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Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. I. Band.

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Glut der W-lügen, Brand der Augen, lichtvcrklürtc Reize!
Uns in Link'cöflammcn schmelzen, daS Geschäft ist euee!

Rückert.

Eugenie, meine liebe Freundin, ist eine begeisterte Vertheidige¬
rin ihres Geschlechtes, und wie jener englische Held nicht ein ver¬
dorbenes Beefsteak von England abtreten wollte, so .vertheidigt und
nimmt sie jeden Fehler, jede Eitelkeit, jede Schwäche der Frauen
in Schutz. Es ist von ihr um so liebenswürdiger, als man bei
ihr nicht sagen kann, sie kämpft pro äomo "im. Consequenter
Weise ist sie auch die muthige Beschützerin aller Schriftstellerinnen,
obwohl sie nur in ihrem Tagebuche eine herrliche Dichterin ist und
kein Literaturblättchen etwas von ihr zu sagen weiß. In ihrer
Bibliothek stehen die Frauen in schönster Toilette, manche in Gold
und Sammet oben an, hoch über Shakespeare, Göthe und Schiller.
Zur Zeit ist ihr doppelter Patriotismus durch den Umstand daß
sie auf fremdem Boden fern von deutscher Erde lebt, nur noch in¬
tensiver geworden, und ich hatte schon manchen Strauß mit ihr zu
bestehen.

Vor einigen Tagen trat ich spät Abends in ihre Stube. Sie
war vollauf mit dem Ordnen ihrer Bibliothek beschäftigt. Das
ganze obere Fach war leer, und die Frauen lagen insgesammt mit
dem Rücken nach oben auf dem großen Tische mitten im Zimmer.
Ah, Sie sind wieder mit Ihren Schützlingen beschäftigt! Wünsche
recht viel Freude an ihnen zu erleben, rief ich, indem meine Blicke
über die Bücherrücken hinflogen. Ich bitte in einem andern, weni-


Grenjl'oder, 184". I. 54
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Glut der W-lügen, Brand der Augen, lichtvcrklürtc Reize!
Uns in Link'cöflammcn schmelzen, daS Geschäft ist euee!

Rückert.

Eugenie, meine liebe Freundin, ist eine begeisterte Vertheidige¬
rin ihres Geschlechtes, und wie jener englische Held nicht ein ver¬
dorbenes Beefsteak von England abtreten wollte, so .vertheidigt und
nimmt sie jeden Fehler, jede Eitelkeit, jede Schwäche der Frauen
in Schutz. Es ist von ihr um so liebenswürdiger, als man bei
ihr nicht sagen kann, sie kämpft pro äomo «im. Consequenter
Weise ist sie auch die muthige Beschützerin aller Schriftstellerinnen,
obwohl sie nur in ihrem Tagebuche eine herrliche Dichterin ist und
kein Literaturblättchen etwas von ihr zu sagen weiß. In ihrer
Bibliothek stehen die Frauen in schönster Toilette, manche in Gold
und Sammet oben an, hoch über Shakespeare, Göthe und Schiller.
Zur Zeit ist ihr doppelter Patriotismus durch den Umstand daß
sie auf fremdem Boden fern von deutscher Erde lebt, nur noch in¬
tensiver geworden, und ich hatte schon manchen Strauß mit ihr zu
bestehen.

Vor einigen Tagen trat ich spät Abends in ihre Stube. Sie
war vollauf mit dem Ordnen ihrer Bibliothek beschäftigt. Das
ganze obere Fach war leer, und die Frauen lagen insgesammt mit
dem Rücken nach oben auf dem großen Tische mitten im Zimmer.
Ah, Sie sind wieder mit Ihren Schützlingen beschäftigt! Wünsche
recht viel Freude an ihnen zu erleben, rief ich, indem meine Blicke
über die Bücherrücken hinflogen. Ich bitte in einem andern, weni-


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[0433] W als <» ita - Gen ossine n Glut der W-lügen, Brand der Augen, lichtvcrklürtc Reize! Uns in Link'cöflammcn schmelzen, daS Geschäft ist euee! Rückert. Eugenie, meine liebe Freundin, ist eine begeisterte Vertheidige¬ rin ihres Geschlechtes, und wie jener englische Held nicht ein ver¬ dorbenes Beefsteak von England abtreten wollte, so .vertheidigt und nimmt sie jeden Fehler, jede Eitelkeit, jede Schwäche der Frauen in Schutz. Es ist von ihr um so liebenswürdiger, als man bei ihr nicht sagen kann, sie kämpft pro äomo «im. Consequenter Weise ist sie auch die muthige Beschützerin aller Schriftstellerinnen, obwohl sie nur in ihrem Tagebuche eine herrliche Dichterin ist und kein Literaturblättchen etwas von ihr zu sagen weiß. In ihrer Bibliothek stehen die Frauen in schönster Toilette, manche in Gold und Sammet oben an, hoch über Shakespeare, Göthe und Schiller. Zur Zeit ist ihr doppelter Patriotismus durch den Umstand daß sie auf fremdem Boden fern von deutscher Erde lebt, nur noch in¬ tensiver geworden, und ich hatte schon manchen Strauß mit ihr zu bestehen. Vor einigen Tagen trat ich spät Abends in ihre Stube. Sie war vollauf mit dem Ordnen ihrer Bibliothek beschäftigt. Das ganze obere Fach war leer, und die Frauen lagen insgesammt mit dem Rücken nach oben auf dem großen Tische mitten im Zimmer. Ah, Sie sind wieder mit Ihren Schützlingen beschäftigt! Wünsche recht viel Freude an ihnen zu erleben, rief ich, indem meine Blicke über die Bücherrücken hinflogen. Ich bitte in einem andern, weni- Grenjl'oder, 184«. I. 54

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_181809/433>, abgerufen am 28.04.2024.