgeschichte der deutschen Tonkunst verlieh.
Zu Eisenstabe in Ungarn geboren und in Wien der Arzneikunde be¬
flissen, entwickelte der strebsame Jüngling bald ein überwiegendes Ta¬
lent für Musik, und schon in dem Alter von 15 Jahren hatte er eine
kleine Oper: II p»?20 per lor?» vollendet, die ihm den ermunternden
Beifall Gluck's und Salieri's erwarb. Unter des Letztern Leitung
und mit Albrecht Bcrgers Beistand widmete sich Weigi fortan der
Kunst, nachdem er der Heilwissenschaft für immer entsagt hatte und
gewichtige .Empfehlungen ihm die Unterstützung des Kaisers Joseph
erwarben. In der günstigen Stellung eines k. k. Hoftapellmeisters,
welchen Posten er IbW erhielt, da man ihn an die Residenz fesseln
wollte, entfaltete Weigi eine bedeutende Fruchtbarkeit, denn außer zahl-


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[0372] Tage b u et,. i. Aus Wie». Die Journalistik ein Friedhof. — Joseph Weigi. — Gyrowetz' Memoiren. — Marquis von Sambuy. — Saphir und Pokorny. — Bosco. — Thierquälerei und Bereine dagegen. — Feuern einer Schildwache. Ein Correspondent der Allgemeinen Zeitung hat unlängst nach¬ gerechnet, daß in den letzten paar Jahren an 88 Generale aus den Reihen des österreichischen Heeres ausgeschieden sind und der Tod eine grausame Ernte halt unter den Helden der letzten Weltkriege; in der That, die Journalistik gleicht jetzt einem Friedhof: in ihren Spalten dehnen sich lange Nekrologe, in denen mitunter ganz andere Dinge zur Sprache gebracht werden, als sie bei Lebzeiten der Werftorbenen zum Vorschein kamen. Einige in diesen Tagen erfolgte Todesfalle habe auch ich zu erwähnen, die ein allgemeineres Interesse in Anspruch zu nehmen geeignet sind. Der Name Weigi hat in jenem Theile der musikalischen Welt, der nicht ganz nur der Gegenwart hingegeben und ohne kunstgeschicht¬ liches Gedächtniß ist, einen guten Klang und zahlt zu den Sternen, deren Glanz einst den hiesigen Kunstzustanden eine so feierliche Be¬ deutung in der Entwickelungsgeschichte der deutschen Tonkunst verlieh. Zu Eisenstabe in Ungarn geboren und in Wien der Arzneikunde be¬ flissen, entwickelte der strebsame Jüngling bald ein überwiegendes Ta¬ lent für Musik, und schon in dem Alter von 15 Jahren hatte er eine kleine Oper: II p»?20 per lor?» vollendet, die ihm den ermunternden Beifall Gluck's und Salieri's erwarb. Unter des Letztern Leitung und mit Albrecht Bcrgers Beistand widmete sich Weigi fortan der Kunst, nachdem er der Heilwissenschaft für immer entsagt hatte und gewichtige .Empfehlungen ihm die Unterstützung des Kaisers Joseph erwarben. In der günstigen Stellung eines k. k. Hoftapellmeisters, welchen Posten er IbW erhielt, da man ihn an die Residenz fesseln wollte, entfaltete Weigi eine bedeutende Fruchtbarkeit, denn außer zahl-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_181809/372>, abgerufen am 29.04.2024.