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Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, I. Semester II. Band.

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Schulen; von Raphael allein 112, vom Michel Angelo 40, von Dürer >:w n. s. w.
Neben >00,">00 der kostbarsten Kupferstiche, enthält die Bibliothek 24,000 Bände,
unter welche die, die der Feldherr selber schrieb, nicht die unbedeutendsten sind. Sie
führen folgenden Titel: Instruction für Generäle der österreichischen Armee -- Bei¬
träge zum praktischen Unterricht im Felde -- Grundsätze der Strategie (mehrere
Auflagen, und in's Französische übersetzt). Geschichte des Feldzugs von 1790
in Deutschland und in der Schweiz; mehrere Artikel davon in der militäri¬
schen Zcischrist. -- Erzherzog Karl, der vom Herzog von Sachsen-Taschen gro߬
artige Besitzungen erbte und mehr ein Freund als ein Herr seiner Unter¬
thanen war, lebte in den letzten Jahren in seinem eigenen Hanse sehr mä¬
ßig und eingeschränkt, was sich jedoch nur auf seine Person und seinen Hof¬
staat, nicht aber ans die Armen bezog. Die Verwaltung seiner Güter war,
wie dies allgemein bekannt ist, nicht den glücklichsten Kapacitäten anvertraut, da¬
her vor mehreren Jahren fast ein Ruin hereinbrach; und so kommt es, daß je¬
des Kind nur zwischen !!0 bis 40 tausend Gulden Conv.-M. jährlich als Apa¬
nage vom väterlichen Hause beziehen wird, welche Summe gegenüber gehalten den
Revenüen mancher Banquierstochtcr oder manchen Kindes eines Börsenspekulanten
gering erscheint. Es heißt, daß unter dem jetzigen Besitzer eine energischere Ver-
waltungs-Aussicht der weitläufigen "ud reichen Besitzungen eintreten werde. Der
Kaiser, der durch besonders herzliches Wesen am Todtenbette seines großen Oheims
gegen dessen Kinder sich auszeichnete, hat durch ein Handbillet seine Absicht kund
gegeben, dem großen Feldherrn ein Monument in Wien setzen zu lassen; wir
erwarten, daß dies rascher in's Leben treten wird, als jenes des Feldmar-
schalls Fürsten von Schwarzenberg, welches von Kaiser Franz ebenfalls durch
ein Handbillet beschlossen wurde, aber noch nirgends zu sehen ist. Ebenso ist bis
jetzt die Biographie, zu deren Behuf man der ehrwürdigen Wittwe die kostbarsten
Dokumente und Korrespondenzen abforderte, noch nicht erschienen.


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II.
Ans Paris.

Die Minister. -- Duchatel und Guizot. -- Die Uns-lbststÄndigcn. -- Machtlosigkeit der
Presse. -- Va b-me^e.

Ein Ministerwcchsel, wenn auch nnr ein theilweiser, ist ein so bedeutendes
Ereignis! in jedem Staate, daß sich daran gar manche Folgen knüpfen. Eine
teilweise Aenderung des Vcrwaltungssystcms, -- neue Hoffnungen aller Par¬
teien, - - neue Maßregeln nach allen Seiten hin, -- neue Familien, die sich
in die erste Reihe der Gesellschaft drängen, geben einem solchen Ereignisse über¬
all eine hohe Bedeutung. Und dennoch bin ich heute fast mehr in Verlegenheit,
was ich Ihnen schreiben soll, als zu andern Zeiten, wo über viel weniger hoch¬
wichtige Ereignisse und Begebenheiten zu berichten war. Die Sache ist einfach;
es läßt sich über das welthistorische Ereigniß unendlich viel kohlen, -- aber des
Redens werth ist's nicht. So lange Louis Philipp lebt, wird auch sogar ein


Schulen; von Raphael allein 112, vom Michel Angelo 40, von Dürer >:w n. s. w.
Neben >00,«>00 der kostbarsten Kupferstiche, enthält die Bibliothek 24,000 Bände,
unter welche die, die der Feldherr selber schrieb, nicht die unbedeutendsten sind. Sie
führen folgenden Titel: Instruction für Generäle der österreichischen Armee — Bei¬
träge zum praktischen Unterricht im Felde — Grundsätze der Strategie (mehrere
Auflagen, und in's Französische übersetzt). Geschichte des Feldzugs von 1790
in Deutschland und in der Schweiz; mehrere Artikel davon in der militäri¬
schen Zcischrist. — Erzherzog Karl, der vom Herzog von Sachsen-Taschen gro߬
artige Besitzungen erbte und mehr ein Freund als ein Herr seiner Unter¬
thanen war, lebte in den letzten Jahren in seinem eigenen Hanse sehr mä¬
ßig und eingeschränkt, was sich jedoch nur auf seine Person und seinen Hof¬
staat, nicht aber ans die Armen bezog. Die Verwaltung seiner Güter war,
wie dies allgemein bekannt ist, nicht den glücklichsten Kapacitäten anvertraut, da¬
her vor mehreren Jahren fast ein Ruin hereinbrach; und so kommt es, daß je¬
des Kind nur zwischen !!0 bis 40 tausend Gulden Conv.-M. jährlich als Apa¬
nage vom väterlichen Hause beziehen wird, welche Summe gegenüber gehalten den
Revenüen mancher Banquierstochtcr oder manchen Kindes eines Börsenspekulanten
gering erscheint. Es heißt, daß unter dem jetzigen Besitzer eine energischere Ver-
waltungs-Aussicht der weitläufigen »ud reichen Besitzungen eintreten werde. Der
Kaiser, der durch besonders herzliches Wesen am Todtenbette seines großen Oheims
gegen dessen Kinder sich auszeichnete, hat durch ein Handbillet seine Absicht kund
gegeben, dem großen Feldherrn ein Monument in Wien setzen zu lassen; wir
erwarten, daß dies rascher in's Leben treten wird, als jenes des Feldmar-
schalls Fürsten von Schwarzenberg, welches von Kaiser Franz ebenfalls durch
ein Handbillet beschlossen wurde, aber noch nirgends zu sehen ist. Ebenso ist bis
jetzt die Biographie, zu deren Behuf man der ehrwürdigen Wittwe die kostbarsten
Dokumente und Korrespondenzen abforderte, noch nicht erschienen.


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II.
Ans Paris.

Die Minister. — Duchatel und Guizot. — Die Uns-lbststÄndigcn. — Machtlosigkeit der
Presse. — Va b-me^e.

Ein Ministerwcchsel, wenn auch nnr ein theilweiser, ist ein so bedeutendes
Ereignis! in jedem Staate, daß sich daran gar manche Folgen knüpfen. Eine
teilweise Aenderung des Vcrwaltungssystcms, — neue Hoffnungen aller Par¬
teien, - - neue Maßregeln nach allen Seiten hin, — neue Familien, die sich
in die erste Reihe der Gesellschaft drängen, geben einem solchen Ereignisse über¬
all eine hohe Bedeutung. Und dennoch bin ich heute fast mehr in Verlegenheit,
was ich Ihnen schreiben soll, als zu andern Zeiten, wo über viel weniger hoch¬
wichtige Ereignisse und Begebenheiten zu berichten war. Die Sache ist einfach;
es läßt sich über das welthistorische Ereigniß unendlich viel kohlen, — aber des
Redens werth ist's nicht. So lange Louis Philipp lebt, wird auch sogar ein


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, I. Semester II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341559_271898/323>, abgerufen am 05.05.2024.