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Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, I. Semester II. Band.

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Comites selbst, von der Annahme des Eomitvantragcs abzurathen, vor den
bösen Folgen desselben zu warnen, blieb fruchtlos, der Antrag, wiewohl mit einem
geschickt dazwischen geschobenen Amendement, wurde mit bedeutender Mehrheit
angenommen, alle vom Ausschusse gemachten Modifieationsvorschläge wurden als .
gar nicht vorhanden erklärt und beseitiget; die Regierungspartei hat eine totale
Niederlage erlitten, und jenes Comitömitglied, das an dem eigenen Werke gerüt¬
telt und dasselbe wieder zu untergraben begonnen, dürste bedeutend in Mißliebig-
keit verfallen.

Um diesen oppositionellen Beschluß, durch eine Loyalitätsdemonstration äus¬
serlich wieder zu decken, ward unmittelbar darauf beschlossen: Stände sollten
dem nächsten Tages zu Wien stattfindenden Begräbnisse Erzherzogs Karl, Ge-
neraleapitains Böhmens, als Körperschaft assistiren, und wirklich fuhren desselben
Abends an sechzig Ständemitglieder mit einem Separattrain nach Wien ab.

Es ist also wieder eine Formschlacht geschlagen und sogar gewonnen wor¬
den ; daß sie praktische Folgen baben werde, bezweifeln wir.


8. 6.
.2.

Aenderung in der Stimmung der Opposition. -- Ein Monument. -- Petitionen. --
Frack oder Uniform.

Durch die nach Wien entsendete zahlreiche Trauerdeputativn waren die SW
Zungen der Ständeversammlung unterbrochen worden, doch auch der Geist, in
welchem die Versammlung am ^i. Mai eröffnet worden war, hat in dessen sich
wesentlich modificirt, so zwar, das der am !!. Mai gefaßte Beschluß durch die
weiterhin beschlossene Form, in welcher die Verwahrung ständischer Rechte dem
Throne gegenüber ausgesprochen werden solle, beinahe als zurückgenommen er¬
scheint; denn es ward von der Mehrheit beliebet, den von dem Comite in Au¬
ttag gebrachten Modus, ja sogar dessen früherhin amendirtc Modification zu ver¬
werfen und blos eine sehr devote Landtagscingabe an Se. Majestät zu beschlie¬
ßen, und das kräftig abgefaßte Memoire'des Evan"-'s, dessen Auszug die all¬
gemeine Zeitung bereits veröffentlichte, jener Eingabe nicht beizn schließen.

Man ninß sich wundern über die plötzliche homöopathische Verdünnung der
oppositionellen Stimmung, die sich am 3. Mai kundgegeben, und manche der
Herren dürsten bedauern, jene Tranerdeputatiou augereget zu haben, die noch
überdies ans Landestosten reisete.

Dagegen wurde beschlossen, dein verstorbenen Erzherzoge Karl sei ans Ko¬
jleu des Landes ein Monument zu setzen. Das Nähere über die Ausführung
wurde einer späteren Versammlung vorbehalten, und zu wünschen wäre es wohl,
man gründete eine gemeinnützige Karlsstiftung, statt eines Steinhaufens
mehr; ein solches Denkmal paßte besser in die heutigen praktischen Verhältnisse.

Auch das ständische Gravamen, wegen Ernennung Unbegüterter zu Landes-
ffizicren, wurde in eine devote Bitte gekleidet, doch der Landcsausschuß ver-


Comites selbst, von der Annahme des Eomitvantragcs abzurathen, vor den
bösen Folgen desselben zu warnen, blieb fruchtlos, der Antrag, wiewohl mit einem
geschickt dazwischen geschobenen Amendement, wurde mit bedeutender Mehrheit
angenommen, alle vom Ausschusse gemachten Modifieationsvorschläge wurden als .
gar nicht vorhanden erklärt und beseitiget; die Regierungspartei hat eine totale
Niederlage erlitten, und jenes Comitömitglied, das an dem eigenen Werke gerüt¬
telt und dasselbe wieder zu untergraben begonnen, dürste bedeutend in Mißliebig-
keit verfallen.

Um diesen oppositionellen Beschluß, durch eine Loyalitätsdemonstration äus¬
serlich wieder zu decken, ward unmittelbar darauf beschlossen: Stände sollten
dem nächsten Tages zu Wien stattfindenden Begräbnisse Erzherzogs Karl, Ge-
neraleapitains Böhmens, als Körperschaft assistiren, und wirklich fuhren desselben
Abends an sechzig Ständemitglieder mit einem Separattrain nach Wien ab.

Es ist also wieder eine Formschlacht geschlagen und sogar gewonnen wor¬
den ; daß sie praktische Folgen baben werde, bezweifeln wir.


8. 6.
.2.

Aenderung in der Stimmung der Opposition. — Ein Monument. — Petitionen. —
Frack oder Uniform.

Durch die nach Wien entsendete zahlreiche Trauerdeputativn waren die SW
Zungen der Ständeversammlung unterbrochen worden, doch auch der Geist, in
welchem die Versammlung am ^i. Mai eröffnet worden war, hat in dessen sich
wesentlich modificirt, so zwar, das der am !!. Mai gefaßte Beschluß durch die
weiterhin beschlossene Form, in welcher die Verwahrung ständischer Rechte dem
Throne gegenüber ausgesprochen werden solle, beinahe als zurückgenommen er¬
scheint; denn es ward von der Mehrheit beliebet, den von dem Comite in Au¬
ttag gebrachten Modus, ja sogar dessen früherhin amendirtc Modification zu ver¬
werfen und blos eine sehr devote Landtagscingabe an Se. Majestät zu beschlie¬
ßen, und das kräftig abgefaßte Memoire'des Evan«-'s, dessen Auszug die all¬
gemeine Zeitung bereits veröffentlichte, jener Eingabe nicht beizn schließen.

Man ninß sich wundern über die plötzliche homöopathische Verdünnung der
oppositionellen Stimmung, die sich am 3. Mai kundgegeben, und manche der
Herren dürsten bedauern, jene Tranerdeputatiou augereget zu haben, die noch
überdies ans Landestosten reisete.

Dagegen wurde beschlossen, dein verstorbenen Erzherzoge Karl sei ans Ko¬
jleu des Landes ein Monument zu setzen. Das Nähere über die Ausführung
wurde einer späteren Versammlung vorbehalten, und zu wünschen wäre es wohl,
man gründete eine gemeinnützige Karlsstiftung, statt eines Steinhaufens
mehr; ein solches Denkmal paßte besser in die heutigen praktischen Verhältnisse.

Auch das ständische Gravamen, wegen Ernennung Unbegüterter zu Landes-
ffizicren, wurde in eine devote Bitte gekleidet, doch der Landcsausschuß ver-


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[0276] Comites selbst, von der Annahme des Eomitvantragcs abzurathen, vor den bösen Folgen desselben zu warnen, blieb fruchtlos, der Antrag, wiewohl mit einem geschickt dazwischen geschobenen Amendement, wurde mit bedeutender Mehrheit angenommen, alle vom Ausschusse gemachten Modifieationsvorschläge wurden als . gar nicht vorhanden erklärt und beseitiget; die Regierungspartei hat eine totale Niederlage erlitten, und jenes Comitömitglied, das an dem eigenen Werke gerüt¬ telt und dasselbe wieder zu untergraben begonnen, dürste bedeutend in Mißliebig- keit verfallen. Um diesen oppositionellen Beschluß, durch eine Loyalitätsdemonstration äus¬ serlich wieder zu decken, ward unmittelbar darauf beschlossen: Stände sollten dem nächsten Tages zu Wien stattfindenden Begräbnisse Erzherzogs Karl, Ge- neraleapitains Böhmens, als Körperschaft assistiren, und wirklich fuhren desselben Abends an sechzig Ständemitglieder mit einem Separattrain nach Wien ab. Es ist also wieder eine Formschlacht geschlagen und sogar gewonnen wor¬ den ; daß sie praktische Folgen baben werde, bezweifeln wir. 8. 6. .2. Aenderung in der Stimmung der Opposition. — Ein Monument. — Petitionen. — Frack oder Uniform. Durch die nach Wien entsendete zahlreiche Trauerdeputativn waren die SW Zungen der Ständeversammlung unterbrochen worden, doch auch der Geist, in welchem die Versammlung am ^i. Mai eröffnet worden war, hat in dessen sich wesentlich modificirt, so zwar, das der am !!. Mai gefaßte Beschluß durch die weiterhin beschlossene Form, in welcher die Verwahrung ständischer Rechte dem Throne gegenüber ausgesprochen werden solle, beinahe als zurückgenommen er¬ scheint; denn es ward von der Mehrheit beliebet, den von dem Comite in Au¬ ttag gebrachten Modus, ja sogar dessen früherhin amendirtc Modification zu ver¬ werfen und blos eine sehr devote Landtagscingabe an Se. Majestät zu beschlie¬ ßen, und das kräftig abgefaßte Memoire'des Evan«-'s, dessen Auszug die all¬ gemeine Zeitung bereits veröffentlichte, jener Eingabe nicht beizn schließen. Man ninß sich wundern über die plötzliche homöopathische Verdünnung der oppositionellen Stimmung, die sich am 3. Mai kundgegeben, und manche der Herren dürsten bedauern, jene Tranerdeputatiou augereget zu haben, die noch überdies ans Landestosten reisete. Dagegen wurde beschlossen, dein verstorbenen Erzherzoge Karl sei ans Ko¬ jleu des Landes ein Monument zu setzen. Das Nähere über die Ausführung wurde einer späteren Versammlung vorbehalten, und zu wünschen wäre es wohl, man gründete eine gemeinnützige Karlsstiftung, statt eines Steinhaufens mehr; ein solches Denkmal paßte besser in die heutigen praktischen Verhältnisse. Auch das ständische Gravamen, wegen Ernennung Unbegüterter zu Landes- ffizicren, wurde in eine devote Bitte gekleidet, doch der Landcsausschuß ver-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, I. Semester II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341559_271898/276>, abgerufen am 05.05.2024.